Start in die Bundesliga-Saison:Alle gegen einen

Die Aussicht ist dünn, dass das Monopol des FC Bayern in der heute startenden Bundesliga-Saison gebrochen wird. Andererseits: Was wäre, wenn sich die Trainer der 17 anderen Teams solidarisieren würden?

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Rückblick in die vergangene Saison, Rückblick in den Winter, in den Januar und Februar. Was die Resultate betraf, schien der FC Bayern seine Heimspiele unter Trainer Jupp Heynckes routiniert abzuspulen: 4:2 gegen Bremen, 5:2 gegen Hoffenheim, 2:1 gegen Schalke 04. Eine Bestätigung des Immergleichen. Manifestation der Langeweile für jeden, der nüchtern die Tabelle las.

Wer damals jedoch Zeit hatte, diese Duelle live zu verfolgen, konnte zu einem anderen Eindruck gelangen. Besonders dann, wenn er den Münchner Dreiteiler im Kontrast zur global vergötterten Premier League sah. Das Fazit: Hoppala, so mies ist die Bundesliga gar nicht! Im Gegenteil, West Ham United gegen Brighton & Hove Albion ist doch oft Wildwest. Und wenn Manchester City auf den FC Arsenal prallt, ist auch das bisweilen eine erstaunliche Flipperei mit Ball statt Kugel. Das, was da von der Insel kommt, funktioniert grandios als Unterhaltungsshow, weil jeder mal jeden schlagen kann. Aber zumindest in taktischer Hinsicht ist die Bundesliga nicht jener Winzling, zu dem ihn mancher in seiner Post-WM-Depression jetzt gerade schrumpfen lässt.

Zurück in den Winter, in dem die Heynckes-Bayern kurz gefordert wurden. Bremen führte in München 1:0, Hoffenheim lag 2:0 vorne, ehe sich das Blatt wendete - und sogar die früher oft zartbesaiteten Schalker zeigten eine Pitbull-Mentalität. Es war ein kleiner Trainer-Aufstand, den Bremens Kohfeldt, 35, Hoffenheims Nagelsmann, 31, und Schalkes Tedesco, 32, inszeniert hatten. Niedergeschlagen am Ende zwar, aber nicht brutal versenkt mit 2:9 oder 0:8 wie ehedem der HSV. Und nix hergeschenkt, wie manch älterer Kollege, der - Motto: Kannst da eh nix holen! - in München oft beste Kräfte schonte.

Sogar Bayern selbst sehnt sich nach Rivalität

Zwar ist die Aussicht dünn, dass das Monopol des Serienmeisters jetzt gebrochen wird. Doch sogar beim FC Bayern sehnt man sich - zumindest öffentlich - nach Rivalität, zu viele Siege machen träge. Da dieser Liga jedoch jenseits von Robben und Lewandowski die Stars fehlen, klafft jenseits von München eine Prominenten-Lücke. Nun aber bietet sich plötzlich die Zunft der Trainer als bunt gemischte Alternative an. Denn neben Kohfeldt, Nagelsmann, Tedesco, diesem frühreifen U 35-Trio, gibt es einige ältere Unikate, die gewiss nicht feig sind: vornedran stets Freiburgs Streich, der Gesellschaft bekam, als Rangnick in Leipzig, Favre in Dortmund oder Funkel in Düsseldorf der Liga ihr Comeback erklärten.

Und jetzt mal revolutionär gedacht: Wenn sich 17 Trainer solidarisieren, wenn sie sich in die Hand versprechen, gegen ihren 18. Kollegen, gegen Niko Kovac, immerzu nur das Mutigste zu planen - ja sollte so ein Aufstand gegen den Serienmeister dann nicht schon vor dem Jahr 2101 gelingen? Einmal wenigstens?

Die Trainer könnten die Stars dieser Saison werden. Als sei er sich dessen gewiss, bläst Julian Nagelsmann frech die Trompete: Er wolle, hört!, hört!, die Dominanz des FC Bayern brechen; er wolle selber Meister werden, jetzt, sofort. Mit Hoffenheim! Mit gerade 31! Das ist ein Tonfall, der die Münchner reizen und einen harten Rückstoß provozieren dürfte. Will er den aushalten, schafft er das nicht allein, dazu braucht er die Kollegenhilfe.

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