SpVgg Unterhaching:Abstimmung mit Generalprobe

SpVgg Unterhaching: Große Baustellen: Unterhachings Präsident Manni Schwabl.

Große Baustellen: Unterhachings Präsident Manni Schwabl.

(Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching hat bisher nur einziges Spiel in dieser Saison verloren und ist mit Abstand bester bayerischer Drittligist. In zwei Wochen soll der Profifußball ausgegliedert werden.

Von Christoph Leischwitz

Ein paar Sekunden überlegt Manni Schwabl bei der Frage, ob sein Kader eigentlich schon zweitligatauglich ist. Dann sagt der Präsident der SpVgg Unterhaching: "Nein, aber wenn die Mannschaft zusammenbleibt, dann wird sie es bald sein." Und merkt lachend an: "Wenn ich nur das Jahr wüsste!"

Man kann eben nicht alles planen. Aber in allem, was planbar ist, hat der 52-jährige frühere Profi den Verein, so gut es ihm möglich ist, aufgestellt für das große Ziel. Der Kader sei "auch in der Breite" stärker als vor einem Jahr, sagt Schwabl. Das sieht man an Spielern wie Orestis Kiomourtzoglou. Vor genau einem Jahr war es fraglich, ob die SpVgg den defensiven Mittelfeldspieler überhaupt würde halten können. Jetzt ist der 20-Jährige immer noch da, kommt aber wegen der starken Konkurrenz auf seiner Position erst auf vier Startelf-Einsätze.

Erst ein einziges Spiel hat Haching in dieser Saison verloren

Die Mannschaft, die also noch ein wenig an ihrer Zweitligatauglichkeit arbeiten soll, steht aktuell auf Rang vier. Die SpVgg Unterhaching ist derzeit mit weitem Abstand der beste bayerische Drittligist, im Gegensatz zu 1860 München und den Würzburger Kickers kann sie sich in der Tavelle nach oben orientieren. Und wenn sie an diesem Freitagabend (19 Uhr, Sportpark) den 17. Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern eröffnet, hat sie erst ein einziges Spiel verloren. Beim fulminanten 5:4-Auswärtssieg bei Carl Zeiss Jena wurde zuletzt deutlich: Das Team von Trainer Claus Schromm ist unheimlich schwer zu schlagen, selbst dann, wenn es mal mehrere Gegentore kassiert.

Das Ziel Aufstieg ist eher mittelfristig angelegt. Dafür soll die aktuelle Mannschaft, so weit es geht, zusammenbleiben. Auf dem Papier laufen zwar Verträge von sechs Stammspielern im Sommer aus. Doch bei vier von ihnen verlängern sie sich bei Klassenverbleib automatisch (und natürlich auch im Falle des Aufstiegs). Bei den anderen handelt es sich um Torwart Lukas Königshofer, mit dem Schwabl sich in der Winterpause zusammensetzen will. Der zweite ist Flügelspieler Finn Porath, der vom Hamburger SV ausgeliehen ist. Wohl kein Zufall, dass der Verein am Mittwoch mit einem anderen torgefährlichen Flügelspieler, Jim-Patrick Müller, um zwei Jahre verlängerte.

Schwabl wird mit 25 Prozent an der Gesellschaft beteiligt sein

Einer von jenen, die dem Klub bei Klassenverbleib ebenfalls erhalten bleibt, ist Stephan Hain, der zusammen mit Spielmacher Sascha Bigalke aus dem so breit aufgestellten Kader qualitativ doch noch mal heraussticht. Hain führt mit zwölf Treffern die aktuelle Drittliga-Torjägerliste an, er hatte außerdem beim 6:0-Sieg gegen Fortuna Köln Mitte November Francisco Copado als erfolgreichsten vereinsintern Stürmer abgelöst. Er steht jetzt bei 68 Toren.

Wenn ihm vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass Haching in der Liga auf den Pfälzer Traditionsklub treffe, "hätte ich ihn für verrückt erklärt", sagt Schwabl. Für ihn sei dieses Spiel nach dem Derby gegen 1860 das bedeutendste "Heimspiel-Highlight", das auch noch mal ein paar Zuschauer mehr anlockt als sonst. Finanziell scheint der Verein, den lange Zeit Geldsorgen plagten, aktuell ein wenig besser aufgestellt. Schon allein deshalb, weil die SpVgg mit dem Transfer des 16-jährigen Karim Adeyemi an Red Bull Salzburg rund drei Millionen Euro verdient haben soll.

Egal, wie es in den fünf Spielen bis zur Winterpause sportlich läuft - der wichtigste Termin vor Weihnachten ist der 13. Dezember. Bei der Mitgliederversammlung wird der Verein über eine Ausgliederung des Profibereichs in eine Kapitalgesellschaft abstimmen. Die Zustimmung gilt als sehr wahrscheinlich, denn eine Probeabstimmung bei einem Infoabend vor drei Wochen endete einstimmig. "Dann sind wir so aufgestellt, wie es für einen Fußballverein gehört, der bezahlten Fußball anbietet", sagt der Präsident.

Die dritte Liga sieht Schwabl übrigens nicht als echte Profiliga an, dafür seien vor allem die TV-Gelder im Vergleich zur zweiten Liga viel zu niedrig (aktuell 900 000 Euro zu mindestens 6,47 Millionen Euro). Selbst Schwabl wird langsam müde zu betonen, was für ein Minusgeschäft die dritte Liga sei, und kann dabei ein ziemlich einmaliges Argument ins Feld führen: Bei besagtem Infoabend erklärte er, dass er kurz nach Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2012 schon 700 000 eigene Euro in den Verein gesteckt habe - ohne diese private Zuwendung sei ein Überleben des Klubs gar nicht möglich gewesen. Damit wird der stille Teilhaber Schwabl aber auch mit 25 Prozent an der neuen Gesellschaft beteiligt sein. Dann hat der Klub im wahrsten Sinne eine große Baustelle vor sich: die Übernahme des Stadions von der Gemeinde. Aber wenn er nicht an den künftigen Erfolg glauben würde, hätte Schwabl sich auch auszahlen lassen können.

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