Statistiken zum Deutschland-Spiel:Portugal in der Sackgasse

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Du kommst nicht vorbei: Toni Kroos, Mario Götze und Philipp Lahm (v.l., in weiß) stellen Portugals Joao Moutinho (Foto: Getty Images)

Kein Durchkommen für Ronaldo und Co.: Gegen Portugal überzeugt die DFB-Elf nicht nur in Person von Thomas Müller, sondern auch dank eines dicht gestaffelten Mittelfelds. Dort übertrifft Toni Kroos sogar Philipp Lahm, wie die WM-Analyse des Tages zeigt.

Von Johannes Knuth

Wenn Portugals Cristiano Ronaldo sich am Montagabend Richtung deutsche Hälfte aufmachte, dann erinnerte das manchmal an das Fantasy-Filmepos Herr der Ringe. Dort wird Zauberer Gandalf von einem Balrog, einem Monster aus der Unterwelt, in einen Zweikampf verwickelt. Der Magier schleudert dem Dämon entgegen: "Du kannst nicht vorbei!" Getreu diesem Motto prallte Ronaldo meist an der deutschen Defensive ab. Auch wenn sich ihm kein Zauberer entgegenstellte, sondern ein perfekt gestaffeltes deutsches Mittelfeld.

Kern dieser Formation war die Dreierkette im Mittelfeld, bestehend aus Philipp Lahm, Toni Kroos und Sami Khedira. Wertet man aus, wo sich die Drei vorwiegend herumtrieben - dargestellt in der sogenannten Heatmap - stellt man fest: Das Zentrum war abgeriegelt, vor allem in Hälfte eins. Lahm übernahm den defensiveren Part, Kroos initiierte den Spielaufbau, Khedira trieb sich im gegnerischen Revier herum. Im zweiten Durchgang verlagerte die Dreierkette ihren Aktionsbereich vermehrt in Portugals Hälfte, begünstigt durch eine 3:0-Führung (Daten von unserem Kooperationspartner Opta).

Auch auf den Flügeln liefen Ronaldo und Co. oft in eine Sackgasse. Die deutschen Außenverteidiger Boateng und Höwedes interpretierten ihre Rollen eher defensiv, lauerten in der eigenen Hälfte. Weil Özil und Götze ebenfalls auf den Flügeln aushalfen, erlahmte Portugals Angriffsdrang nach gutem Beginn bald völlig.

Besser als Lahm

Toni Kroos werden gerne gewisse Defizite in der defensiven Mitarbeit nachgesagt. Gegen Portugal musste kein Nebenmann etwaige Schwächen ausgleichen, Kroos beteiligte sich vorbildlich an Pressing und Balleroberung. Der 24-Jährige sicherte sechs Mal den Ball in der Defensive, Khedira sieben, Lahm zehn Mal.

Noch besser war Kroos' Passquote. 96 Prozent seiner Pässe kamen an, damit gewann er sogar die mannschaftsinterne Tageswertung vor Philipp Lahm, der 94 Prozent seiner Pässe an die Mitspieler zustellte.

Kroos' Quote ist vor allem deshalb beachtlich, weil er Zuspiele aus allen Kategorien abrief: kurze Querpässe, lange Seitenwechsel, lange Flachpässe Richtung Sturmspitze, ab und zu mal eine Flanke in den Strafraum, zum Beispiel vor Hummels' 2:0 oder Müllers 3:0. Während Müller der Abschluss vorbehalten war, war Kroos der Mann für die vorletzte Aktion, der Taktgeber.

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