Stadion-Affäre:Wildmoser bleibt hinter Gittern

In der Korruptionsaffäre um den Bau des neuen Münchner Fußballstadions muss der Präsident des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, vorerst in Untersuchungshaft bleiben. Die Staatsanwaltschaft sieht ihn nicht als entlastet.

Erst am Freitagvormittag wird ein Ermittlungsrichter den Haftbefehl prüfen. Der Leiter der Münchner Staatsanwaltschaft, Christian Schmidt-Sommerfeld, sagte, dass Karl-Heinz Wildmoser junior sich durch Aussagen selbst schwer belastet habe, bedeute "nicht zwingend, dass Wildmoser senior frei von Schuld ist".

Die Wildmosers sollen von der Stadion-Baufirma Alpine 2,8 Millionen Euro als Bestechungsgeld erhalten haben. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) forderte eine rasche Aufklärung der Schmiergeld-Affäre.

Schwere Vorwürfe

Wildmoser seniors Anwalt Steffen Ufer machte der Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe: "Die Stadion-Affäre ist strafrechtlich um mindestens zwei Stufen zu hoch angesetzt worden." Die Behörden hätten besser daran getan, "sauber zu ermitteln, statt schon frühzeitig die Öffentlichkeit zu informieren".

Auch die Vorwürfe gegen Wildmoser junior könnten sich als weniger gravierend erweisen. Am Ende werde womöglich nur Steuerhinterziehung der vom Baukonzern Alpine gezahlten 2,8 Millionen Euro übrig bleiben und nicht Untreue oder Bestechlichkeit, sagte Ufer.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Schmidt-Sommerfeld betonte hingegen, es gebe weiterhin Anhaltspunkte, dass der Löwen-Präsident von den Zahlungen "gewusst haben muss". Sonst wäre ja kein Haftbefehl erlassen worden. Die Ermittler seien derzeit dabei, die bisherigen Verhörprotokolle und bei den Hausdurchsuchungen vom Dienstag beschlagnahmten Beweise zu sichten.

Hauptgrund dafür, dass Wildmoser senior weiter in Haft bleiben müsse, sei die "Verdunklungsgefahr". Die Vernehmung des zweiten im Zusammenhang mit der Affäre festgenommenen mutmaßlichen Strohmanns habe noch nicht stattgefunden. Er könne auch noch nicht sagen, wann dies geschehen werde, sagte der Staatsanwalt.

Rasche Vernehmung gefordert

Ufer forderte eine rasche Vernehmung des Mannes: "Ich hoffe, dass danach endgültig geklärt ist, dass Wildmoser senior nichts von Geldzahlungen wusste." Wildmoser junior hatte in Vernehmungen bei der Staatsanwaltschaft bereits beteuert, dass sein Vater nichts mit den Zahlungen zu tun hatte. Und auch der bereits vernommene erste Strohmann der Affäre hatte den Löwen-Präsidenten entlastet.

Die Wildmosers waren am Dienstag festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dem Baukonzern Alpine im Vergabeverfahren für den Stadionbau entscheidende Informationen zugespielt zu haben. Als Belohnung hätten sie die 2,8 Millionen Euro erhalten. Das Geld soll in die in die finanziell angeschlagene Dresdner Firma Weißer Hirsch Immobilien geflossen sein. Vater und Sohn Wildmoser sind die Besitzer dieses Unternehmens.

Schily fürchtet

Bundesinnenminister Schily befürchtet, dass durch die Schmiergeldaffäre "ein Schatten auf die WM 2006 in Deutschland" fallen könnte. Deswegen müsse die Angelegenheit schnell aufgeklärt werden.

Ausdrücklich bedankte sich Schily bei Staatsanwaltschaft und Polizei für die "erfolgreiche Ermittlungsarbeit". Deutschland müsse sich bei der Weltmeisterschaft von der besten Seite zeigen, betonte Schily, der auch Sportminister ist: "Schwarze Schafe gehören nicht auf das Spielfeld!"

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