SpVgg Greuther Fürth:Erlösung dank Julian Green

1. FC Heidenheim - SpVgg Greuther Fürth

So schön kann Abstiegskampf sein: Spieler, Betreuer und Fans bejubeln das 1:0 für die SpVgg Greuther Fürth.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

Ein Tor des vom VfB Stuttgart ausgeliehenen Stürmertalents hält die SpVgg Greuther Fürth in der zweiten Liga.

Von Thomas Gröbner, Heidenheim

Über Julian Green ist schon viel geschrieben worden: Mal war er ein Versprechen für die Zukunft. Mal jemand, der dieses Versprechen nie erfüllt hat. Ein Erlöser war er nie. Nun hat sein Tor den Zweitliga-Dino Fürth erlöst und den Klassenerhalt in Heidenheim gesichert.

Der Abstiegskampf der zweiten Liga erfuhr am Sonntag hier seine Zuspitzung: auf der schwäbischen Ostalb, zwischen Greifvogelpark und Kletterpark. Drei Endspiele übers Land verteilt, sechs Mannschaften zitterten bis zum Schluss. Fürth hatte gegen Heidenheim die schwierigste Ausgangslage. Das schlechteste Auswärtsteam zu Gast beim viertbesten Heimteam. Nur ein Sieg konnte Fürth sicher retten, ein Remis würde Heidenheim genügen.

Der Fürther Trainer Damir Buric hatte angekündigt, ein Team aufzubieten, das "in der Lage ist, sich zu wehren". So setzte er im Saisonfinale auf jene Spieler, die nach eigenem Selbstverständnis Führungsspieler sind. Auf Jurgen Gjasula etwa, der sich die "10" auf den Nacken tätowiert hat, und auf den früheren Nationalspieler Roberto Hilbert. Dazu zauberte der Trainer Nik Omladic aus dem Hut. Den Slowenen hatte man in Fürth fast vergessen, seit September war er mit einer Entzündung der Fußsohle ausgefallen. Doch nach einer halben Stunde musste Fürth froh sein, nicht schon in den Abgrund zu starren: Chance um Chance vergaben die Heidenheimer, während Fürth nur aus der Distanz zu Abschlüssen kam. Mit einem torlosen Unentschieden rettete sich Fürth in die Pause. Weil Braunschweig gegen Kiel schon mit 4:2 zurücklag, reichte in diesem Moment dieses zittrige Remis bereits.

Dabei war bei Heidenheim der gefährlichste Spieler gar nicht auf dem Rasen. Marc Schnatterer saß angeschlagen auf der Bank. An Schnatterer (acht Tore, vierzehn Vorlagen) kann man auch ablesen, was der Spielvereinigung aus Fürth in diesem Jahr gefehlt hatte, ein Anführer - und Torgefahr. Das sollte sich in der 51. Minute ändern. Da wuchtete Julian Green den Ball nach einem gewonnen Kopfball von Gjasula aus 20 Metern zur Führung ins Tor. Green gab dem Klub in diesem Moment wieder Hoffnung auf eine Zukunft in Liga Zwei. Green ist nur ausgeliehen und hat einen Vertrag in Stuttgart, an diesem Tag ging er für Fürth voran.

Doch eine Viertelstunde vor dem Ende schwanden beim Kleeblatt sichtbar die Kräfte. Maxi Wittek und Kapitän Marco Caligiuri wanden sich mit Krämpfen am Boden, beide mussten vom Feld. Nach den Wechseln machte sich langsam Panik im Fürther Strafraum breit, nur mit Glück und mit wohltemperierten Grätschen gelang es, die Führung zu verteidigen. Doch irgendwann war das Fürther Glück aufgebraucht. Es lief die 90. Minute, als Hilbert Tim Skarke aus den Augen verlor, der den Ball ins Tor schob. Aber weil Braunschweig 6:2 gegen Kiel verlor und Aue 0:1 gegen Darmstadt, reichte dieses Unentschieden sowohl für Heidenheim wie für Fürth. Helmut Hack, Fürths ewiger Präsident, war ganz ergriffen: "Das ist für den Verein wichtiger als der Bundesligaaufstieg", die ganze Stadt sei zusammengewachsen.

Torschütze Green wurde ein zweites Mal fast erdrückt, als die Fürther Fans auf den Rasen stürmten. "Auf keinen Fall wollte ich einen Abstieg im Steckbrief haben", sagte Green nach dem Spiel. "Gereift" sei er hier, "Stammspieler im Herrenfußball, in der zweiten Liga, auch wenn es vier oder fünf Tore mehr hätten sein können". Carlo Ancelotti habe ihm einst beim FC Bayern einmal gesagt, dass Stürmer die beste Position für ihn sei, erzählte Green glücklich. "Dann muss auch was dran sein." Julian Greens Tor beschert Fürth den Klassenerhalt, und für den Stürmer bedeutet es vielleicht eine neue Perspektive. Nirgendwo ist er zuletzt so richtig glücklich geworden. Nicht beim FC Bayern, nicht in Stuttgart. Wie seine Zukunft aussehen wird? "Ich weiß es nicht." Für Fürth ist die Zukunft zunächst geklärt.

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