Selbst als die achtminütige Nachspielzeit angezeigt wurde, ging kein hoffnungsvolles Raunen durch den Ronhof. Dabei lag die SpVgg Greuther Fürth doch nur mit einem Tor zurück und hätte mit einem möglichen Ausgleich den direkten Konkurrenten SSV Ulm auf neun Punkte Abstand halten können. Bei noch drei ausstehenden Partien wäre das wohl ausreichend gewesen. Doch durch die 0:1-Niederlage ist jetzt rechnerisch sogar noch der direkte Abstieg der Mittelfranken aus der zweiten Fußball-Bundesliga möglich.
Das hätten sie mit einem Sieg am Freitagabend verhindern können. Der Ulmer Maurice Krattenmacher erzielte in der 63. Minute aber das Tor des Spiels – und das mit großer Unterstützung des Fürther Teams. Im Mittelfeld wurde der Torschütze überhaupt nicht angegriffen und konnte durch das halbe Spielfeld spazieren. Sein Schuss von der Strafraumgrenze wurde dann von einem Fürther Verteidiger noch unhaltbar abgefälscht. Dieses Glück blieb bei den Fürthern aus. Bei der größten Chance der Heimmannschaft knallte der Ball nach einem abgefälschten Schuss nur an die Latte, als sich der Offensivspieler Branimir Hrgota elegant Platz im Strafraum geschaffen hatte (68.). Weil darüber hinaus die großen Chancen ausblieben und die Fürther im letzten Drittel zu ungenau waren, muss das Kleeblatt jetzt wieder nach unten schauen.
Da Ulm ein direkter Konkurrent gegen den Abstieg ist, tat die Niederlage besonders weh. Der Aufsteiger sprang durch den Sieg auf den Relegationsplatz und liegt nur noch sechs Punkte hinter den Fürthern. Weil auch Münster am Samstag einen Punkt holte, besteht auch noch direkte Abstiegsgefahr. Rang 17, auf dem die Preußen stehen, ist ebenfalls nur noch sechs Punkte entfernt. Für den sicheren Klassenverbleib braucht Fürth also noch den einen oder anderen Punkt.
Nach dem Spiel überwog bei Verteidiger Niko Gießelmann aber erst einmal der Frust über die Niederlage: „Wir sind einfach nicht zwingend genug gewesen. Da hätten wir mehr Situationen besser ausspielen müssen, gerade mit der Qualität, die wir haben.“ Ähnlich sah das auch Trainer Jan Siewert. Vor allem in den ersten 20 Minuten war die Mannschaft „in der Kontrolle und kommt sehr gut rein ins Spiel“, meinte er. Danach blieb der Drang auf das Tor aber aus, und die Ulmer kamen auch zu der einen oder anderen Chance. Letztlich musste ein abgefälschter Schuss das Spiel entscheiden.
Das Fürther Restprogramm ist mit Hertha BSC, Hannover 96 und dem Hamburger SV anspruchsvoll
Zwar hat Siewerts Mannschaft alles selbst in der Hand, das Restprogramm ist mit Hertha BSC, Hannover 96 und dem Hamburger SV aber anspruchsvoll. Der Trainer erinnert an die Hinrunde, als das Kleeblatt aus diesen drei Spielen beachtliche sechs Punkte holte. Auch jetzt ist er weiterhin zuversichtlich: „Ich kämpfe mit den Jungs bis zum Ende und wir werden es schaffen, auch wenn in diesem Moment keiner mehr an uns glaubt.“
Der Glaube scheint auch bei den Fans zu schwinden. Nach dem Abpfiff gab es ein großes Pfeifkonzert, und Linksverteidiger Gießelmann lieferte sich ein kleines Wortgefecht mit einem Fan. Das Thema war für den Routinier aber schnell beendet: „Man kann kritisch sein, aber ich finde es nicht okay, wenn man beleidigt. Das habe ich dem Kollegen aber auch gesagt. Er war dann auch zurückhaltend.“ Mit der generellen Situation ist der 33-Jährige selbstverständlich unzufrieden und sieht, „dass wir da (im Abstiegskampf, d. Red.) mittendrin sind. Das wissen wir auch und dass wir auf jeden Fall noch Punkte brauchen.“ Die sollen möglichst schon am Sonntag in Berlin dazu kommen. Gießelmann hofft dabei auf ein anderes Spiel und auf „mehr Räume, die wir dann gut nutzen können“. Im Hinspiel gewann Fürth mit 2:1 und holte somit den ersten Sieg unter Siewert.
Der wird voraussichtlich auch im Olympiastadion auf der Bank sitzen. Auch wenn die Fans nach der Niederlage gegen Ulm das gerne anders gesehen hätten. Sie brachten mit „Siewert raus“-Rufen ihre aktuelle Unzufriedenheit zum Ausdruck. Der Fußballlehrer zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt: „Mir ist es in dem Moment lieber, die Fans gehen auf mich als auf die Mannschaft.“ Die hatten mit dem schon angesprochenen Pfeifkonzert aber auch etwas abbekommen und sich nach dem Spiel nicht in die Kurve getraut, sondern waren schnell in die Kabine verschwunden.
Nach mittlerweile fünf sieglosen Spielen hintereinander ist der Unmut der Fans verständlich. Dazu kommt die Offensivschwäche in den vergangenen Spielen. Nur ein einziges Tor aus vier Partien ist einfach zu wenig. Es gibt also viel zu tun in der Trainingswoche für die ganze Mannschaft. Sonst kann eine schlechte Saison tatsächlich noch zu einer Horror-Saison werden.