Süddeutsche Zeitung

SpVgg Greuther Fürth:Botschaft von der Tribüne

Greuther Fürth verliert 1:2 gegen Spitzenreiter VfL Bochum und verpasst die Tabellenführung in der zweiten Liga.

Von Thomas Gröbner

Nach dem Spiel wollte Stefan Leitl noch etwas loswerden: "Wenn ich die Berichte und die Beurteilung meiner Mannschaft vor der Saison gelesen habe", begann Fürths Trainer, dann müsse man jetzt "auf einem der unteren drei Plätzen stehen." Dass seinem Team so wenig zugetraut wurde, wurmte ihn am Samstag noch: "Ich glaube, es gibt wenige Pressevertreter, die uns auf Platz drei gesehen haben."

Erste Rückrundenniederlage, den Sprung auf Tabellenplatz eins der zweiten Fußball-Bundesliga verpasst, die Serie von acht Spielen ohne Pleiten gerissen: die Sicht der Dinge im Frankenland nach der 1:2-Niederlage gegen den VfL Bochum geriet ihm zu pessimistisch. Und so war Leitl beglückt über die Botschaft auf der Tribüne, wo die Anhänger der Spielvereinigung ein Plakat aufgezogen hatten. Tenor: Mit "Mentalität und Siegeswille" lasse die Mannschaft das "Kleeblatt wieder strahlen". Leitl wandte sich auf der Pressekonferenz direkt an die Anhänger: "Es macht uns sehr stolz, dass ihr das honoriert."

Auch Manager Rachid Azzouzi hatte ja jüngst geklagt, dass die Fürther Leistung nicht immer die entsprechende Würdigung erfahre, trotz Mini-Etat und dem jüngsten Kader der Liga. "Es ist nicht selbstverständlich, mit diesen Voraussetzungen eine solche Saison zu spielen", sagte Azzouzi.

Die Personallage in der Fürther Abwehr ist mittlerweile desaströs

Bis auf Platz drei ist Fürth vorgedrungen, das Duell mit Spitzenreiter Bochum wurde folgerichtig als "Top-Spiel" vermarktet. Doch die Partie begann alles andere als top aus fränkischer Sicht. Sieben Minuten waren gespielt, da schlenzte Anthony Losilla den Ball an Sascha Burchert vorbei ins Tor. Doch Fürth fand schnell eine Antwort: Mittelfeldmann Anton Stach glich mit seinem ersten Treffer im Profifußball aus (18. Minute). Fürth dominierte nun, doch dann folgte ein zweiter Schreckensmoment: Nach einer halben Stunde prallte Innenverteidiger Abdourahmane Barry mit Bochums Angreifer Danny Blum zusammen, der Fürther knickte um. Andere würden danach "direkt ins Krankenhaus chauffiert" werden, fand Leitl. Nicht Barry. Der hielt durch bis zum Schlusspfiff. Das imponierte seinem Trainer: "Er stellt sich, weil er unsere angespannte Personalsituation kennt."

Die Personallage in der Fürther Abwehr ist mittlerweile ja desaströs: Maximilian Bauer ist gesperrt, Paul Jaeckel verletzt, Abwehrchef Mergim Mavraj kam gerade noch rechtzeitig aus dem Krankenstand zurück und formierte mit Barry und Debütant Gian-Luca Itter die Deckung. "Es ist nicht mehr viel, das wir bringen können, wenn man auf die Bank guckt", sagte Leitl dazu.

In der Not verließ Leitl das gewohnte taktische Muster mit der Raute im Mittelfeld und wechselte in der Abwehr auf eine Dreierkette, um Anton Stach weiter auf der Sechs halten zu können. Schnell zeigte er noch eine weitere Qualität: Sein beherzter Schuss von der Strafraumgrenze schlug im Torwart-Eck ein, Bochums Schlussmann Manuel Riemann sah dabei nicht glücklich aus.

Warum es trotzdem nicht klappte mit einem Sieg, das lag auch an diesen zwei Momenten: Fürths Kapitän Branimir Hrgota schoss eine Flanke aus sechs Metern über das Tor (37.), "da haben sie uns im Spiel gelassen", fand Bochums Trainer Thomas Reis. Und dann trat Barry dem Bochumer Blum im Strafraum. Robert Zulj, der frühere Kleeblatt-Regisseur, verwandelte den fälligen Elfmeter (61.). Leitl nahm es gelassen: "Wir haben heute kein Finale gespielt." Immerhin: Es bleibt nun etwas Zeit für Erholung, das nächste Spiel gegen Regensburg wurde nach vielen positiven Corona-Tests beim Jahn auf den 17. März verlegt.

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