Statistiken zur Hinrunde:Was Aubameyang besser kann als Lewandowski

Borussia Dortmund v FC Schalke 04 - Bundesliga

Bester Torschütze der Bundesliga-Hinrunde: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Christopher Gerards

Zu den ehrbarsten Positionen im Fußball gehört die des sogenannten Mittelstürmers. Doch das Berufsbild hat sich stark gewandelt in den vergangenen Jahren, der Mittelstürmer ist zu einem postmodernen Wesen geworden. Früher stand er vorne rum, schoss ein Tor und jubelte lustig; heute ist der Mittelstürmer der erste Verteidiger. Kritiker behaupten sogar, der Mittelstürmer sei vom Aussterben bedroht, sie sprechen von der falschen Neun. Im Refugium Bundesliga kommen jedoch sehr wohl noch einige gattungsähnliche Typen vor, sie heißen Lewandowski, Aubameyang, Müller und Hernández. Die Hinrunde der Saison 2015/16 haben sie entscheidend geprägt. Wer der erfolgreichste, der effektivste und der mannschaftsdienlichste von ihnen gewesen ist? Ein Blick auf die Daten unseres Kooperationspartners Opta verrät es.

  • Die Bundesliga kann sich international blicken lassen

Es ist Pierre-Emerick Aubameyangs historischer Verdienst, dass die Bundesliga sich international wieder blicken lassen kann. In der vergangenen Saison hatte Frankfurts Alexander Meier 19 Tore erzielt; sie genügten, um der beste Torjäger der Republik zu werden. Zeitgleich spielte in Spanien ein Fußballer namens Cristiano Ronaldo, und der schoss präzise 48 Tore. Achtundvierzig.

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(Foto: Screenshot: Opta/SZ)

Und nun? Hat niemand in den fünf größten europäischen Liegen derart viele Treffer erzielt wie Dortmunds Aubameyang: 18. Wobei: Robert Lewandowski vom FC Bayern hat relativ gesehen noch ein bisschen häufiger getroffen; er hat zwar nur 15 Tore erzielt, aber er brauchte dafür weniger Zeit: 82,1 Minuten pro Tor im Vergleich zu Aubameyang mit 87,5 Minuten. Gegen den VfL Wolfsburg brauchte Lewandowski sogar nur neun Minuten, um fünf Tore zu schießen. Es gibt nur einen Spieler in Europas sogenannten Top-Ligen, der den Aubameyangs, Lewandowskis und Meiers Gefühle der Minderwertigkeit vermitteln könnte: Zlatan Ibrahimovic traf für Paris St. Gemain alle 74,8 Minuten ins Tor.

  • Lewandowski oder Aubameyang - wer war wirklich besser?

Dass Robert Lewandowski derart häufig trifft, hat viele Gründe, aber seine Chancenverwertung gehört nicht unbedingt dazu. 34 Großchancen hatte er - und nutzte gerade mal 12 davon. Dortmunds Aubameyang hingegen verwandelte 18 von 30 Großchancen.

Lewandowski kann sich trösten. Er verlange von seinen Angreifern mehr als nur Tore, sagt sein Coach Pep Guardiola. Lewandowski rotiert zum Beispiel gern mal die Position, er ist ins Aufbauspiel des FC Bayern eingebunden. 44,1 Aktionen am Ball hatte er pro Spiel, deutlich mehr als Aubameyang (32,4). Eine Disziplin, in der sich sowohl Lewandowski als auch Aubameyang verbessern können, ist das Kopfballspiel: Nur ein einziges Mal traf der Dortmunder per Kopf, zwei Mal der Münchner.

Wenn Müller trifft, gewinnen die Bayern

  • Müller ist Bayerns Türöffner

Es wäre zu einfach zu behaupten, dass der FC Bayern gewinnt, wenn Thomas Müller trifft. Richtig ist: Der FC Bayern gewinnt auch, wenn Thomas Müller nicht trifft. Allerdings schaden Müllers Tore seinem Verein nachweislich nicht: Keines der 67 Spiele, in denen Müller traf, verloren die Bayern (64 Siege, 3 Unentschieden). Vor allem in dieser Saison schoss Müller spielentscheidende Tore: Fünf Mal erzielte er das 1:0 - so oft wie kein anderer Spieler der Liga. Ohnehin trifft Müller so häufig wie noch nie, schon nach der Hinrunde hat er 14 Tore erzielt. Ein Grund: Müller ist Bayerns diensthabender Elfmeterschütze, allein vom Punkt traf er fünf Mal. Immerhin einmal verschoss er.

  • Chicharito lauert
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(Foto: Screenshot: Opta/SZ)

Müller, Lewandowski, Aubameyang - die Torjäger aus München und Dortmund treffen derart zuverlässig, dass ein Fußballer aus Leverkusen öfter mal vergessen wird, wenn es um die besten Stürmer der Liga geht: Javier Hernández Balcázar, Spitzname: Chicharito. In 22 Pflichtspielen schoss der Zugang von Manchester United 19 Tore, 14 davon in der Liga. Damit traf Chicharito 0,86 Mal pro Spiel - häufiger als Thomas Müller (0,81).

Leverkusens Trainer Roger Schmidt erklärt sich das mit der "Coolness" des Mexikaners, wahlweise auch mit dessen "Näschen": Es kommt vor, dass Chicharito in einem Spiel 73 Minuten nicht auffällt; es kommt aber auch vor, dass er in dem selben Spiel nach 73 Minuten ein Tor schießt - so am Wochenende beim 1:0-Sieg gegen Ingolstadt. Eine Woche zuvor waren ihm sogar drei Tore gelungen, beim 5:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Chicharito gehört, anders als Lewandowski, zwar noch lange nicht zu den besten ausländischen Torjägern der Liga; andererseits läuft sein Vertrag in Leverkusen noch bis 2018.

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