Stabhochsprung:Verrückter Schmetterling

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Jüngster Stabhochsprung-Finalist: Armand Duplantis. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Der 17-jährige Schwede Armand Duplantis ist schon im Vorkampf die Attraktion im Stabhochsprung.

Von Saskia Aleythe

Wie er mit dem Besenstiel im Wohnzimmer aufs Sofa gesprungen ist, haben die Eltern von Armand Duplantis noch nicht gefilmt, er war gerade fünf Jahre alt. Doch das Kind sprang immer weiter, das Sofa wurde zu klein, der Vater baute ihm eine Anlage im Vorgarten, ramponiert sieht sie mittlerweile aus. Kein Wunder: Armand Duplantis, Spitzname "Mondo", ist inzwischen 17 Jahre alt - und das Nachwuchsgenie seiner Sportart.

Mit 17 Jahren und 271 Tagen ist er der jüngste Stabhochspringer, der es je ins WM-Finale schaffte. Stabhochsprung ist technisch eine der anspruchsvollsten Sportarten, was auch schon viel aussagt über ein junges Talent. Und Duplantis löst mit seinem Erfolg in London einen gewissen Sergej Bubka ab, der 1983 mit 19 Jahren und 253 Tagen den Sport eroberte und ihn lange prägen sollte. Im April twitterte Bubka ein Foto von sich und Duplantis, dazu der Satz: "Es ist so schön, einen neuen Star heranwachsen zu sehen."

An diesem 1. April 2017 hatte Duplantis einen Gruß an die Größen seines Sports geschickt: Er übersprang 5,90 Meter, neuer U-20-Weltrekord und Weltjahresbestleistung. Bei den Olympischen Spielen in Rio hätte er damit Bronze geholt, vor Sam Kendricks. Der Amerikaner ist ein Fan von Duplantis, "er ist dieses Jahr aus seinem Kokon geschlüpft", sagte er der New York Times, Duplantis sei ein "Freakin' Butterfly", ein verrückter Schmetterling. Der Nachwuchsspringer ist beliebt. "Er ist jung, sehr talentiert und ein sympathischer Typ", sagte nun Olympiasieger Renaud Lavillenie, "ich wünsche ihm das Beste. Aber vielleicht könnte er sich noch ein bisschen hinter mir einreihen, das wäre großartig."

Von Lavillenie, dem Weltrekordhalter, hat Duplantis Poster in seinem Zimmer hängen, eine signierte Biografie steht drapiert im Regal. Während der Qualifikation in London am Sonntag gab ihm der Franzose Tipps. Es lief zu Beginn nicht so gut für Duplantis, erst im dritten Versuch schaffte er die erforderlichen 5,70 Meter. Das erste Mal auf der großen Bühne zu stehen, ist auch für einen, der mit sieben den ersten Weltrekord in seiner Altersstufe aufstellte, etwas Beeindruckendes. "Es war ganz schön stressig", gab Duplantis zu und schnaufte erleichtert. Dass er ohne die Tipps seines Idols vielleicht gar nicht im Finale wäre, gab er noch zu: "Ich saß neben ihm, er hat mich beruhigt und gesagt: Mach' einfach dein Ding, wie die ganze Saison lang schon. Das hat dann funktioniert."

Duplantis hält Weltrekorde aller Altersstufen zwischen sieben und zwölf Jahren. Womöglich ist es die logische Konsequenz, wenn er sagt: "Ich will der Beste sein, den es jemals gegeben hat." Wer so früh anfängt, hat noch jede Menge Zeit dafür. Im Finale wurde er Neunter, er scheiterte an 5,65 Metern, Deutschlands Raphael Holzdeppe blieb ohne gültigen Versuch über 5,50 Meter. Kendricks wurde Weltmeister (5,95) vor Piotr Lisek aus Polen, Lavillenie gewann Bronze (je 5,89). Das Fachmagazin Track and Field ehrte Duplantis im Frühjahr mit einem Foto auf der Titelseite, eine Auszeichnung für Leichtathleten. Da seine Mutter einst aus Schweden in die USA auswanderte, hatte Duplantis die Wahl, ob er für das Land antreten wollte, in dem er lebt oder für das, in dem er viele Sommermonate verbrachte. 2015 entschied er sich für Schweden, auch aus strategischen Gründen: Die Konkurrenz um WM-Tickets ist dort kleiner. Eine Entscheidung, die ihm in den USA kaum jemand übel zu nehmen scheint. "Das ist eine sehr professionelle Sicht auf die Dinge", sagt Kendricks. Duplantis trainiert inzwischen an einer High School im US-Bundesstaat Louisiana.

Seiner Sprunganlage im Vorgarten ist er längst entwachsen, zu gefährlich, sagt Vater Greg, der selber einst 5,80 hoch sprang. Doch für Späße nutzt der 17-Jährige sie noch: Zuletzt stellte er sich auf ein Hoverboard, fuhr los und katapultierte sich mit dem Stab über die Latte. Natürlich erfolgreich.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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