SpVgg Greuther Fürth:Schlechte Miene

Freundschaftsspiele; FC Wuerzburger Kickers - SpVgg Greuther Fuerth; 14.07.2021 Sascha Burchert ( 30, SpVgg Greuther Fu

Angefressen nach der Testspielniederlage beim Drittligisten Würzburger Kickers: Fürths Torhüter Sascha Burchert.

(Foto: Julien Christ/Beautiful Sports/imago)

Vier Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt ist die SpVgg Greuther Fürth ein Verein auf der Suche. Gefunden hat er drei mutmachende Zugänge, darunter den Hoffenheimer Innenverteidiger Justin Hoogma.

Von Sebastian Leisgang

Sascha Burchert hätte es sich leicht machen können. Der Torwart der SpVgg Greuther Fürth hätte ja nur darauf hinweisen müssen, dass die Mannschaft am Vormittag noch auf dem Trainingsplatz gestanden habe, dann hätte er ins Feld führen können, dass der Fürther Kader noch nicht vollständig sei, und zum Abschluss, um auch die letzten kritischen Stimmen zu entkräften, da hätte Burchert nur noch sagen müssen, dass die Bundesliga ja erst in vier Wochen beginnt. Dann wäre es gar nicht mehr so schlimm, dass die Fürther nach dem 0:1 gegen den Regionalligisten FC Bayern II am Mittwochabend auch ihr zweites Testspiel mit 0:1 beim Drittligisten Würzburger Kickers verloren haben.

Oder etwa doch?

Burchert, 31, war nicht viel daran gelegen, gute Miene zu schlechtem Spiel zu machen. Es hätte zwar eine ganze Reihe an netten Alibis gegeben, hinter denen er sich hätte verschanzen können, als er nach den 90 Minuten am Dallenberg neben dem Spielfeld stand und ein paar Einschätzungen loswurde - Fürths Torwart wollte aber lieber ein paar Sätze sagen, die sich, wenn man zwischen den Zeilen las, gleichermaßen als Hilferuf und als Appell verstehen ließen.

"Man hätte den Klassenunterschied sehen müssen, das war aber nicht der Fall", sagte Burchert und konnte nicht verbergen, dass es da etwas gab, was in ihm arbeitete. Fürths Torwart wäre wohl gerne noch etwas deutlicher geworden, kleidete seine Kritik aber in Worte, die nicht allzu drastisch daherkommen sollten. "Wir haben zu wenige Lösungen gefunden", sagte Burchert und nahm dann das Wort "enttäuschend" in den Mund, weil sich die Mannschaft gegen einen Drittligisten in 90 Minuten keine einzige Torchance herausgespielt hatte.

Die Mannschaft sucht ihre Form, Geschäftsführer Azzouzi einen Linksverteidiger

"Letztes Jahr hatten wir wenige Verletzungen und es gab keinen Grund für viele Wechsel, aber ich weiß nicht, ob das diese Saison wieder der Fall sein wird", grummelte Burchert noch. Gut, mag schon sein, dass wir uns in der zweiten Liga mit dem kleinen Kader durchschlängeln konnten - aber in der Bundesliga? Da wird das wohl kaum funktionieren. Das war die Botschaft, die er am Mittwochabend loswerden wollte.

Trainer Stefan Leitl schlug zwar auch diplomatische Töne an, als er sagte, er habe "keine Sorge" und schon gar keine Zweifel, dass Fürth beim Auftakt in Stuttgart "eine gute und wettbewerbsfähige Mannschaft auf dem Platz" haben werde - doch auch Fürths Coach war alles andere als angetan von dem, was er am Mittwochabend gesehen hatte. Er habe zwar "gute Pressingmomente" erkannt, sagte Leitl, aber: "Von einer Mannschaft, die nächstes Jahr in der Bundesliga spielt, erwarte ich schon, dass sie ein solches Spiel nicht nur bestimmt, sondern auch mehr Torchancen kreiert und das eine oder andere Tor erzielt."

In der vergangenen Saison hatten die Fürther erfrischenden, ja sogar mitreißenden Offensivfußball gespielt, flüssig, ballsicher, gut anzuschauen. Auch in Würzburg spielte Leitls Mannschaft dominant - sie vergaß aber, dass da am Ende des Platzes ein Tor steht, das für ein Fußballspiel, sagen wir, eine gewisse Relevanz hat.

Eine Unwucht im Kader und zwei unausgegorene Auftritte gegen unterklassige Gegner: Einen Monat vor dem Bundesliga-Auftakt ist die SpVgg Greuther Fürth ein Verein auf der Suche. Die Mannschaft sucht noch ihre Form, Geschäftsführer Rachid Azzouzi einen Linksverteidiger. Zumindest ein zentraler Abwehrspieler ist am Donnerstag schon einmal hinzugekommen: Justin Hoogma, 23, für ein Jahr aus Hoffenheim ausgeliehen und neben Adrian Fein ein weiterer Akteur, der Leitl Spielraum verschafft. Fein, 22, hatten die Fürther tags zuvor auf Leihbasis vom FC Bayern geholt. Am Samstag, beim Testspiel in Ingolstadt, soll er ebenso debütieren wie Gideon Jung (Hamburger SV), der bei den ersten beiden Partien mit Trainingsrückstand gefehlt hat.

Hoogma, Fein und Jung, es sind auch diese Personalien, die Fürth Mut machen können. Und zur Wahrheit gehört ja auch: Bis Stuttgart ist es noch weit hin.

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