Süddeutsche Zeitung

SpVgg Unterhaching:Wohin mit den Millionen?

Die SpVgg Unterhaching hat die Einnahmen aus dem Transfer von Karim Adeyemi bereits verplant - große Einkäufe stehen beim Regionalligisten nicht auf dem Plan.

Von Christoph Leischwitz

Manfred Schwabl sitzt bei sommerlichen Temperaturen im Biergarten neben dem Stadion der SpVgg Unterhaching, das Gespräch kommt auf seinen unter Fußballern aus der Gegend viel diskutierten Dreijahresplan. Böse Zungen behaupten, der Fußball-Regionalligist sage doch schon seit Jahren, dass er in drei Jahren wieder in den Profifußball aufsteigen wolle - irgendwie beginne dieser Dreijahresplan also jedes Jahr von vorne. Hachings Präsident wäre bei solchen Aussagen früher wohl an die Decke gegangen, jetzt grinst er gelassen. Es könne sich "gerne einer hinstellen und gegen den Dreijahresplan antreten" bei den nächsten Vorstandswahlen. Und dann, ein kleines bisschen ernster: "Schauen wir doch mal, wer wirtschaftlich am solidesten durch diese Krisenzeit kommt." Er jedenfalls habe die Nase voll von Hauruckaktionen, "und wenn wir noch einen Dreijahresplan machen, mei, dann is' halt so".

Die Unterhachinger sind aktuell in einer einmaligen Situation, um die man sie beneiden kann. Weil der ehemalige Hachinger Karim Adeyemi gerade von RB Salzburg zu Borussia Dortmund gewechselt ist - und Schwabl mit Blick auf dessen künftige Transfers einst sehr gut verhandelt hat -, wird der SpVgg bald ein Betrag von deutlich mehr als sechs Millionen Euro aufs Konto überwiesen. 22,5 Prozent des kolportierten 30-Millionen-Transfers fließen nämlich in die Vorstadt. Ein Jackpot für einen Viertligisten.

Es ist fast absehbar, dass das Nachwuchs-Leistungszentrum weitere Millioneneinnahmen bringen wird

Was aber macht man damit als Fußballverein? Ein paar Spieler kaufen, die einen sofort in die nächsthöhere Liga schießen? Im Gespräch mit Schwabl wird schnell klar: Die Regionalliga-Konkurrenz muss sich jetzt nicht sorgen, dass die Hachinger in der kommenden Saison, die am 14. Juli beginnt, mit einem wettbewerbsverzerrenden Kader antreten. Denn: "Wir werden jetzt erstmal Bonität aufbauen. Wenn was überbleibt, geht's in die Erste", sagt Schwabl. Ein Großteil, rund ein Drittel der Millionensumme, gehe zurück zu "unserem größten Investor", wie Schwabl es nennt: dem Nachwuchs-Leistungszentrum. Das wird, schon jetzt fast absehbar, weitere Millioneneinnahmen produzieren in den kommenden Jahren. Ein weiteres Drittel werde für den Ausbau der Infrastruktur verwendet. So ist zum Beispiel der Bau einer Soccerhalle geplant. Was wiederum Teil eines größeren Geschäftsmodells ist, als Fußballverein auch anderweitige Einnahmen zu generieren. Mit dem Rest würden "Altlasten" abgebaut. Nur wenn dann noch etwas übrig sei, werde auch in die erste Mannschaft investiert. "Auf Sicht" wolle man natürlich in die dritte Liga, sagt Schwabl, schon weil es ja auch für die hauseigenen Talente ein Anreiz sei, Profifußball zu spielen.

Und so wird der Kader sich in der aktuellen Sommerpause kaum verändern. Ein offenes Geheimnis ist, dass Maximilian Welzmüller vom FC Bayern II zurückkehren wird. Zusammen mit seinem Bruder Josef, mit dem nach langer Verletzung wieder geplant wird, soll er einer der "fünf, sechs älteren Ankerspieler" sein, die die Jungen auf dem Platz anleiten sollen. Der Langzeitverletzte Dominik Stahl will es laut Schwabl noch einmal versuchen, Angreifer Stephan Hain werde noch eine Weile fehlen. Haching habe genügend Nachwuchs, der fest eingebaut werden könne. Fraglos gehört dazu der offensive Mittelfeldspieler Maurice Krattenmacher, der zurzeit mit der U-17 Nationalmannschaft bei der EM in Israel weilt, und als 16-Jähriger zumindest schon einen Kurzeinsatz verzeichnet. Ebenfalls bei den Erwachsenen spielen soll Verteidiger Elion Haxhosaj, der gerade 17 Jahre alt wurde.

Die Regionalliga sei insgesamt stärker geworden, findet Schwabl. Ein Aufstieg sei ohnehin nicht planbar, zumal am Ende der kommenden Saison wieder Playoffs anstehen, gegen den Meister aus der Nordost-Staffel. Aber deswegen jetzt einen Kaderwettlauf mit der Konkurrenz zu beginnen, anders gesagt: neue Schulden zu machen, darauf hat Schwabl keine Lust. "Ich will lieber ruhig schlafen." Auch wenn dann alles zwei Jahre länger dauert. Das ist ja auch ein Plan.

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