Start der DEL:Prügel aus Vorfreude

Start der DEL: Kölner und Mannheimer Spieler prügeln sich auf dem Eis.

Kölner und Mannheimer Spieler prügeln sich auf dem Eis.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Eishockey-Spieler der Kölner Haie und der Adler Mannheim liefern sich schon am zweiten Spieltag eine aufreibende Massenschlägerei. Die frühe Euphorie ist kein Zufall: Die 20. DEL-Spielzeit dürfte spannend werden.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Eine Massenschlägerei am zweiten Spieltag im Eishockey ist wie ein Kaufhaus-Sturm zwei Wochen vor Sommerschlussverkauf. Normalerweise mangelt es in solch frühem Saisonstadium ja am Elan zum Raufen. Doch für den Faustkampf zweier Alphateams in einem Prestigeduell kann es nie früh genug sein. Als im Krimi zwischen den Kölner Haien und den Mannheimer Adlern die Verlängerung lief, waren die Strafbänke überfüllt.

Fünf Mannheimer und sechs Kölner saßen wegen Überhitzung in der viel zu engen Kühlbox. Die Zuschauer auf der Haupttribüne holten ihre Smartphones heraus und fotografierten die dicht an dicht hockenden Sünder. Das Publikum johlte. Eine zünftige Prügelei gegen Ende eines Eishockeyspiels war schon immer nach dem Gusto der Kundschaft. Die Saison geht ja gut los.

Die Deutsche Eishockey-Liga ist am Wochenende in ihre 20. Spielzeit gestartet und hat den Fans am Rhein gleich im zweiten Spiel das ewig launische Duell zwischen Köln und Mannheim geschenkt. Als die Haie das Penaltyschießen und folglich das Spiel mit 4:3 gewonnen hatten, jubelte die Masse, als sei man bereits ins Finale eingezogen. Solch frühe Euphorie ist kein Zufall.

Köln und Mannheim haben Großes vor. Die beiden besten Klubs der ewigen DEL-Tabelle haben etwas gutzumachen. Die Kölner haben zuletzt das Endspiel gegen Berlin verloren. Die Mannheimer waren bereits im Viertelfinale gegen Wolfsburg ausgeschieden. "Gegen Wolfsburg kann man mal verlieren", sangen die Kölner Fans am Sonntagabend gehässig. Eishockey-Fans wissen genau, womit sie ihre Kontrahenten ärgern können.

"Das war ein sehr, sehr gutes Eishockey-Spiel für einen zweiten Spieltag", sagte Mannheims Trainer Harold Kreis hinterher anerkennend. Er war sich einig mit dem Kölner Coach Uwe Krupp, der "super Eishockey" lobte und erklärte, warum in dieser Jubiläumssaison genau solches super Eishockey auch nötig sein wird, um am Ende um den Titel mitzuspielen. "Hier hat kein Klub den zehnfachen Etat der restlichen Konkurrenz wie beim Fußball", sagt Krupp.

"Selbst die sogenannten gallischen Dörfer liegen nicht sehr weit unter dem Durchschnitt." Das Fachblatt Eishockey-News taxiert den Etat des EHC München auf 5,8 Millionen Euro, dahinter kommen Berlin (4,8), Mannheim (4,7) und Köln (4,5), am Ende der Aufsteiger Schwenningen mit zwei Millionen Euro. "Die Liga ist eine ausgeglichene Kiste", sagt Krupp. "Mannheim ist auf dem Papier die stärkste Mannschaft, dahinter wird es eng."

Die Saison ist wie ein Marathon

Harold Kreis grinst, wenn er das hört. "Papier ist geduldig", sagt er, und wenn man ihn fragt, wer seiner Meinung nach auf dem Papier die stärkste Mannschaft ist, dann überlegt er kurz und sagt im Tonfall eines Quizshow-Kandidaten: "Ich nehme Köln." Die Retourkutsche ist aber schon ernst gemeint.

Der Finalist Köln hat sich personell kaum verändert. Der zweitbeste Scorer Felix Schütz ist ins russische Wladiwostok gewechselt, dafür ist aber Marcel Müller wieder da, und wenn Marco Sturm kein Engagement in der nordamerikanischen NHL bekommt, dann wird er vermutlich auch zurückkehren.

Die Haie werden kaum schlechter sein als 2012/2013, aber das gilt für die Mannheimer genauso. Sie haben sich unter anderem mit Kai Hospelt aus Wolfsburg verstärkt sowie mit Jochen Hecht, der nach 15 Jahren in der NHL zum Karriere-Ausklang in seine Geburtsstadt Mannheim zurückgekehrt ist.

Hecht könnte ein wichtiger Mann werden für die Adler und den Trainer Kreis, dem der Rückhalt des allmächtigen Gesellschafters Daniel Hopp abhanden gekommen zu sein scheint. Hopp wahrte Vertrauen in den 54-jährigen Kanadier Kreis und sagte vor Beginn dieser Saison: "Wir haben gewisse Erwartungen."

Dass der Druck auf Kreis und die Mannschaft noch größer ist, mag er nicht bestätigen. "Ach, ich mag das Wort Druck nicht", sagt er. "Aber die Erwartungen in Mannheim sind natürlich immer sehr groß, ich verleugne nicht, dass wir immer um die Meisterschaft mitspielen sollen." Aus dem 2:1-Sieg zum Auftakt gegen Schwenningen und der 3:4-Niederlage in Köln gibt es noch nichts heraus zu interpretieren. Die Hauptrunde geht über 52 Spiele, danach kommen Pre-Playoffs und Playoffs.

So eine Eishockeysaison ist ein Marathon-Lauf und wird erst spät entschieden. Deshalb war es überraschend, dass die Kölner und Mannheimer sich im Duell am zweiten Spieltag gleich so aufgerieben haben. Doch diese Leidenschaft deutet auch darauf hin, dass die 20. Saison der DEL eine emotionale und spannende werden dürfte. Die Haie und die Adler haben das passende Hors d'oeuvre serviert.

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