·:Ständchen zum Einstand

Michael Ballack stellt sich beim FC Chelsea artig vor.

Michael Ballack ist reif für die Insel. Als ob er seinen Neuanfang in England auch äußerlich demonstrieren wollte, stellte sich der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Los Angeles im Trainingslager seines neuen Arbeitgebers FC Chelsea mit modischer Kurzfrisur der Presse.

"Der Umzug ins Ausland und die Premier League sind eine große Veränderung für mich, aber ich habe eine neue Herausforderung gebraucht. Nach dem Highlight WM und dem Alltag bei Bayern habe ich jetzt eine neue Motivation", sagte der 29-Jährige.

"Ich bin sehr gut aufgenommen worden, aber ich weiß, dass ich mich durchbeißen muss." Braun gebrannt, entspannt und gut gelaunt präsentierte Ballack im feudalen Beverly Hills Hotel sein neues Trikot mit der Nummer 13.

Amüsierte Kollegen

Der Plausch mit Reportern war der angenehme Teil seiner ersten Arbeitstage. Wie jeder Neue muss sich auch der deutsche Superstar einer skurrilen Chelsea-Tradition stellen und zum Einstand ein Ständchen geben. Vor versammelter Mannschaft muss jeder Neuankömmling auf einem Stuhl stehend ein Lied singen, bis die amüsierten Kollegen um Ruhe bitten.

Wie der zweite prominente Einkauf Andrej Schewtschenko hat Ballack gewaltigen Bammel vor dieser Mutprobe. "Das ist eine lästige Pflicht. Ich weiß noch nicht, was ich singe, aber ich werde es sehr kurz halten", sagte der in Deutschland dreimal zum Fußballer des Jahres Gewählte auf Englisch und wirkte dabei ungewohnt schüchtern. Ein Dolmetscher half ihm gelegentlich aus der Klemme.

Von der Arbeitsweise einzelner englischer Medien bekam er schon im Urlaub auf Sardinien einen Vorgeschmack, als er von Paparazzi gejagt wurde. Im Training ging es dagegen bisher ruhiger zu. Seine ersten beiden Arbeitstage auf dem Gelände der Elite-Uni UCLA hatten wenig mit der Konditionsbolzerei zu tun, die er beim FC Bayern unter Felix Magath gewohnt war.

Klinsmann zu Besuch

Selbst der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann schaute vorbei. Taktische Anweisungen und Übungen mit dem Ball standen im Vordergrund. Der Konkurrenzkampf unter den Kickern, darunter immerhin 17 WM-Fahrer, ist groß genug.

"Ich spiele da, wo mich der Coach hinstellt. Chelsea kennt meine Stärken, deshalb haben sie mich geholt, aber das Mittelfeld ist vorzüglich besetzt. Es wird kein Selbstläufer", sagte Ballack artig. "Es macht mir nichts aus, nicht mehr der große Chef zu sein, denn ich bin Teil eines großen Teams. Im Moment beobachte ich viel und sauge alles auf."

Ballack, mit einem Jahresgehalt von sieben Millionen Euro einer der Topverdiener im Team, gilt als gesetzt und soll im Mittelfeld an der Seite von Frank Lampard, Michael Essien, Claude Makelele und Joe Cole das Offensivspiel variantenreicher und torgefährlicher machen. "Mit Michael sind wir noch besser aufgestellt und schwerer auszurechnen. Er spielt intelligent, hat sich gut integriert", sagte Coach Jose Mourinho.

Bis zum Saisonstart am 20. August bei Manchester City bleibt zum Feinschliff nicht mehr viel Zeit. Am Donnerstag fliegt die Mannschaft nach Chicago, wo am Samstag ein Testspiel gegen ein All-Star-Team der Profiliga Major League Soccer (MLS) ansteht und Ballack vermutlich seinen Einstand geben wird.

"Ich kann es kaum erwarten, mit diesen tollen Spielern spielen zu dürfen. Wir wollen alle die Champions League gewinnen", sagte der 70-malige Nationalspieler. Wenn er erst einmal gesungen hat, wird alles einfacher.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: