SpVgg Greuther Fürth:Spaß, Freude, Gemeinsamkeit

Paderborn, Benteler Arena, 16.05.21, GER, Herren, 2.Bundesliga, Saison 2020-2021, SC Paderborn 07 - SpVgg Greuther Fuert

Jubel-Haufen: Die Fürther feierten in Paderborn zumindest schon mal die sichere Teilnahme an der Relegation.

(Foto: Ulrich Hufnagel/imago)

Nach dem furiosen 4:2 in Paderborn stimmt sich das Kleeblatt am Bodensee auf das Saisonfinale ein. Der direkte Bundesliga-Aufstieg ist im Heimspiel gegen Düsseldorf noch möglich - für eine Mannschaft, deren Entwicklung selbst die eigenen Verantwortlichen verblüfft.

Von Christoph Ruf

Natürlich wurde ein wenig gefeiert am Sonntag in Paderborn. Auf Seiten der Gastgeber, die ihren langjährigen Trainer Steffen Baumgart in Richtung Köln verabschiedeten. Vor allem aber auf Seiten der Fürther, die nach dem 4:2-Sieg im Westfälischen richtig gute Chancen haben, in der kommenden Saison in der ersten Liga zu spielen. Weil zeitgleich zum Kleeblatt-Sieg Holstein Kiel in Karlsruhe ebenso 2:3 verlor wie der Hamburger SV in Osnabrück. Und weil die ungeliebten Nürnberger, auf die sie wegen der peinlichen 2:5-Niederlage in Hamburg noch so sauer gewesen waren, den Fürthern am Sonntag den Gefallen taten, Bochum zwei Punkte abzunehmen.

Wenn Fürth nun am Sonntag sein Heimspiel gegen Düsseldorf gewinnt, muss Bochum ein Remis gegen Sandhausen holen, während für Kiel ein Remis gegen Darmstadt zu wenig wäre. Dass Fürth am Ende der Saison einen der beiden Aufstiegsplätze belegt, ist also gar nicht mal so unwahrscheinlich. Grund genug also für Trainer Stefan Leitl, sich in den Katakomben regelrecht wesensverändert zu präsentieren: "Wenn wir unser Heimspiel gewinnen, werden wir das auch schaffen", sagte der Mann, der in den vergangenen Wochen das Wort Aufstieg strikt gemieden hatte. Das Spiel in Paderborn sei "Werbung für die zweite Liga" gewesen. Tatsächlich hatten die Franken vom Anpfiff weg voll auf Sieg gespielt. Und da das der Fußball ist, den der SCP selbst gerne spielt, ergab sich ein Spiel, an dessen Unterhaltungswert die meisten Bundesligaspiele nicht im Entferntesten herankommen.

Doch natürlich ging es an diesem Nachmittag nicht um so etwas Abstraktes wie das Image einer zuweilen despektierlich "Unterhaus" genannten Spielklasse, für die sich viele Menschen erst dann interessieren, wenn ihr Lieblingsverein dort gelandet ist. Es ging um etwas sehr Konkretes: Den Plan, in der kommenden Saison in der ersten Liga zu spielen und damit eine Chance zu ergreifen, die sich sonst so bald vielleicht nicht mehr auftut. Schon im Laufe der Vorrunde haben die Verantwortlichen gemerkt, dass sich die vielen Jungen im Team in einem Maße weiterentwickelt hatten, dass es plötzlich gar nicht mehr so sehr ins Gewicht fiel, mal wieder Stammspieler wie Maximilian Wittek, Daniel Keita-Ruel oder Marco Caligiuri verloren zu haben. "Wir wussten, dass wir eine Mannschaft beisammen haben, die besser abschneiden kann als vergangene Saison", sagte Leitl am Sonntag. "Aber es war nicht damit zu rechnen, dass wir so performen."

Die erste Liga ist derart von Fernsehgeldern gemästet, dass ein paar Millionen hängenbleiben können

Auch in der kommenden Saison werden drei Stammspieler anderswo kicken: Sebastian Ernst, David Raum und Paul Jaeckel verlassen den Verein. Damit nicht noch weitere wichtige Spieler von Bord gehen, wäre die Aussicht auf Spiele in der ersten Liga charmant. Wie sie überhaupt derzeit die einzige Chance scheint, um den chronischen Wettbewerbsnachteil als solide wirtschaftendes, aber einnahmeschwaches Unternehmen im Schatten des 1. FC Nürnberg ein wenig wettzumachen.

Schon in ihrer ersten und bislang einzigen Bundesligasaison 2012/2013 machten die Fürther nicht den Fehler vieler Konkurrenten, sich zu verschulden, um mit allen Mitteln die Klasse zu halten. Sie wussten schon damals, dass die erste Liga derart von Fernsehgeldern gemästet ist, dass selbst bei einjähriger Zugehörigkeit ein paar Millionen hängenbleiben können. Geld, das sie dringend brauchen, um den Laden einigermaßen am Laufen zu halten. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Dass die Spielvereinigung Greuther Fürth seit 1997 nie unterhalb der zweiten Liga gespielt hat, zeugt von hervorragendem Management. "Wenn wir als Fürth auf dem dritten Platz sicher stehen, dann ist das schon ein ganz, ganz großer Erfolg", fand Stürmer Branimir Hrgota am frühen Sonntagabend. Und setzte sich kurz darauf in den Bus, der das Team ins Quarantäne-Trainingslager am Bodensee brachte. Was dort in dieser Woche auf dem Programm steht, hatte Leitl zuvor publik gemacht: "Regeneration, Spaß, Freude, Gemeinsamkeit." Als Einstimmung auf das gemeinsame Ziel: "Wir wollen jetzt direkt aufsteigen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: