SSV Jahn Regensburg:Dreikampfstark

Jahn Regensburg - FC St. Pauli

Diesmal Joker: Sebastian Stolze (li.), beglückwünscht von Sargis Adamyan.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Die neun Mal in Serie unbesiegten Spieler vom SSV Jahn Regensburg loben ihr Kollektiv.

Von Christoph Leischwitz

Sebastian Stolze wurde dann auch noch gefragt, ob er denn Wut im Bauch gehabt habe, als er am Sonntag im Spiel gegen den FC St. Pauli aus kurzer Distanz so fest wie möglich aufs Tor geschossen hatte. Torwart Robin Himmelmann war mit dem Bein an den Ball gekommen und hatte trotzdem keine Chance gehabt. Insgesamt hatte der des SSV Jahn Regensburg 25 Torschüsse abgegeben in dieser Zweitliga-Partie, Stolzes Gewaltschuss war trotz aller Bemühungen der einzig erfolgreiche.

Stolze hatte diesmal nicht von Anfang an gespielt, er war erst sechs Minuten vor seinem Tor eingewechselt worden. Hernach dementierte der 23-Jährige zumindest nicht, dass er Wut im Bauch hatte, er sagte aber nur: "Der Trainer hat vorher mit mir gesprochen, er hat gesagt wenn ich reinkomme, soll richtig Gas geben." Mit anderen Worten: Wenn man überhaupt von Wut reden durfte, dann war sie genau nach Wunsch kanalisiert.

Eigentlich war das 1:1 aus Regensburger Sicht zu wenig für die Leistung (St. Pauli kann nur auf neun Torschüsse). Doch es hatte eben schon wieder geklappt, nicht zu verlieren, zum neunten Mal in Serie. Bei aller Bescheidenheit - es geht beim Jahn offiziell nach wie vor nur um den Klassenverbleib - glaubt aber auch keiner mehr daran, dass das Zufall ist. Die Spieler waren sich auf der Suche nach den Gründen einig: "Das Kollektiv", sagte Andreas Geipl. "Dass auch die Jungs, die von der Bank kommen, Gas geben. Heute hat Stolle das Tor gemacht, überragend", sagte wiederum Kapitän Marco Grüttner. Und Hamadi Al Ghaddioui, der diesmal "Stolle" den Platz in der Startelf weggenommen hatte, meinte: "Wir sind eine richtig gute Einheit, jeder läuft für jeden." In Zweikämpfen sei man deshalb oft in Überzahl, streng genommen also in einem Dreikampf, "das imponiert auch dem Gegner irgendwo, wenn er sieht, wie wir zusammenarbeiten".

Beierlorzer lobt Startelf-Debütant Hamadi Al Ghaddioui

Die Aura des Zusammenhalts strahlt beim Jahn offenbar auch problemlos über die Seitenlinie hinaus bis auf die Ersatzbank. Al Ghaddioui stand nach zwölf Einwechslungen das erste Mal bei Anpfiff auf dem Platz, seitdem er im Januar von den Sportfreunden Lotte in die Oberpfalz wechselte - eine Belohnung für zwei wichtige Jokertore in den vergangenen Wochen.

Es habe schon ein bisschen gekribbelt, sagte der 28-Jährige angesichts des ausverkauften Stadions. Bei seiner Riesenchance in der 71. Minute versagten aber nicht die Nerven, er hatte sich einfach nur verspekuliert: "Ich dachte, dass der Ball nach vorne durchrutscht", dann aber sei er doch in den Rückraum gerollt, Al Ghaddioui musste die Bewegung abbrechen und geriet wenige Meter vor dem leeren Tor in Rücklage - "ärgerlich", meinte er. Trainer Beierlorzer lobte seine "Aktivität und Präsenz, beim Passspiel wie auch bei Kopfbällen", er habe ein Tor verdient gehabt. Ob Al Ghaddioui am Freitagabend in Aue (18.30 Uhr) noch eine Startelf-Chance bekommt, dürfte Beierlorzer selbst noch nicht wissen. Es wäre zumindest nicht förderlich für den offensichtlich gesunden Konkurrenzkampf, würde der Trainer es im Vorfeld schon kundtun.

Auch auf einer anderen Position hatte es diesmal einen Wechsel gegeben, Alexander Nandzik spielte für den derzeit verletzten Jonas Föhrenbach. Auch ihn lobte Beierlorzer, obwohl er bei Weitem nicht fehlerfrei war. Er habe das außerdem gegen einen der besten Flügelspieler der Liga, Mats Möller Daehli, sehr gut gemacht. Vor dem Spiel hatte der Trainer schon gesagt: "Man muss sich nur überlegen, wie Alex das letzte Jahr absolviert hat. Jetzt hat er richtig Konkurrenz bekommen." Mit anderen Worten: Er wartet ohne Murren auf seine Chance.

Es hörte sich fast so an, als wolle der Trainer Probleme schönreden, als er sagte: "Wir wissen beim Alex: Da kommt auch eine Flanke mal nicht, aber das dürfen wir auch nicht überbewerten." Natürlich ärgert sich aber auch Beierlorzer über Fehler. Zum Beispiel über jenen des Innenverteidigers Asger Sörensen beim Gegentor (41.). Doch in einem funktionierenden Verbund sind Fehler nicht mehr ganz so schlimm wie sonst.

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