Dritte LigaDerby der Kürzertreter

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Das war nix: Regensburgs neuer Trainer Michael Wimmer reist nach einer deftigen Klatsche im letzten Testspiel gegen die Löwen zum Derby nach Ingolstadt.
Das war nix: Regensburgs neuer Trainer Michael Wimmer reist nach einer deftigen Klatsche im letzten Testspiel gegen die Löwen zum Derby nach Ingolstadt. (Foto: Benedikt Köglmeier/Sportfoto Zink /Imago)
  • Der SSV Jahn Regensburg und der FC Ingolstadt starten mit großen Umbrüchen und reduzierten Finanzen in die neue Drittliga-Saison.
  • Beide Vereine setzen verstärkt auf junge Spieler, nachdem sie zahlreiche Leistungsträger verloren haben. Regensburg konnte jedoch Toptalent Leopold Wurm halten.
  • Trotz traditionell hoher Ambitionen ist eine Beteiligung am Aufstiegskampf für beide Klubs zunächst unwahrscheinlich. Das erste Saisonspiel bestreiten sie im direkten Derby gegeneinander.
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Sowohl bei Absteiger Jahn Regensburg als auch beim FC Ingolstadt hegen sie traditionell große Ambitionen. Beide Klubs haben aber auch mit dezimierten Finanzen und einem großen Umbruch zu kämpfen.

Von Christoph Leischwitz

„Das haben wir uns etwas anders vorgestellt.“ Wenn ein Fußballtrainer nach dem letzten Vorbereitungsspiel unmittelbar vor dem Saisonstart diesen Satz sagt, dann ist die Lage natürlich nicht ideal. Immerhin ist es besser, als würde jener Ausspruch am Ende der Saison fallen. Beim SSV Jahn Regensburg hatten sie zudem das Pech, zur Generalprobe vor dem Drittliga-Start am kommenden Wochenende ausgerechnet den TSV 1860 München eingeladen zu haben, der zweifelsfrei in der Vorbereitung schon sehr viel weiter ist. Beim Jahn nämlich muss der neue Trainer Michael Wimmer, von dem besagter Satz stammt, einen Kader formen. Und das, nachdem, Stand jetzt, 19 Spieler den Verein verlassen haben und 13 neu hinzugekommen sind.

„Wir haben auch einige junge Spieler, manche haben noch gar nicht dritte Liga gespielt“, sagte dann also der Mittelfeldspieler Christian Kühlwetter wie zur Entschuldigung, nachdem seine Mannschaft von Sechzig 0:4 abgewatscht worden war. Die Sechziger sind ein klarer Favorit auf den Aufstieg, was man von Regensburg erst einmal nicht behaupten kann. Ob er nicht gedacht hätte, dass die Mannschaft schon ein bisschen weiter sei, wurde Trainer Wimmer noch gefragt. „Wenn ich ehrlich bin, nein, wir haben gewusst, was auf uns zukommt.“ Es brauche mehr Kompaktheit und Härte, der eine oder andere habe „ab und zu das Füßchen zurückgezogen, da müssen wir reifen“, so der 45-Jährige, für den die dritte Liga ebenfalls Neuland ist.

Am ersten Spieltag müssen die Regensburger nicht besonders weit reisen, ein paar Kilometer flussaufwärts, zum FC Ingolstadt. Die Vorzeichen bei den beiden Donaustädtern sind zwar andere, die aktuelle Situation ist aber ähnlich: Die Oberpfälzer wie die Oberbayern haben gewachsene Ansprüche, doch Regensburg ist gerade recht klar gescheitert in der zweiten Bundesliga und mit einer horrenden Auswärtsbilanz von zwei Punkten abgestiegen. Folglich sind auch wenig offensive Ziele formuliert worden, verglichen mit denen von vor zwei Jahren, als die Mannschaft prompt wieder in die zweite Liga aufstieg.

In Ingolstadt wurde das Budget von zehn auf 7,5 Millionen Euro dezimiert

Ingolstadt wiederum hat von den vergangenen acht Spielzeiten auch nur drei in der zweiten Bundesliga verbracht, selbst recht kostspielige Versuche, sich weiter oben zu etablieren, sind misslungen. Diesmal geben sie sich ein bisschen bescheidener, Vorstandschef Peter Jackwerth hatte einen Sparkurs angekündigt. Der Donaukurier berichtet, dass das Budget von rund zehn Millionen auf 7,5 Millionen Euro geschrumpft sei. Zwar hat sich in den vergangenen Tagen noch einiges getan bei den Schanzern, Zugänge wie der Däne Fredrik Carlsen dürften die Mannschaft verstärken, es war aber eben auch nicht möglich, einen Leistungsträger wie Benjamin Kanuric zu halten. Geschweige denn einen Angreifer wie Sebastian Grönning, der nach 17 Toren in der vergangenen Saison ablösefrei zu Hertha BSC wechselt und nicht mehr ins Gehaltsgefüge der Ingolstädter passt.

So tun beide Mannschaften nun, was man in solchen Fällen oft tut: Man setzt verstärkt auf junge Spieler oder im Idealfall auf die eigene Jugend. Das wird zumindest immer so lange praktiziert, wie es auch gutgeht. In Sabrina Wittmann haben sie in Ingolstadt schon vor Längerem eine explizite Ausbildungstrainerin installiert. Sie ist zwar erst 34 Jahre alt, aber die Drittälteste mit Blick auf die Amtszeit in der dritten Liga. Wittmann betont immer wieder, dass sie als langjährige Junioren-Trainerin die jährlichen personellen Umbrüche ja gewohnt sei. Geschmerzt hat sie aber der Verkauf von Angreifer Deniz Zeitler, 18, der alle Jahrgänge bei den Schanzern durchlief, jetzt aber für eine Million Euro nach Hoffenheim wechselt. Kanuric, Grönning und Zeitler haben in der vergangenen Saison zusammen 39 von 72 Toren erzielt.

Ingolstadts Trainerin Sabrina Witmann ist nach eigenem Bekunden gewohnt, mit üppigen Änderungen der Belegschaft klarzukommen.
Ingolstadts Trainerin Sabrina Witmann ist nach eigenem Bekunden gewohnt, mit üppigen Änderungen der Belegschaft klarzukommen. (Foto: Stefan Bösl/Imago)

In Regensburg hingegen konnten sie ein besonders vielversprechendes Talent im Verein halten. Leopold Wurm, 19, ist mit einem geschätzten Marktwert von 1,5 Millionen Euro der mit Abstand wertvollste Spieler der gesamten dritten Liga. Das Problem, eine insgesamt recht junge Mannschaft zu haben, könnte sich im Laufe der Saison verflüchtigen. Zumal ja auch einige Routiniers geblieben sind oder sogar zurückkehrten: Sebastian Stolze hat immerhin 146 Zweitliga-Spiele für den SSV bestritten.

Es ist also zunächst einmal eher unwahrscheinlich, dass die beiden eigentlich so ambitionierten bayerischen Mannschaften in den Aufstiegskampf eingreifen werden. Beide haben aber trotz des offiziellen Kürzertretens die Möglichkeit, personell nachzulegen, sollte es zu Beginn nicht gut laufen. Mit Blick auf die Niederlage gegen Sechzig und das kommende Derby gegen Ingolstadt sagte Kühlwetter dann noch über das 0:4: „Lieber heute als nächste Woche.“ Der FC Ingolstadt konnte mit seiner Generalprobe deutlich zufriedener sein: Gegen den Bundesligisten Heidenheim reichte es zu einer knappen 2:3-Niederlage.

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Von Christoph Leischwitz

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