Start der Handball-Bundesliga:Endlich ein neuer Favorit

Völlig neues Bild in der Handball-Bundesliga: Der THW Kiel streift die Favoritenrolle ab, die SG Flensburg-Handewitt nimmt sie zögerlich an. Michael Kraus startet einen Neuanfang, ein Welthandballer begeistert Wetzlar - nur Frank Rost ist schon wieder weg. Zehn Fakten zum Start der Handball-Bundesliga.

Von Carsten Eberts

Start der Handball-Bundesliga

Neue Töne aus Kiel

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(Foto: dpa)

Völlig neues Bild in der Handball-Bundesliga: Der THW Kiel streift die Favoritenrolle ab, Flensburg nimmt sie zögerlich an. Michael Kraus startet einen Neuanfang, ein Welthandballer begeistert Wetzlar - nur Frank Rost ist schon wieder weg. Zehn Fakten zum Start der Handball-Bundesliga. Neue Töne aus Kiel: Sie geben sich alle Mühe beim THW Kiel. Favoriten seien andere, heißt es. Es sei sogar nicht mal ein "Beinbruch", wenn in dieser Saison jemand anders deutscher Meister werde, sagt Aufsichtsratboss Klaus-Hinrich Vetter. Das sind gänzlich neue Töne vom Platzhirschen, jedoch kommen die Äußerungen nicht von ungefähr. Der THW hat den kräftigsten Umbruch seit vielen Jahren hinter sich, mit Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Momir Ilic und Kapitän Marcus Ahlm verließen gleich vier stilprägende Kräfte den Verein. Dem gegenüber stehen größtenteils junge Zugänge wie Keeper Johan Sjöstrand, Rückraumspieler Wael Jallouz und Spielmacher Rasmus Lauge Schmidt. Das Supercup-Finale gegen Flensburg ging schon mal verloren (26:29). "Wir wussten vorher, dass wir noch sehr viele Baustellen haben", sagt Trainer Alfred Gislason (hinten im Bild), "und die sind immer noch da."

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Alle schauen auf Flensburg

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Alle schauen auf Flensburg: Wer ist denn nun der Favorit in dieser Saison? Viele sagen: die SG Flensburg-Handewitt. Anders als die Nachbarn aus Kiel und Hamburg verfügt die SG über eine eingespielte Mannschaft, was das Team schon beim 29:26 im Supercup gegen den THW Kiel bewies. Und langsam, ganz langsam legt die SG auch die Scheu vor der Favoritenrolle ab. "Der Sieg ist ein gutes Zeichen für die kommende Saison", sagt Trainer Ljubomir Vranjes, "ich möchte mehr." Nationalspieler Holger Glandorf ergänzt: "Wichtig war zu sehen, dass wir auch den THW schlagen können in wichtigen Spielen. So kann es gerne weitergehen." Schon die ersten Spiele werden Aufschluss darüber geben: Zu Saisonbeginn trifft Flensburg unter anderem auf Göppingen, Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen.

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Sparkurs in der Bundesliga

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(Foto: dpa)

Sparkurs in der Bundesliga: Seit zwei Jahren herrscht in der Handball-Bundesliga ein Neuverschuldungsverbot, die Klubs verzichten deshalb auf große finanzielle Sprünge. Die Etats sinken leicht, nach 73,2 Millionen Euro im Vorjahr plant die Liga einer dpa-Umfrage zufolge nun mit 72,8 Millionen Euro. "Da wird insgesamt mit weniger Risiko gewirtschaftet", erklärt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann (im Bild): "Wir waren zwischenzeitlich da, dass wir Spielergehälter hatten, die sich die Klubs kaum noch leisten konnten. Und trotzdem wurden die bezahlt." Nach dem Willen des Ligaverbandes sollen sich die Vereine in Zukunft finanzielle Reserven anlegen. Einmal mehr hat der THW Kiel mit neun Millionen Euro den größten Etat. Das wenigste Geld haben die Aufsteiger ThSV Eisenach und TV Emsdetten mit je 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

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Michael Kraus in Göppingen

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Michael Kraus in Göppingen: Eines der spannendsten Experimente findet in Göppingen statt. Dort hat Frisch Auf Göppingen seinen verlorenen Sohn Michael Kraus zurückgeholt - und die Liga fragt sich: Kriegt der Klub das größte Versprechen im deutschen Handball wieder hin? In seinen drei Jahren beim HSV Hamburg konnte Kraus nie konstant überzeugen. Nur punktuell zeigte er sein Können, beispielsweise beim Final Four um die Champions League, das der HSV auch dank Kraus gewann. "Es fühlt sich gut und richtig an", sagt Kraus über seine Rückkehr nach Göppingen. Gemeinsam mit seinen alten Kollegen will er "für Furore sorgen". Allerdings nicht nur in der Bundesliga. "Es ist sicherlich mein Anspruch, in der Nationalmannschaft zu spielen", sagt Kraus. Das hat er vor allem selbst in der Hand.

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Starke Außenseiter

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(Foto: dpa)

Starke Außenseiter: An der Spitze ist die Liga enger zusammengerückt. Und auch dahinter sind die Abstände geringer geworden. Das sagen zumindest jene, die ganz oben erwartet werden. HSV-Trainer Martin Schwalb hat ein Plädoyer für frühere Mittelklassemannschaften wie Hannover, Göppingen, Magdeburg (im Bild Michael Haaß) oder Melsungen gehalten. "Die Bundesliga ist in dieser Konstellation die spannendste seit Jahren", sagte Schwalb. Die genannten Klubs seien "nicht weit weg von den Top fünf, wenn nicht sogar auf Augenhöhe". Auch HBL-Geschäftsführer Bohmann findet: "Wir können uns auf eine Saison mit viel größerer Ausgeglichenheit und Spannung freuen."

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Kurzer Auftritt von Frank Rost

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(Foto: dpa)

Kurzer Auftritt von Frank Rost: So schnell wie er kam, war er auch wieder weg. Das Experiment, einen populären früheren Fußballtorwart im Management eines Handball-Erstligisten zu installieren, ist grandios gescheitert. Nur knapp sechs Wochen war Frank Rost im Amt, dann schmiss er hin. Offiziell, weil er sich bei Spielertransfers nicht eingebunden fühlte. Zuvor war jedoch von Verwerfungen auf der Geschäftsstelle die Rede gewesen, Rost soll manche Angestellte gar als "Messis" bezeichnet haben (den Fußballer meinte er nicht). "Wir wollten mit seiner Verpflichtung eigentlich Probleme lösen und keine neuen schaffen", sagt Präsident Matthias Rudolph. Offiziell wurde Rost freigestellt, das Grußwort im Saisonheft notdürftig überklebt. Nun stellt sich der Klub auf einen Rechtsstreit ein. "Das ist für beide Beteiligten sehr schlecht", sagt Rudolph, "wir wollten das eigentlich vermeiden."

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Umbruch beim HSV Hamburg

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(Foto: dpa)

Umbruch beim HSV Hamburg: Auch ohne Frank Rost geht der HSV in eine verheißungsvolle Saison. Der Klub hat in Igor Vori zwar einen stilprägenden Akteur verloren (Vori wechselt nach Paris), allerdings ansonsten fast alle Spieler bekommen, die Trainer Martin Schwalb wollte: Der Spanier Joan Canellas (links im Bild) könnte auf Anhieb einer der prägenden Akteure werden, auch der kroatische Abwehrhüne Davor Dominikovic und der Serbe Petar Drjordjic wurden von mehreren Vereinen umworben. "Es wird ein halbes Jahr dauern, bis jeder Spieler nachts um drei weiß, was wir spielen", wirbt Schwalb um etwas Zeit. Die bekommt er allerdings nicht: Schon am Freitag geht es ins entscheidende Spiel um die Qualifikation um die Champions League gegen die Füchse Berlin, nach dem 30:30 im Hinspiel müssen die Hamburger eine weitere sehr gute Leistung abrufen.

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Streitobjekt Silvio Heinevetter

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(Foto: dpa)

Streitobjekt Silvio Heinevetter: Nicht nur Frank Rost, auch Silvio Heinevetter hat fleißig geholfen, die Meldungsspalten in den nachrichtenarmen Sommermonaten zu füllen. Seit 2009 ist der Nationaltorhüter das Gesicht der Füchse Berlin, äußerte zuletzt jedoch vereinzelt den Wunsch nach einer Luftveränderung. Prompt tat der HSV Hamburg kund, der Klub wolle Heinevetter in die Hansestadt locken. Sehr zum Unmut der Füchse. "Ich bin über das Vorgehen des HSV Hamburg ein Stück weit enttäuscht. Hier werden Gehälter aufgerufen, die ein Verein, der sich selbst refinanzieren muss, nicht aufbringen kann. Das ist schon eine Art Wettbewerbsverzerrung", sagte Präsident Frank Steffel. So hoch kann das Angebot des HSV nicht gewesen sein, denn Heinevetter unterschrieb kurz vor dem Ligastart bis 2018 in Berlin, bezeichnete seinen Verbleib als "logische Konsequenz". Wozu dann das ganze Theater?

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Welthandballer in Wetzlar

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(Foto: dpa)

Welthandballer in Wetzlar: Ivano Balic, 34, hat in seiner Karriere viel erreicht. Er prägte die goldene Handball-Ära seines Geburtslandes Kroatien, wurde Weltmeister und Olympiasieger, 2003 und 2006 sogar zum Welthandballer gewählt. Diese Erfolge sind einige Jahre her, trotzdem ist Balic immer noch eine große Nummer. Vor allem für die HSG Wetzlar: Nach der Insolvenz seines Teams Atlético Madrid schaute sich Balic nach einem neuen Arbeitgeber um; die Sehnsucht nach finanzieller Planungssicherheit war nach dem Madrider Chaos wohl so groß, dass er in der hessischen Provinz landete. "Die HSG Wetzlar ist ein sehr seriös geführter Verein", lobt Balic, "mir wurde schnell das Gefühl gegeben, dass ich gebraucht werde." Ganz nebenbei dürfte er Wetzlar eine mediale Aufmerksamkeit bescheren, die der bescheidene Klub bislang nicht mal erahnen konnte.

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Hoffnung beim VfL Gummersbach

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(Foto: imago sportfotodienst)

Hoffnung beim VfL Gummersbach: Ein Bild aus guten, alten Zeiten: Heiner Brand (blaues Trikot) fliegt in den Kreis. Damals dominierte der VfL Gummersbach die Bundesliga, heute ist der Klub froh, dass er noch mitspielen darf. Im vergangenen Jahr gehörte der VfL lange zu den Abstiegskandidaten, erhielt abermals die Lizenz nur knapp. Nun sehnt sich der Verein nach ruhigeren Zeiten. Mit Nationaltorhüter Carsten Lichtlein, Mark Bult, Andreas Schröder, Florian von Gruchalla und Joakim Larsson hat sich Gummersbach angemessen verstärkt, zudem weihte der Klub vor kurzem seine neue Arena ein. "Ich glaube, dass wir positiv durch die neue Saison kommen werden", sagt Geschäftsführer Frank Flatten. Wie es negativ geht, musste Gummersbach in der vergangenen Spielzeit mit ansehen: Da stieg der TV Großwallstadt ab, neben dem VfL die zweite Handball-Großmacht vergangener Tage. Gummersbach hat sich noch einmal retten können. Der TVG spielt nun gegen Bietigheim, Hildesheim und Rimpar. (Mit Material von dpa und sid)

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