Start der BBL-Saison:FC Bayern zieht die Liga mit

28 05 2014 Basketball BBL EWE Basklets Oldenburg FC Bayern München v l Bryce Taylor FC Bayer

Dominanter Bryce Taylor vom dominanten FC Bayern (beim Spiel gegen EWE Baskets Oldenburg)

(Foto: imago sportfotodienst)

Neue Regeln, namhafte Zugänge und ein umfassender TV-Deal: Die Basketball-Bundesliga geht in eine Spielzeit, die Maßstäbe setzen soll. Nie war die Konkurrenz größer. Alles Wichtige zum Auftakt.

Von Jonas Beckenkamp

Wer räumt den FC Bayern aus dem Weg?

In der Welt des Fußballs und des Basketballs gibt es nun eine Parallele: Der FC Bayern dominiert die Szene - wer Meister werden will, muss das Münchner Großprojekt aus dem Weg räumen. Der erste Liga-Triumph seit 1955 war wohl nur der Anfang, jetzt soll es eine Ära geben, die an die Titel-Hamstereien von Bayer Leverkusen, Alba Berlin und zuletzt Bamberg erinnert. Die Bayern sind auch dieses Jahr erster Ansprechpartner bei der Vergabe der BBL-Trophäe.

Kein Kader ist so tief wie der des Titelverteidigers, kein Standort verfügt über so viel Geld und nirgends herrschen höhere Ansprüche. Langeweile ist trotzdem nicht zu erwarten, denn auch anderswo sind die Ambitionen gehörig. Alba Berlin bewies beim Champions Cup, dass eine eingespielte Mannschaft die durcheinandergewürfelten Münchner piesacken kann. Der zweite große Rivale der Bayern kommt aus Bamberg, wo ein umgebautes Team, ein neuer Trainer und der investitionsfreudige Mäzen Michael Stoschek nach der Meisterschaft streben. Hinter den großen Drei planen Ulm, Quakenbrück und Oldenburg den Aufstand - und das mit Nachdruck: Alle drei haben sich gut verstärkt.

Neue Gesichter, bekannte Namen

In den Klubs kam es zu weitreichenden Verschiebungen - die prominenteste Personalie ist der Wechsel von Anton Gavel aus Bamberg nach München. Nach einigem Gezerre gelang es den Münchnern, den Slowaken mit deutschem Pass zu locken. Mit ihm bekommt Trainer Svetislav Pesic einen unermüdlichen Arbeiter, Dreierspezialisten und Defensivterrier. Hinzu gesellt sich das serbische Trio Vasilije Micic, Dusko Savanovic und Vladimir Stimac.

In Bamberg ist kaum noch Personal aus dem vergangenen Jahr übrig. Sportdirektor Heyder hat sich in den Nachwuchsbereich zurückgezogen, Trainer Chris Fleming wurde durch den Italiener Andrea Trinchieri ersetzt und die Mannschaft einer radikalen Kur unterzogen. Große Hoffnungen wecken Nationalspieler Daniel Theis, der aus Ulm kam, sowie der amerikanische Aufbauspieler Brad Wanamaker (er war zuletzt in Italien aktiv). Bei Alba richten sich die Blicke auf Flügelspieler Niels Giffey, der nach seiner höchst erfolgreichen College-Karriere erstmals Profi-Basketball spielt. Neben ihm verstärken Alex Renfroe, Jamel McLean und der Euroleague-erfahrene Marko Banic den Kader.

Prominente ​Rückkehrer

Giffey (er stammt ursprünglich aus der Alba-Jugend) ist nicht der einzige, der aus der Fremde zurückkommt. Christian Standhardinger siedelt von der Uni in Hawaii zum Mitteldeutschen BC über. Der gebürtige Münchner will sich nach fünf Jahren in den USA in der BBL weiterentwickeln. Gleiches gilt für Nationalspieler Tim Ohlbrecht, der nach Ausflügen in die NBA und deren Unterliga in Ulm einen Neuanfang versucht. Weniger sportliche, denn private Gründe haben bei der Wiederkehr von Jan Jagla nach München den Ausschlag gegeben. Der frühere Nationalspieler trägt nach einem Jahr in Berlin nun wieder das Bayern-Trikot, weil seine Frau Ivana ein Kind erwartet. Es lebt sich schlicht einfacher, wenn Opa und Onkel in spe in derselben Stadt wohnen. Ihre Namen: Svetislav und Marko Pesic, beide in leitenden Positionen beim FC Bayern.

Münchner Taktik-Umschwung

Nicht nur wegen Jagla dürfte sich einiges ändern im Spiel des Meisters. Der Weggang des Ligabesten Malcolm Delaney wiegt schwer - ihn zu ersetzen wird eine Herausforderung. Coach Pesic sagt: "Bei Delaney dachte ich, dass er noch ein Jahr bei uns spielt, dann in die NBA wechselt. Aber er hat sich für das Geld entschieden. In Krasnodar verdient er 1,1 Millionen Euro netto pro Saison. Da können wir nicht mithalten." Mit dem Riesentalent Micic haben die Bayern einen völlig anderen Spielertypus verpflichtet. Während Delaney die Dinge oft alleine löste, wollen die Münchner jetzt auf schnelles Passspiel und Team-Basketball setzen. Wie der 20-jährige Serbe mit seiner Rolle als Anführer klarkommt, wird darüber entscheiden, ob der Systemumbau funktioniert.

Zusatzbelastung durch internationale Spiele

Die Teilnahme an der Euroleague ist für die Topklubs mitunter eine Tortur. Neben den 34 Saisonspielen in der BBL und den anschließenden Playoffs stehen den Teilnehmern im Fall einer Qualifikation der Top16-Runde weitere 24 Partien bevor - wer sich im Wettbewerb hält, muss auch international Playoffs betreiten. Bayern und Berlin drohen strapaziöse Monate: muskelfaserreißende Phasen mit fünf Auftritten binnen zehn Tagen inklusive. Münchnens Sportdirektor Marko Pesic monierte die Belastung ausgiebig. "Die Bundesliga muss den Mannschaften, die international tätig sind, Chancengleichheit ermöglichen. Dafür müsste sie jedoch den nationalen Spielplan den Europapokalwettbewerben anpassen, so wie dies in Spanien, Italien oder der Türkei längst geschieht", sagte er. Eine erneute Debatte um Überbelastung düfte nicht lange auf sich warten lassen.

Revolutionäres für die Zuschauer

Bundesliga im TV - und alle Spiele im Netz

Hier wird es revolutionär: Zum ersten Mal werden alle BBL-Partien der Hauptrunde, der Playoffs und des Pokals live übertragen. Möglich macht das ein neuer Vierjahresvertrag mit der Telekom. Für Kunden des Bonner Unternehmens mit Laufzeitvertrag und Internetflat ist das Angebot kostenlos, alle anderen Interessierten können es gegen eine Gebühr monatlich buchen. Unter www.telekombasketball.de gibt es zudem Höhepunkte und alle Spiele zeitversetzt in voller Länge. Der frühere Bundestrainer Dirk Bauermann soll einige Begegnungen als Experte analysieren. Zusätzlich gibt es im Free-TV wie bisher mindestens 50 Spiele bei Sport1 zu sehen.

Feste Tipp-Off-Zeiten

Damit es im neuen Medienzeitalter kein Kuddelmuddel gibt und die Fans wissen, wann sie einschalten müssen, hat die Liga Regel-Tip-off-Zeiten festgelegt. Demnach wird in erster Linie freitags um 20 Uhr, samstags um 18 und 20 Uhr sowie sonntags um 15 und 17 Uhr gespielt. "Diese Zeiten werden uns dabei helfen, das Produkt zu etablieren", sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. Verschiebungen im Spielplan wird es aber weiterhin geben - auch, weil acht Vereine international antreten. "Je weiter unsere Klubs kommen, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns den neuen Gegebenheiten und Terminen anpassen müssen", bekannte Pommer.

Regeländerung nach Offensiv-Rebound

Der europäische Basketball holt im Vergleich zur amerikanischen Version auf - jetzt soll eine Regel aus den USA das Spiel in Deutschland schneller machen. Greift sich eine Mannschaft nach einem eigenen Fehlwurf erneut den Ball, bleiben nur noch 14 Sekunden für einen Abschluss. Bisher gab es im Fall eines Offensiv-Rebounds neue 24 Sekunden - diese Zeitspanne hat eine Mannschaft normalerweise zur Verfügung, um bei einem Angriff auf den Korb zu werfen. Gerade in engen Partien wird die Regeländerung dazu führen, dass bis zum Ende mehr Spannung möglich ist.

Videobeweis

Was im Fußball weiterhin umstritten ist, wird im Basketball Wirklichkeit: Die 18 Bundesligisten einigten sich darauf, technische Hilfsmittel zuzulassen. Damit dürfen die Schiedsrichter während der Partien das sogenannte "Instant Replay" nutzen und Entscheidungen durch die Nutzung von TV-Bildern überprüfen. Zudem dürfen die Fernsehbilder im Nachhinein genutzt werden, um zum Beispiel über nachträgliche Sperren bei nicht geahndeten Fouls zu entscheiden.

"Es war der Wunsch der Klubs, den Schiedsrichtern und der Spielleitung, in fest definierten Fällen technische Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen", sagte Pommer. Allerdings sollen die Unparteiischen die neuen Möglichkeiten nur in wirklich strittigen Szenen einsetzen. "Es soll nicht so sein, dass jede zweite Entscheidung überprüft wird. Ich denke, das wird nicht öfter als 50 Mal in der kompletten Saison zum Einsatz kommen."

Gastspiel der NBA in Berlin

Das Lob für Alba-Coach Sasa Obradovic kam von ganz oben. NBA-Meistertrainer Gregg Popovich von den San Antonio Spurs erklärte: "Ich kenne Obradovic persönlich und weiß um seine Erfolge. Er ist einer der besten Coaches in Europa. Er könnte definitiv auch NBA-Trainer sein." Anlass für Popovichs Eloge ist ein Gastspiel der Texaner bei Alba Berlin am 8. Oktober. Für die Amerikaner mag es nur ein Test sein, für die deutsche Hauptstadt bedeutet der Auftritt der Spurs ein Riesenspektakel.

Im Rahmen der "NBA Global Games" gastieren Größen wie Tim Duncan und Tony Parker erstmals in Deutschland - die Halle wird mit 14 500 Zuschauer voll sein, auch das Fernsehen ist dabei. Eine ähnliches Remmidemmi gab es vor zwei Jahren: Damals absolvierte Alba ein Vorbereitungsspiel gegen die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki. "Für uns ist das ein absolutes Highlight", sagte Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. Für ihn ist die Partie ein kleiner Triumph: Ein NBA-Team als Gegner hätten sicher auch die Bayern gerne gehabt.

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