SSV Jahn Regensburg:Erinnerungen an Schwabach

GER Fussball Herren Saison 2017 2018 2 BL 11 03 2018 SSV Jahn Regensburg vs SV Sandhausen Josh

Der Doppeltorschütze: Joshua Mees (Mitte) wird von seinen Kollegen zum 2:0 beglückwünscht.

(Foto: Sascha Janne/imago)

Ein Punkt noch, dann hat der Jahn sein Saisonziel erreicht - und dann? Es fehlen nur zwei Zähler auf den Aufstiegs-Relegationsplatz, aber Trainer Beierlorzer will kein neues Ziel ausgeben.

Von Johannes Kirchmeier

In hohem Bogen flog der von Regensburgs Linksverteidiger Alexander Nandzik weggedroschene Ball an die Lautsprecherboxen am Stadiondach. Als er dann zu fallen begann, wurde es nach fünf Minuten zum ersten Mal richtig laut im Norden der Arena. Knapp 1000 Kinder blickten in den Himmel und warteten Sekundenbruchteile lang auf den Aufprall, den sie mit einer Mischung aus Freude und Angst herbei schrien. Als die Kugel dann am Boden angekommen war, verlagerten sich die Blicke der Schüler aus dem Regensburger Landkreis, denen der Verein Freikarten spendiert hatte, wieder aufs Feld. Doch zum letzten Mal geschrien hatten die Kindermünder am Sonntagnachmittag natürlich nicht im Spiel gegen den SV Sandhausen, das der SSV Jahn am Ende 2:1 (1:0) für sich entschied - dank einer starken Leistung eines der jüngsten Jahn-Spieler, Linksaußen Joshua Mees, 21, der beide Tore erzielte. Mit Jubelschreien entließen die knapp 12 000 Zuschauer ihre Spieler in die Kabine.

Der Jahn vergrößert die Abwehr zum ersten Mal seit langer Zeit zu einer Fünferkette

Der Aufsteiger bleibt damit als Vierter die Überraschungsmannschaft der zweiten Liga, gerade mal zwei Punkte fehlen dem Jahn auf den Relegationsplatz. Doch statt erneuter Aufstiegseuphorie mahnen die Verantwortlichen weiter zur Vorsicht: "Wir sind bei 39 Punkten, das Ziel ist zum Greifen nahe", sagt Trainer Achim Beierlorzer. Das Ziel, das sind 40 Zähler, beziehungsweise: nicht abzusteigen. Und dann? "Wir geben kein neues Ziel aus."

Als Spieler hat Beierlorzer es mal in Schwabach erlebt, dass nach dem Klassenverbleib der Aufstieg in die Regionalliga als neues Vorhaben ausgegeben wurde. Doch als es damit dann nicht klappte, "herrschte permanent schlechte Stimmung", Trainer und Spieler zofften sich. Das will er in Regensburg nun nicht erleben. "Bei dem Team und bei dem Trainer" habe er ohnehin keine Sorgen vor einem Spannungsabfall, sagte er mit einem Grinsen im Stadioninnern.

Am Sonntag entwickelten sich erst einmal knapp 20 intensive, kampfbetonte Minuten ohne Chancen. Was vor allem den vor der Partie punktgleichen Sandhäusern geschuldet war. "Die Mannschaft ist einfach gut und verteidigt gut", hatte Beierlorzer schon zuvor gesagt. Der Jahn hatte Respekt: Sandhausen kassiert die wenigsten Gegentore der Liga, kontert sich allerdings regelmäßig flink in die gegnerischen Strafräume - und nimmt so fast überall Zählbares mit. Jann George flankte dann als Erster den Ball scharf vors Tor von SVS-Torhüter Marcel Schuhen, Jahns Top-Torjäger Marco Grüttner verpasste die Kugel jedoch um Zentimeter (20.). Drei Minuten später revanchierte sich der SVS mit einer ähnlichen Situation.

Dann leitete Marc Lais nach einem Einwurf der Regensburger den Ball dann schnell zu Joshua Mees weiter, den Sandhausens rechter Verteidiger Manuel Stiefler aus den Augen verloren hatte und frei vorm Sechzehner stehen ließ. So hatte Mees viel Zeit, mit dem ersten Abschluss scheiterte er noch an Schuhen, der Ball drehte sich aber weiter in Richtung Tor. Und bevor ihn ein Sandhäuser klären konnte, staubte Mees ab zum 1:0 (28.). "Wir sind heute da gewesen, um an Jahn Regensburg Geschenke zu verteilen", sagte Gäste-Trainer Kenan Kocak.

Damit blickte er auch gleich auf die zweite Hälfte. In der blieb es erneut erst ruhig, bis wieder Hauptdarsteller Joshua Mees auf die Bühne trat und das Privatduell mit Schuhen suchte: Mees lief an, grätschte dem Torhüter den Ball vom Fuß und schoss ihn im Liegen über die Linie (52.). Durchs Stadion hallte ein "SSV"-Chor, die Leute auf der Hans-Jakob-Tribüne begannen, die Kinder antworteten.

Doch die Sandhäuser erstickten ihn kurz wieder, es wurde noch mal eng. Der eingewechselte Sahin Aygünes schnappte sich einen langen Ball und schoss ihn alleine vor dem Jahn-Torwart Philipp Pentke ins Tor (60.). Fortan verteidigte der Jahn aber wieder stärker, Beierlorzer vergrößerte die Abwehr zum ersten Mal seit langer Zeit zu einer Fünferkette. Der SVS hatte dann in der ungewohnten Angreiferrolle keine Chance mehr. Das vielleicht noch etwas ungewohntere Jahn-Bollwerk blieb im fünften Heimspiel des Jahres verlustpunktfrei. Und lässt so wohl nicht nur die Wünsche der Schüler in Regensburg wachsen.

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