Süddeutsche Zeitung

SpVgg Unterhaching:Reparaturarbeiten

Bei den abgestürzten Unterhachingern herrscht Gesprächsbedarf - mit einzelnen Personen aus dem Trainerteam und auch mit Spielern. "Ich wollte ja eigentlich Attacke-Fußball", sagt Präsident Manfred Schwabl.

Von Christoph Leischwitz

Die höchste Saisonniederlage am letzten Spieltag - das passt sehr gut zur Leistung der SpVgg Unterhaching seit dem Neustart der dritten Liga. Die Mannschaft war als Tabellendritter in das Rennen um die Aufstiegsplätze gegangen, Präsident Manfred Schwabl hatte Ende Mai noch davon gesprochen, hoffentlich in "fünf Wochen von der Hölle" der englischen Wochen "ins Paradies" zu gelangen. Und nun also: Platz elf. Fegefeuer zum Abbüßen der Sünden, vermutlich bis September. "Es darf keine Tabus geben, es muss jeder Stein umgedreht werden", sagte Manfred Schwabl nach dem 0:4 in Duisburg: "Wir haben Gesprächsbedarf."

"Ich wollte ja eigentlich Attacke-Fußball", sagt Schwabl

Das waren keine Sätze aus dem Affekt heraus, die Pleite in Duisburg hatte dazu relativ wenig beigetragen. Der Präsident findet nämlich nicht einmal, dass die Mannschaft nach dem Neustart so viel schlechter gespielt hätte als davor, obwohl sie in der Corona-Tabelle auf dem vorletzten Platz steht, mit gerade mal sieben Punkten aus elf Partien. "Wir haben davor auch schon Spiele gewonnen, wo es anders hätte laufen können", sagte der 54-Jährige und merkte deshalb an: "Mit den 51 Punkten, die wir geholt haben, sind wir meiner Meinung nach gut bedient. Ich wollte ja eigentlich Attacke-Fußball."

Daher werde es Gespräche auf allen Ebenen geben. Mit einzelnen Personen aus dem Trainerteam, mit Spielern. Auch mit solchen, bei denen die Verträge weiterlaufen. Und ja: auch mit dem Trainer. Denn es ist nun schon zum dritten Mal in Serie so, dass Unterhaching eine schlechte Schlussphase abliefert, "und an irgendwas muss es ja liegen", sagte Schwabl. "Gesprächsbedarf" bedeutet aber auch, dass noch keine Entscheidungen gefallen sind. In den nächsten zwei Wochen wolle man Personalentscheidungen fällen. Aber dass überhaupt alles offen ist, auch bezüglich der Personalie Claus Schromm, das ist für die Vorstadt schon eine Neuigkeit: In den vergangenen Spielzeiten hatte Schwabl immer bedingungslos zum Trainer gehalten, selbst als man vergangenes Jahr in den Abstiegskampf rutschte.

Schromm sah die Niederlage in Duisburg als auch in der Höhe verdient an. Das Spiel sei "symptomatisch" gewesen für die vergangenen Wochen. Die erste Viertelstunde, vielleicht sogar die erste Hälfte habe man ordentlich gespielt, dann aber nicht mehr: "Das Gegentor in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hat dem Gegner in die Karten gespielt." Sinan Karweina konnte nach einem Steilpass durch die Mitte die Führung erzielen (45.+1). Die gefährlichsten Hachinger Aktionen bis dahin waren zwei Flanken von Moritz Heinrich und Markus Schwabl, die auf der Latte und auf dem Tornetz landeten (4., 29.), sowie ein Schuss ins Außennetz von Lukas Hufnagel. Nach der Pause hatte die Mannschaft dann nicht mehr viel entgegenzusetzen, das schönste Tor des Tages gelang Moritz Stoppelkamp, der mit einem Distanz-Freistoß den 4:0-Endstand besorgte (72.).

Schromm räumte ein, dass seine Mannschaft mit den englischen Wochen "nicht so gut zurechtgekommen" war. Man sei von Platz drei so tief abgerutscht, weil "du eben nie Zeit hattest, nach einer Niederlage mal die Jungs aufzubauen, sich wieder vorzubereiten, du bist nur am Reparieren". In der Tat hatten die Hachinger auch Leistungsträger verloren wie Kapitän Dominik Stahl mit einem Kreuzbandriss, andere hatten nach Verletzung nie zu ihrer Form gefunden. "Ich freue mich aufs Durchschnaufen", sagte Schromm. Und er wird hoffen, in der kommenden Saison noch in der Hölle der dritten Fußball-Liga schmoren zu dürfen.

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SZ vom 06.07.2020
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