SpVgg Unterhaching:Unentschieden kurz vor Schluss

SpVgg Unterhaching: Ist das ein Lächeln? Ja? Nein? Manfred Schwabl, hier bei der Jahreshauptversammlung der SpVgg Unterhaching (dahinter Vize Peter Wagstyl) ist zurzeit schwer zu deuten.

Ist das ein Lächeln? Ja? Nein? Manfred Schwabl, hier bei der Jahreshauptversammlung der SpVgg Unterhaching (dahinter Vize Peter Wagstyl) ist zurzeit schwer zu deuten.

(Foto: Claus Schunk)

Auch eine Woche nach dem Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft hat sich die SpVgg Unterhaching noch nicht entschieden, ob sie zu den Aufstiegsspielen antritt. Klubchef Schwabl hält sich sogar bei der Mitgliederversammlung bedeckt - und verkündet stattdessen eine prominente Verstärkung.

Von Christoph Leischwitz

Manfred Schwabl hat sich dieses Aufstiegsproblem selbst eingebrockt. Zu einer ohnehin schon guten Regionalliga-Mannschaft hatte die SpVgg Unterhaching im vergangenen Sommer noch Haudegen wie René Vollath fürs Tor, Maximilian Welzmüller oder Mathias Fetsch hinzugeholt - dann brauchte man sich also nicht zu wundern, dass die Mannschaft vier Spieltage vor Schluss als Meister feststand. Und auch nicht darüber, dass jetzt so viele nachfragen: Stemmt ihr die Lizenzierung oder nicht? Tritt die Mannschaft zu den Aufstiegsspielen in die dritte Liga überhaupt an? Falls nicht, dürften die Würzburger Kickers als Tabellenzweiter einspringen.

Hachings Präsident aber rückt noch nicht raus mit der Sprache. Nicht einmal eine Mitgliederversammlung und ungefähr 150 neugierige Augenpaare konnten ihn am Donnerstagabend erweichen. "Wir werden alles reinlegen, diese Lizenz zu bekommen", sagte er dort immerhin, "es wäre ja fahrlässig, das nicht zu tun." Er sei "positiv optimistisch", dass es klappt, ergänzte er - und meinte wahrscheinlich: vorsichtig optimistisch.

Warum er die Entscheidung so lange hinauszögert - die Auflagen des Deutschen Fußball-Bunds, um die Lizenz zu erhalten, kamen vor drei Wochen -, sagte der 57-Jährige nicht. Macht nichts. Schwabl ist ein Entertainer, immer wieder hob er mit Anekdoten und durch Kurzinterviews mit Vereinslegenden die Stimmung im Event-Zelt. Wie nebenbei wurde dann auch noch ein Transfercoup bekannt gegeben: Kein Geringerer als Hermann Gerland habe sich angeboten, in der Nachwuchsarbeit beratend tätig zu sein. Aktuell ist der ehemalige Nachwuchsleiter des FC Bayern noch Co-Trainer der deutschen U21. Er habe selbst vorgeschlagen, in Unterhaching bei der Trainer- und Spielerausbildung der unteren Mannschaften mitzuhelfen.

Was die Zukunft der ersten Mannschaft betrifft, so hat Schwabl folgende Sichtweise: Der größte Teil der Menschheit hat seiner Überzeugung nach immer noch nicht kapiert, dass der Profifußball und insbesondere die dritte Liga zum Hochrisiko-Unterfangen verkommen. Den aktuellen Kader konnte sich Haching vergangenes Jahr leisten. Sicher hatte es da nicht geschadet, dass beim Verein im Geschäftsjahr 2021/22 eine Spende von 1,6 Millionen Euro einging, wie bei der Versammlung bekannt wurde. Doch dann hätten das Zaudern mittelständischer Partner und die allgemeine Kostenexplosion dazu geführt, dass die Spielergehälter nicht mehr pünktlich bezahlt werden konnten - so geschehen im Januar und Februar.

Der Kader wäre aktuell kaum drittligatauglich, zumal einige Leistungsträger und auch Trainer Sandro Wagner gehen werden. Um konkurrenzfähig zu sein, müsste die Spielvereinigung also wohl noch mehr Geld ausgeben, als an zusätzlichen Einnahmen zu erwarten ist. Durchaus möglich, dass Schwabls Bauchschmerzen beim Thema Aufstieg daher rühren, dass er finanziell gar keine Chance sieht, sich länger als eine Saison in der Liga zu halten.

Auf eine finale Entscheidung aus Unterhaching werden wohl auch die Kickers noch länger warten müssen

Die Mitglieder bekamen trotzdem einige Neuigkeiten zu hören. So wird der noch sehr junge, aber schon langjährige Unterhachinger Trainer Marc Unterberger Nachfolger von Sandro Wagner. Der 34-jährige Vertraute Schwabls ist aktuell noch Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums (wo ihm höchstwahrscheinlich Thomas Kasparetti nachfolgen soll, der aktuelle Co-Trainer der ersten Mannschaft). Unterberger verfügt nicht über die nötige Lizenz für die dritte Liga, würde aber eine Sondergenehmigung erhalten. Was freilich auch bedeutet: Sollte sich Unterhaching dazu entschließen, zu den Aufstiegsspielen gegen den Meister der Regionalliga Nordost anzutreten und sich auch durchsetzen, würde die Mannschaft von einem Novizen angeführt, der dann parallel auch noch die Ausbildung für die höchste Trainerlizenz absolvieren muss.

Aus dem Umfeld der Mannschaft ist derweil zu hören, dass ihr die rein sportliche Leistung hinter all dem Lizenz-Gerede etwas zu wenig beachtet wurde. Übrigens bestätigte Schwabl nach der Versammlung auf SZ-Nachfrage ein Gerücht, wonach die Spieler während der Saison auf Prämien verzichtet hatten. Diese werden erst jetzt, zur feststehenden Meisterschaft, nachgezahlt. "Das ist eine charakterstarke Sache", sagte Schwabl, der beim titelentscheidenden 2:0-Sieg in Vilzing vor einer Woche emotional recht zurückhaltend gewesen sein soll. Jetzt, vor Heimpublikum sozusagen, wurde das Team gefeiert, und Schwabl hob die Leistung von Trainer Wagner heraus: "Sandro hinterlässt große Fußstapfen!"

Die sportliche Vorbereitung auf die Aufstiegsspiele läuft. Die meisten Stammspieler sollen in den kommenden beiden Partien geschont werden, ein Kurztrainingslager steht an. Auf die Frage, wann man denn fairerweise dem Tabellenzweiten Würzburger Kickers die endgültige Entscheidung mitteilen müsse, sagte Schwabl: "Sicherlich acht Tage vorher." Gegen Energie Cottbus fände das Aufstiegshinspiel am 7. Juni statt, gegen Rot-Weiß Erfurt schon am 1. Juni. Cottbus empfängt Erfurt an diesem Samstag zum Spitzenspiel und stünde mit einem Sieg als Meister fest.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: