SpVgg Greuther Fürth:Mit Haltung verloren

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Klarer Plan: der neue Trainer Jan Siewert, hier mit Marco Meyerhöfer. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Auch bei der Premiere des neuen Trainers Jan Siewert muss das Kleeblatt eine Heimniederlage hinnehmen – aber diesmal ist vieles anders. Nach dem überaus ordentlichen Auftritt gibt es keinerlei Pfiffe.

Von Christoph Ruf

Jan Siewert ist der dritte Trainer, den die SpVgg Greuther Fürth in dieser Saison an die Seitenlinie gestellt hat. Es läuft nicht rund bei den einst so heimstarken Franken, die nun beim unglücklichen 2:3 gegen Karlsruhe die vierte Heimniederlage im siebten Spiel hinnehmen mussten, darunter zuvor die schlimmstmögliche: eine gegen den 1. FC Nürnberg. Der Blick auf die Tabelle zeigt ein Team, das nach 13 Spielen 13 Punkte hat. Es steht damit objektiv nur noch wenig besser da, als die subjektive Stimmung im traditionell nicht eben dauereuphorischen Kleeblatt-Umfeld ist: Teile des Anhangs scheinen einen Abstieg am Saisonende für eine ausgemachte Sache zu halten.

Am Samstag, beim Siewert-Debüt, gab es hingegen abgesehen vom Ergebnis keinerlei Anlass zur Schwarzseherei. Gegen eine Karlsruher Mannschaft, die eine auch vom eigenen Trainer Christian Eichner zurecht als „furchtbaren Fußball“ gewürdigte erste Halbzeit hinlegte, spielte Fürth selbstbewusst und konzentriert. Der erst 20-jährige Philipp Müller zeigte zudem in der Mittelfeldzentrale eine auffallend starke, spielintelligente Partie. Im Kollektiv sah man ein klares System, eine klare Grundeinstellung nach klaren Vorgaben. Statt früh vor dem gegnerischen Tor zu attackieren, wie der KSC das erwartet hatte, verlegte Fürth das Pressing eine Linie nach hinten, vollzog es dann aber umso konsequenter.

Bis die Gäste das begriffen hatten, lagen sie 0:1 durch ein Tor von Branimir Hrgota (20.) hinten und musste sich einige nicht ganz so freundliche Worte von Eichner anhören. Im Umlauf der Fürther Arena sah man hingegen viele dankbare Gesichter. Die allergrößten Defätisten, die nach dem hilflosen vorherigen Heimspiel gegen Darmstadt (1:5) nun gegen den KSC vom Schlimmsten ausgegangen waren, zeigten sich überrascht: Ihr Kleeblatt hatte sich als lernfähig erwiesen, der neue Trainer mithin als jemand, dem zu folgen sich lohnen könnte.

Doch was zunächst folgte, war aus Fürther Sicht ernüchternd. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff fiel der 1:1-Ausgleich durch Budu Zivzivadze, kurz darauf das 1:2 durch Bambasé Conté. Zwei Tore, die mehr mit der individuellen Stärke einzelner Gästespieler als mit eigenen Fehlern zu tun hatten. Als etwa eine Stunde später der neue Coach Siewert betonte, man sei letztlich „von der Effizienz geschlagen worden, die eine Spitzenmannschaft ausmacht“, unterschlug er allerdings zweierlei. Erstens, dass der KSC als neuer Tabellen-Zweiter nicht wie eine Spitzenmannschaft gespielt hatte. Und zweitens, dass Fürth genau deshalb wohl auch nicht verloren hätte, wäre der eigene Keeper Manuel Noll nicht auf die unselige Idee gekommen, trotz dreier anlaufender Gegenspieler einen riskanten Kurzpass zu spielen. Der landete nämlich bei einem Karlsruher, und es stand 1:3 (79., Fabian Schleusener). Für mehr als den 2:3-Anschluss durch Sacha Bansé (83.) fehlte nun die Zeit.

„Wir hätten nach dem 1:3 auch auseinanderbrechen können. Dann wäre hier etwas ganz anderes passiert“, sagte Siewert

Am positiven Gesamteindruck änderte das aber nicht viel: „Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht“, fand dann auch Offensivmann Roberto Massimo, der den Trainer so nett lobte, wie der es später an die Mannschaft zurückgab: „Er bringt viel Feuer und Energie mit, das spüren wir auch in der Kabine.“ Und offenbar auch auf den Rängen: Nach dem überaus ordentlichen Auftritt gab es keinerlei Pfiffe im Stadion, die überschaubare Zahl der Ultras applaudierte instinktsicher.

Ob man das alles als Beleg dafür nehmen muss, dass man „in Mittelfranken zusammenhält“, wie der in der Mittel-Vulkaneifel geborene Siewert betonte, sei dahingestellt. Aber was sollte der Mann auch Erbauliches sagen, nachdem selbst sein Karlsruher Kollege dessen eigenes Team eindringlich kritisiert und den Fürther Gegner mitsamt dessen „Haltung“ sehr wortreich gelobt hatte. „Das tut schon weh, muss ich sagen“, erwiderte also Siewert und führte noch einmal aus, was genau ihm an den 90 Minuten zuvor imponiert hatte. So sei „die Haltung, dass du jeden in der Liga schlagen kannst, in jeder Minute zu sehen“ gewesen. Und: „Wir hätten nach dem 3:1 auch auseinanderbrechen können. Dann wäre hier etwas ganz anderes passiert.“

Eine 1:5-Klatsche wie jüngst gegen Darmstadt beispielsweise. Von einer solchen war das Kleeblatt am Samstag tatsächlich so weit entfernt, dass ein echtes Glückserlebnis am kommenden Sonntag in Ulm vorstellbar erscheint.

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