Süddeutsche Zeitung

SSV Jahn Regensburg:Krachend gescheitert

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Nach einer Disziplinlosigkeit von David Otto spielt der Jahn in Heidenheim über eine Stunde lang in Unterzahl, verliert 0:3 - und verpasst den Sprung auf Platz zwei.

Von Mathias von Lieben

Nein, selbst seine ärgsten Feinde würden David Otto wohl nicht unterstellen, dass er doch nur zur Tat geschritten sei. Der Stürmer von Jahn Regensburg hatte ja vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim die Devise ausgegeben, dass es "krachen" werde. Doch sein leerer Blick, den die Fernsehkameras in der 43. Minute kurz nach seinem Platzverweis einfingen, zeigte, dass er das nun wirklich nicht so gemeint hatte. Während der Ausführung eines aussichtsreichen Freistoßes von Max Besuschkow hatte sich Otto in der Heidenheim-Mauer mit Gegenspieler Christian Kühlwetter eine profane Zweikampf-Rangelei geliefert. Doch Otto fühlte sich davon offenbar derart provoziert, dass er sich zu einem Ellbogen-Haken hinreißen ließ, der Kühlwetter am Kinn traf. Schiedsrichter Nicolas Winter zückte zu Recht Rot.

Dieser Platzverweis kurz vor der Halbzeit sollte im weiteren Spielverlauf zum entscheidenden Handicap der Regensburger bei ihrer 0:3-Niederlage am Sonntagnachmittag beim 1. FC Heidenheim werden. Denn eigentlich zeigte der Jahn bei der Premiere seines neuen Sportdirektors Roger Stilz trotz des 0:1-Gegentreffers durch Kühlwetter in der 22. Minute ein solides Spiel und die deutlich reifere Spielanlage. Der starke Max Besuschkow, der nach einem Zusammenprall mit dem früheren Regensburger Andreas Geipl ab der 2. Minute mit Turban spielte, hatte nach einem Singh-Eckball aus kurzer Distanz die Chance zum Führungstreffer vergeben. Und bis zur Halbzeit konnte sich der Jahn immer mehr Ballbesitz erspielen.

Bis zur 43. Minute entsprach der Spielverlauf exakt der vorab getätigten Prognose von Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic: viele Zweikämpfe, viele Eins-gegen-Eins-Situationen - und ein hohes Laufpensum auf beiden Seiten. Die krachende rote Karte von Otto durchkreuzte jedoch alle Regensburger Ambitionen auf einen Auswärtssieg. Und in der sechsminütigen Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte Regensburg sogar Glück, dass Heidenheims Theuerkauf nicht schon früher auf 2:0 erhöhte.

Ab der 70. Minute kommt Heidenheim fast im Minutentakt zu Großchancen

"Die rote Karte hat alles verändert", stellte Selimbegovic fest. Zwar gehörte auch die Anfangsphase der zweiten Hälfte noch den weiter überaus mutigen Oberpfälzern. Doch machte sich anschließend die Unterzahl immer deutlicher bemerkbar, so dass Heidenheim ab der 70. Minute fast im Minutentakt zu Großchancen kam - nicht zuletzt, weil Jahn-Trainer Selimbegovic in der Schlussviertelstunde mit zwei Offensiv-Wechseln (Zwarts und Boukhalfa für Elvedi und Guwara) ein hohes Risiko einging. Konnte Torwart Alexander Meyer den knappen Rückstand bis zur 77. Minute mit starken Reflexen noch festhalten, war er beim Sololauf des kurz zuvor eingewechselten Leipertz zum 2:0 aber machtlos. In der ersten Minute der Nachspielzeit erhöhte Heidenheims Schöppner nach einem Freistoß per Kopf dann sogar noch auf 3:0. "Für die Unterzahl haben wir es gut gemacht und lange nichts zugelassen. Am Ende war es normal, dass die Kräfte etwas nachgelassen haben, so kam dann das deutliche Ergebnis zustande", meinte Selimbegovic.

Heidenheim rückt mit dem Sieg auf Platz sechs und damit auf einen Punkt an den Tabellendritten Regensburg ran, der es wiederum verpasst hat, an Darmstadt vorbei auf Platz zwei zu klettern. In den zwei letzten Spielen vor der Winterpause erwarten die Regensburger im heimischen Jahnstadion in Werder Bremen und eben Darmstadt nun noch zwei Teams aus der oberen Tabellenhälfte. David Otto wird allerdings nicht mithelfen können, dass es dann im positiven Sinne kracht.

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