Stadionstreit in München:Subtiler Druck

In diesem Monat soll und muss sich entscheiden, ob der Umzug der Löwen ins Olympiastadion gelingt. Dafür muss 1860 dem FCB etwas anbieten.

Gerald Kleffmann

Offiziell heißt es bei 1860 München: Es gibt nichts zu sagen. Franz Maget sagt das, der Vizepräsident der Löwen, und natürlich hat er recht. In diesem Monat soll und muss sich entscheiden, ob der Umzug der Zweitliga-Fußballer aus der Arena in das Olympiastadion zur neuen Saison gelingt. Jeder voreilig verbreitete Zwischenton kann dieses Vorhaben gefährden, und dass es in der Tat um eine heikle Verhandlungsmission geht, leuchtet ein, wenn man sich die zwei Parteien, die sich noch nicht einig sind, an einem Tisch vorstellt: links der FC Bayern, rechts der TSV 1860, und das in einer Zeit, in der beide Seiten sich einander vor Gericht bearbeiten, Stichwörter Catering-Prozess und Arena-Vertrag. Dass die Löwen aber Zugeständnisse liefern müssen, wenn sie die Aufkündigung des Mietverhältnisses bewerkstelligen wollen, ist anzunehmen. Uli Hoeneß, Präsident des FCB, erhöhte diesbezüglich subtil den Druck und sagte nun: "Wir äußern uns erst, bis das Thema Gerichtsprozess zu Ende ist." Das lässt sich so verstehen, dass 1860 seine Klage zurückziehen soll.

Eines steht in jedem Fall fest: Die Bayern haben neuerdings wieder die besseren Karten, und das bekommen die Löwen zu spüren. Die Bayern stellen weiterhin öffentlich auf Durchzug, nicht sie wollen ja etwas von den Löwen, es ist andersherum. Wenn es die Bayern wirklich ernst meinen damit, bis zum nächsten Gerichtstermin am 14. Juli kein Wort mehr mit den Sechzigern zu wechseln, hätte sich der Umzugswunsch der Löwen von alleine erledigt. Ein in der Tat ordentliches Druckmittel ist das. Am 6. Mai, wenn der Olympiapark-Aufsichtsrat tagt und über Umbauten im Stadion entscheidet, muss schließlich klar sein, ob der Fußball zurückkehrt. Dass die Stadt als Eigentümerin darauf drängt, erschließt sich anhand finanzieller Gründe. 1860 wäre eine neue und erträgliche Einnahmequelle.

Die Frage wird also sein, wer und wie sich 1860 den Bayern nähern wird und was man anzubieten hat. Möglich wäre ein Verzicht der Klage, die den Bayern bei negativem Ausgang eine Millionensumme einbringen könnte. Möglich - zumindest theoretisch- ist aber auch eine Zahlung einer großen Summe, um sich frei zu kaufen. Und noch ein Umstand dürfte die Verhandlungen aus Sicht der Löwen belasten: Nachdem die Vereinsführung den angestrebten Umzug ins Grünwalder Stadion nicht geschafft hatte, sollte alsbald mal ein Vorhaben gelingen.

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