SpVgg Greuther Fürth:Greuther-Kunde in Fürth

SpVgg Greuther Fürth: Bald wieder unter diesem Namen? "Kleeblatt"-Fans verleihen ihrem Wunsch beim Spiel gegen Holstein Kiel Ausdruck, ihren Verein künftig wieder SpVgg Fürth nennen zu dürfen.

Bald wieder unter diesem Namen? "Kleeblatt"-Fans verleihen ihrem Wunsch beim Spiel gegen Holstein Kiel Ausdruck, ihren Verein künftig wieder SpVgg Fürth nennen zu dürfen.

(Foto: Melanie Zink/Imago)

Kleeblatt ja, Holzschuh nein: Bei der fränkischen Spielvereinigung streben Fans die Streichung jenes Zweitnamens an, der an die einst rettende Fusion ihres Vereins mit Vestenbergsgreuth erinnert.

Von Christoph Ruf

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - dieses Motto nahm die Fürther Ultraszene am vergangenen Samstag sehr wörtlich. Kaum hatte der Schiedsrichter das 2:2 gegen Holstein Kiel abgepfiffen, da ergriff der Wortführer der Ultragruppe "Horidos" das Megafon und schwor die vor dem Zaun versammelten Spieler nebst den 3000 Stehplatz-Fans auf das anstehende Derby beim 1. FC Nürnberg ein. Nicht jedes seiner Worte war dabei zitierfähig. In etwa ließen sie sich so paraphrasieren: "Da es nun mal sein muss, werden wir dieses eine Mal im Jahr möglichst zahlreich den kurzen Weg in die nicht so sehr geliebte Nachbarstadt antreten, uns mit weißen Textilien einkleiden und mit drei Punkten wieder zurück ins schöne Fürth fahren." Deutet man den Applaus richtig, wurde der Plan am Samstag allgemein für gut befunden. Die einen hatten schließlich schon "Wir woll'n den Derbysieg" angestimmt, als die anderen noch versucht hatten, aus dem einen Punkt gegen Kiel drei zu machen.

Bereits in der ersten Halbzeit war derweil ein Spruchband gezeigt worden, das die Forderung aufgriff, der Verein möge künftig wieder "Spielvereinigung Fürth" heißen und den Zusatz "Greuther" aus dem Namen streichen. Dass das tatsächlich so kommen könnte, liegt an einem Votum der Jahreshauptversammlung, die am 27. Juni stattgefunden hat. Es könnte im kommenden Jahr dafür sorgen, dass der Verein, der von 1903 bis 1996 Spielvereinigung Fürth hieß und unter diesem Namen die drei deutschen Meisterschaften (1914, 1926, 1929) errang, bald wieder so heißen könnte. Seit 1996 trägt das "Kleeblatt" den Namen Spielvereinigung Greuther Fürth, als Referenz an das Örtchen Vestenbergsgreuth, dem 50 Kilometer von Fürth entfernten Wohnort des langjährigen Präsidenten Helmut Hack. Eine unter dessen Regie durchgeführte Fusion mit dem örtlichen Fußballverein rettete den Traditionsverein damals vor dem Konkurs. Das offizielle Vereinswappen der Fürther ziert seither immer noch ein Holzschuh, der auch im Wappen des TSV Vestenbergsgreuth auftaucht. Auch der stünde dann zur Disposition, auf den Trikots der Spieler taucht bereits seit Jahren nur noch das Kleeblatt auf.

Seit 1996 - und damit seit der Zeit, in der Fürth überregional wieder auf sich aufmerksam machte - haben sich allerdings bundesweit unterschiedliche Wahrnehmungen entwickelt. Während in Köln oder Magdeburg bei Fußball-Fachsimpeleien längst völlig unschuldig von den "Greuthern" die Rede ist, leiden vor allem in der Stadt selbst 90-jährige "Färdder" und Ultras, die 1996 noch nicht geboren waren, gleichermaßen unter dem Zusatz, den sie nicht nur phonetisch so sperrig finden, dass sie sich nie an ihn gewöhnen werden. Andererseits sprechen auch Spieler, die neu nach Fürth kommen, in ihren ersten Interviews ganz unbefangen davon, wie wohl sie sich bei "Greuther Fürth" fühlten. Auch aus diesem Grund steht man beim Verein einer Rückbenennung skeptisch gegenüber, dem Vernehmen nach haben sich alle Vereinsgremien dagegen ausgesprochen. In den vergangenen 25 Jahren sei eben auch eine neue Tradition entstanden, die mittlerweile den Markenkern ausmache, hieß es. Und die drei Meisterschaften lägen nun eben auch schon fast ein Jahrhundert zurück.

So oder so: Bislang scheiterte jeder Versuch, eine Rückbenennung zu initiieren, an einem Passus in der Satzung, der dem Vestenbergsgreuther Vertreter als juristischer Person bei Mitgliederversammlungen eine Sperrminorität von 20 Prozent einräumte. Da aber für eine Namensänderung eine 90-prozentige Zustimmung nötig war, hätte es bislang gereicht, wenn diese eine Person die Hand zum Veto gehoben hätte. Genau das geht nun nicht mehr, seitdem Ende Juni wiederum eine Neunzehntel-Mehrheit der Mitglieder beschlossen hat, dass künftig eine Dreiviertelmehrheit reicht, um die Rückbenennung zu beschließen.

"Die große Mehrheit ist sicher für die Spielvereinigung. Aber ob es drei Viertel sind?"

Dass bei der nächsten turnusgemäßen Mitgliederversammlung, die im kommenden Herbst stattfinden wird, ein entsprechender Antrag eingeht, ist eher unwahrscheinlich. Dass das ein Jahr später geschieht, ist hingegen so gut wie sicher. Gewagter ist eine Prognose, ob dann mindestens 75 Prozent der Mitglieder für die Rückbenennung in "Spielvereinigung Fürth" votieren werden. In der Ultraszene ist die Stimmungslage eindeutig, auch 37 der 48 Fanclubs wollen künftig ohne das "G-Wort" auskommen. "Der Großteil der Fürther Fanszene identifiziert sich mit seinem Kleeblatt, seiner Spielvereinigung, die das Aushängeschild unserer einzigartigen Kleeblattstadt verkörpert", heißt es in dem Aufruf der Initiative "Zurück zur Spielvereinigung", die allerdings auch betont, wie dankbar man Hack und Vestenbergsgreuth sei. "Dies soll nie in Vergessenheit geraten und der Verein im Sinne seiner soliden, bodenständigen Wirtschaftsweise weitergeführt werden."

Doch es gibt in der Fanszene durchaus auch Stimmen wie die von Werner Dippold, die den Greuther-Zusatz mit den vergleichsweise sehr erfolgreichen letzten 25 Jahren verbinden und auch deshalb nicht auf ihn verzichten wollen. "Da schlagen wirklich zwei Herzen in meiner Brust", sagt der Fürth-Fan. "Ich bin mit der SpVgg großgeworden. Ich weiß aber auch, dass es uns ohne die Greuther nicht mehr geben würde." Wie eine Abstimmung ausgehen würde, falls die für 2023 beantragt würde, findet Dippold schwer zu prognostizieren: "Die große Mehrheit ist sicher für die Spielvereinigung. Aber ob es drei Viertel sind?" Er selbst würde sich jedenfalls nicht für eine Rückbenennung stark machen.

Eine Wahrnehmungsfrage der ganz anderen Art steht derweil am Samstag (13 Uhr) auf der Agenda, wenn es in Nürnberg zum 269. Frankenderby kommt. Überregional dürfte sich die Aufregung hier in Grenzen halten, doch in Nürnberg, Fürth und den Fangemeinden in der Nachbarschaft sieht das ganz anders aus - vor allem in den jeweiligen Ultraszenen. Am Samstag wird es eine strikte Fantrennung geben.

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