SpVgg Greuther Fürth:Aufwärts mit Leitl

18 03 2019 Fussball Saison 2018 2019 2 Fussball Bundesliga 26 Spieltag SSV Jahn Regens

„Es gibt kein Durchatmen im Profigeschäft“: Fürths Kapitän Marco Caligiuri, Torschütze zum 1:0.

(Foto: imago)

Gegen Regensburg hilft den Fürthern die Nervosität von Jahn-Spieler Andreas Geipl - und die Unerschrocken­heit von Maskenmann Marco Caligiuri.

Von Johannes Kirchmeier

Selbst nach seinem Tor zupfte Marco Caligiuri am späten Montagabend an seiner Karbonmaske herum. Erst als sie wieder richtig saß, jubelte der Kapitän der SpVgg Greuther Fürth mit den Fans in der Regensburger Arena. So ganz wohl fühlt sich ein Fußballer ja nie, wenn er Karbon am Körper tragen muss. Auch Caligiuri, 34, kämpfte mit den Bändern an seinem Hinterkopf, die der Maske ihren Halt geben. Er hatte sich kürzlich gegen den Hamburger SV einen Nasenbeinbruch zugezogen, beim Spielen ist er auf den Schutz angewiesen. Nach der Partie hatte er ihn schleunigst abgelegt. Nein, nein, beeinträchtigt habe ihn die Maske nicht, sagte der Verteidiger zwar auf dem Weg in die Gästekabine in Regensburg, "ich hoffe aber, dass ich sie so früh wie möglich wieder absetzen kann".

Aber auch so hat er mit seinem Tor zum 1:0 in der 71. Minute den Grundstein für den wichtigen Auswärtssieg im Zweitliga-Derby beim SSV Jahn Regensburg gelegt, David Raum erhöhte beim letzten Angriff des Spiels. Die Fürther haben nach dem 2:0 (0:0) als Tabellen-13. neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Der Wunsch nach einer ruhigen Rückrunde scheint sich unter dem neuen Trainer Stefan Leitl, 41, zu erfüllen.

War es also nun, nachdem auch die Maske abgelegt war, an der Zeit, etwas durchzuatmen für Kapitän Caligiuri? "Es gibt kein Durchatmen im Profigeschäft", antwortete er. Und es scheint so, als hatte er sich mit seinem Trainer abgesprochen, denn auch Leitl legt den Fokus in der anstehenden Länderspielpause nicht auf Regeneration - sondern auf die Aufgaben danach: "Wir haben drei Heimspiele nach der Pause, da arbeiten wir auf eine wichtige Woche hin." Erst empfängt die SpVgg binnen sieben Tagen Bielefeld, danach im Nachholspiel Dresden und dann Darmstadt. "Das wird für uns alle eine schöne Woche, aber die wird uns alles abverlangen."

Seit fünf Spielen ist Leitl - der bis zum sechsten Spieltag noch beim Tabellenletzten FC Ingolstadt beschäftigt war - Coach der SpVgg Greuther Fürth. Die Bilanz spricht für ihn. Nachdem sein Vorgänger Damir Buric nur eines von zehn Spielen gewonnen hatte, fing er beachtlich an: Acht Punkte hat Fürth unter Leitl erwirtschaftet, durch den Erfolg in Regensburg, ein 1:0 gegen Duisburg und ein 2:2 beim Spitzenteam Holstein Kiel. Das Bemerkenswerte dabei: Leitl baute fast durchweg auf die selbe Mannschaft wie Buric - lediglich den defensiven Mittelfeldspieler Lukas Gugganig setzte er auf die Bank und ersetzte ihn durch den offensiveren Paul Seguin. Zudem tüftelte er an neuen Eckball- und Freistoßvarianten, berichtete Torwart Sascha Burchert nach der Partie in Regensburg. Und die fruchteten: Caligiuris Tor fiel nach einer Ecke, als Seguin ihm den Ball an den zweiten Pfosten verlängerte.

Keine Frage, der gebürtige Münchner Leitl brachte den von Vereinen vor einem Trainerwechsel erwünschten frischen Wind, was ihm im Übrigen zuvor auch in Ingolstadt gelang. Am Montag war ihm aber schon auch das Glück hold: Der Regensburger Angreifer Marco Grüttner vergaß beim Stand von 0:0 vor dem leeren Gehäuse das Toreschießen, kurz darauf flog Jahn-Innenverteidiger Markus Palionis nach einer harten Entscheidung mit Gelb-Rot vom Platz, und kurz vor dem Ende verschoss dessen Kollege Andreas Geipl seinen mittlerweile vierten Elfmeter in Serie.

"Das ist gut jetzt", sagte Trainer Achim Beierlorzer zu Geipls weiteren Elfmeter-Ambitionen - er darf erst einmal nicht mehr antreten. Die erhoffte 40-Punkte-Marke hat sein Team am Montag verpasst: "Kein Problem, wir haben noch acht Matchbälle", fand der SSV-Coach, der natürlich weiß, dass in dieser Saison die geholten 37 Zähler auch reichen dürften zum Klassenverbleib. Leitl, gegen den Beierlorzer im fünften Duell erstmals verlor, muss hingegen noch ein bisschen weiterpunkten. Dann darf Caligiuri doch durchatmen im Profigeschäft - mit einer wohl genesen Nase.

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