Statistiken zum WM-Endspiel:Kramer hat die besten Zahlen

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Christoph Kramer (rechts) im Gerangel mit Javier Mascherano (Foto: AFP)

Die Argentinier trafen nie aufs Tor, die DFB-Elf dagegen war zweikampfstark und ständig am Ball - das haben auch die Fernsehzuschauer gesehen. Doch die Zahlen zum WM-Finale halten auch Überraschungen parat.

Von Matthias Schmid

Gonzalo Higuaín war an keinem Zweikampf beteiligt. Das sagt die Statistik, der Argentinier sieht es wahrscheinlich anders. In der 57. Minute des WM-Endspiels gegen Deutschland lag der argentinische Stürmer benommen am Boden. Higuaín hatte mit dem mächtigen Körper von Manuel Neuer Bekanntschaft gemacht. Der Bayern-Profi hatte an der Strafraumgrenze den Ball vor dem heraneilenden Argentinier weggefaustet und ihn anschließend noch ziemlich rüde mit seinem rechten Knie aus dem Weg geräumt.

Foul entschied der Schiedsrichter Nicola Rizzoli. Allerdings von Higuaín. Wenigstens das taucht in der Statistik auf. Higuaín konnte es nicht fassen, es war nicht sein Abend, nicht der Abend der Argentinier.

Das war allein schon an der Anzahl der Schüsse auf Neuers Tor zu erkennen: null. Nicht einen Versuch musste Neuer abwehren, zwar schossen die Südamerikaner zehnmal von inner- und außerhalb des Strafraumes in seine Richtung, aber sie gingen alle am Tor vorbei: mal links, rechts, drüber. Der viermalige Weltfußballer Lionel Messi, der hinterher ziemlich traurig seinen Goldenen Ball für den besten Kicker der WM entgegennahm, verfehlte viermal das Gehäuse. So schwach hatten die Argentinier seit der WM 1990 nicht mehr gezielt.

Den deutschen Nationalspielern gelangen immerhin fünf Schüsse aufs Tor, die Keeper Sergio Romero halten musste. Der eingewechselte Mario Götze war mit zwei Abschlüssen dabei der Beste des Spiels, einer ging am Ende rein - und Deutschland feierte seinen vierten WM-Titel.

Die Überlegenheit der deutschen Mannschaft im Endspiel von Rio de Janeiro machte sich natürlich auch in anderen Daten bemerkbar. So kamen sie auf 747 Pässe in den 120 Minuten, während sich die Argentinier nur 427-mal den Ball zupassten. In der ersten Hälfte der regulären Spielzeit waren die Deutschen so häufig am Ball, dass die Argentinier nur 29,8 Prozent Ballbesitz hatten, es ist der niedrigste Wert einer himmelblauweißen Auswahl seit 1966, so lange gibt es die Aufzeichnungen jetzt schon.

Die Statistiker liefern noch weitere überraschende Zahlen zum Finale, aber nicht einmal in der Rubrik "Foul und verbotenes Spiel" waren die Argentinier vor den Deutschen. Alemania kam auf 20 Verfehlungen, Argentina lediglich auf 16.

Verblüffend sind auch die Zweikampfwerte der besten deutschen Kicker. Dass hier Philipp Lahm mit der Traumquote von 100 Prozent ganz vorne steht, war zu erwarten, doch auch Christoph Kramer, der zum ersten Mal in einem internationalen Finale stand, spielte bis zu seiner Auswechslung nach einer halben Stunde ziemlich unerschrocken: Der 23-Jährige gewann ebenso wie Lahm alle Duelle. Zum Vergleich: Toni Kroos, der ihn im defensiven Mittelfeld auf der Sechs ersetzte, entschied 40 Prozent seiner Zweikämpfe für sich.

Und Bastian Schweinsteiger? Der Münchner wurde von Krämpfen geplagt und hatte ein blutverschmiertes Gesicht, doch er stand immer wieder auf und stellte sich den Argentiniern entgegen. Dabei ging er aus 68,8 Prozent seiner Mann-gegen-Mann-Duelle als Sieger hervor. Außerdem imponierte der Münchner mit einer Passquote von 89,5 Prozent, nur übertrumpft von: Christoph Kramer. Der Finalneuling kam auf sagenhafte 90 Prozent.

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