SSV Jahn Regensburg:Zwischenspurt im Marathon

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Schnell zum Rückhalt geworden: Jahn-Torwart Jonas Urbig. (Foto: Wolfgang Zink/Zink/Imago)

Nach dem zweiten Sieg in Serie schafft der SSV Jahn vor der Länderspielpause den Sprung von den Abstiegsplätzen. Entscheidenden Anteil daran tragen Torwart Jonas Urbig und Stürmer Prince Osei Owusu.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Ein wenig kroch die Angst noch einmal die Tribünen hoch bei den Fans des SSV Jahn Regensburg am Samstag. Zwar stand es 1:0 für ihren Verein, doch der Gegner SC Paderborn drückte in der Nachspielzeit auf den Ausgleich. Der Ball landete schließlich am Elfmeterpunkt, wo sich Sirlord Conteh um die eigene Achse drehte, aufs Jahn-Tor schoss - aber nicht traf. Denn der SSV-Torwart Jonas Urbig reagierte fix und schnappte sich den unplatzierten Ball.

Auf den Rängen flogen die Fäuste wie im Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Film durch die Luft, ein erleichtertes "Ja" entfloh tausenden Kehlen. Es war nur der Auftakt für ein noch lauteres, längeres "Jaaaaa" wenige Sekunden später, als Schiedsrichter Martin Thomsen die Partie abpfiff. Der SSV Jahn gewann durch das Elfmetertor von Prince Osei Owusu (49. Minute) nach 147 Tagen wieder ein Heimspiel in der zweiten Fußball-Bundesliga und sprang nach Wochen der Tristesse im Abstiegskampf wieder über den Strich, also Relegationsplatz 16, auf Rang 14. Sechs Tage zuvor hatten die Regensburger 2:1 in Kiel gewonnen - da noch mit Glück, dieses Mal war es verdient.

Zwei Mal war der effektive Siegtorschütze Owusu, dessen Entwicklung durchaus überrascht: Zu Beginn der Saison vergab der Mittelstürmer, der von 2019 bis 2020 beim TSV 1860 München spielte, noch eine Vielzahl an Chancen. "Jetzt trifft zweimal hintereinander unser Stürmer, dann gewinnen wir das Spiel. Aber wenn die Stürmer nicht treffen, ist das ein bisschen schwieriger für uns", sagte Trainer Mersad Selimbegovic. Owusu müsse "einfach genauso weitermachen, genauso fleißig bleiben und von mir aus jedes Spiel treffen." Das gilt gerade besonders, da Owusus eigentlich torgefährlicherer Kollege Andreas Albers seit zwölf Spielen auf einen Treffer wartet.

Entscheidenden Anteil an den beiden Erfolgen hatte neben Owusu auch der Jüngste im Team: Jonas Kurt Urbig, 19, der jüngste Stammtorwart im deutschen Profifußball, der erstmals zu null spielte. "Es freut mich riesig für ihn, weil er sich das öfter verdient hat", sagte Selimbegovic. Gegen Kiel überzeugte er mit Gala-Reflexen, dieses Mal brauchte er die gar nicht. Seit Januar ist der 1,89 Meter große Urbig in Regensburg, ausgeliehen vom 1. FC Köln. Ein wenig wirkt es, als wäre diese bis Juni 2024 befristete Leihe ein nachträgliches Abschiedsgeschenk des früheren Jahn- und heutigen Köln-Geschäftsführers Christian Keller. Urbig gilt als eines der größten Torhütertalente Deutschlands, in dieser Woche fährt er zur U20-Auswahl des DFB.

Auch deshalb traute ihm der Coach die Stammrolle mitten im Abstiegskampf zu. Zwar machte Urbig im ersten Spiel noch einen Fehler, seither wurde er aber immer stärker. Das Wagnis des Jahn geht offenbar auf, wenngleich die Abstiegsgefahr auch nach den beiden Erfolgen natürlich nicht gebannt ist. Selimbegovic vergleicht die Saison "mit einem Marathon". Gerade ist seine Mannschaft wieder auf eine vordere Gruppe aufgelaufen, hat sich etwas Luft nach hinten verschafft. Doch der Mann mit dem Hammer, das wissen die Marathonläufer, wartet erst auf den letzten Kilometern. Neun harte Spieltage liegen noch vor dem SSV Jahn.

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