3. Liga:Ein Plädoyer für mehr Geduld

3. Liga: "Ich kriege hier Vertrauen und spiele auch mal von Anfang an": Markus Ziereis fühlt sich in Bayreuth wohl.

"Ich kriege hier Vertrauen und spiele auch mal von Anfang an": Markus Ziereis fühlt sich in Bayreuth wohl.

(Foto: Peter Kotzur/Sportfoto Zink/Imago)

In Regensburg und bei Sechzig kam Stürmer Markus Ziereis nach den Aufstiegen kaum noch zum Einsatz. Ausgerechnet das niedrige Budget von Aufsteiger SpVgg Bayreuth ermöglicht es ihm nun, seine Drittligatauglichkeit endlich unter Beweis zu stellen.

Von Christoph Leischwitz

Wie stark der Zusammenhalt in einem Verein ist, das zeigt sich bekanntlich vor allem in schlechten Zeiten. In der dritten Fußball-Liga wurde kürzlich ein Viertel aller Trainer innerhalb einer Woche beurlaubt. Bei der SpVgg Bayreuth scheint der Zusammenhalt noch vergleichsweise groß zu sein. Das kann man nicht nur daran erkennen, dass Trainer Thomas Kleine nach dem 2:3 am Sonntag gegen Wehen Wiesbaden erwähnte, dass man "im Verbund" eine schlechte Phase gehabt habe, dass also irgendwo alle gleichermaßen Schuld tragen daran, dass man "das Spiel selbst kaputt gemacht" habe. Man merkt es auch daran, dass sie sich überhaupt noch ärgern. Denn bei den Oberfranken haben sie gerade erst begonnen, sich konkurrenzfähig zu präsentieren. Seit der Winterpause werden die Spiele immer ansehnlicher, und die Ergebnisse zumindest teilweise.

Das habe er schon immer gewusst, sagt Markus Ziereis. Die Bayreuther als Aufsteiger sahen sich schon die ganze Saison über als konkurrenzfähig, jetzt aber erhöhen sie auch die Sieg-Wahrscheinlichkeiten. Wobei angemerkt werden muss, warum es gegen Wehen Wiesbaden nicht klappte: weil immer noch die Konstanz fehle, findet der Angreifer. "Am Sonntag war die erste Halbzeit ein überragendes Spiel von uns, vielleicht sogar die beste Saisonleistung", sagt Ziereis. Gerade deshalb war es ja so ärgerlich, nach einem Hattrick von Benedict Hollerbach, übrigens dem drittschnellsten der Drittliga-Geschichte (in elf Minuten), so klar zurückzuliegen.

17 Tore hat die Mannschaft von Coach Thomas Kleine, 45, bislang erzielt, "das ist immer noch ausbaufähig", sagt Ziereis. Aber: "Wir spielen jetzt viel mehr Chancen heraus, wir erarbeiten sie." Viele hätten den Regionalliga-Helden Alexander Nollenberger und Markus Ziereis wohl gar nicht zugetraut, in der dritten Liga eine gute Rolle zu spielen, jetzt scheinen sie sich aber gerade warmzuschießen. "Ich kriege hier Vertrauen und spiele auch mal von Anfang an", sagt Ziereis zur Begründung. "Ich bin überzeugt, dass ich dritte Liga spielen kann - wenn ich denn die Einsatzzeiten kriege."

"Ich bekomme meine Chance, hieß es. Bei Sechzig kriege ich dann neun Einwechslungen. Das ist ja keine echte Chance."

Ziereis betont das so, weil es bei ihm in der Vergangenheit nie selbstverständlich war, viel Einsatzzeit zu bekommen, eigentlich immer nur, wenn es gut lief. Der 30-jährige Oberpfälzer ist im Profifußball bereits sagenhafte fünf Mal aufgestiegen, drei Mal in die dritte, zweimal in die zweite Liga, in einigen Fällen sogar mit seiner maßgeblichen Torbeteiligung, vor allem bei Jahn Regensburg und bei 1860 München. "Ich bekomme meine Chance, hieß es. Bei Sechzig kriege ich dann neun Einwechslungen. Das ist ja keine echte Chance." Und so verzerren sich Statistiken über die Jahre. Ziereis kommt schon auf 79 Drittliga-Einsätze, hat dabei aber nur sechs Tore geschossen. Hinter diesen 79 Einsätzen stecken laut dem Portal transfermarkt.de aber eben auch nur drei über 90 Minuten.

Dann bekam er immer die Frage zu hören, warum er denn auf der Bank sitze? "Es war immer die gleiche Leier", sagt er, man werde immer vertröstet. Es ist hörbar, dass sich bei ihm über Jahre Frust aufgebaut hat. "Auch in Bayreuth war der Start schwierig. Wir haben keinen neuen Stürmer geholt, ich hatte 21 Tore in der Vorsaison" - aber auch hier wurde er zunächst zum Bankdrücker.

Fünf seiner sechs Drittliga-Tore hat Ziereis in den vergangenen 17 Spielen geschossen

In Bayreuth ist es nur so: Sie können gar nicht anders als zusammenhalten. "Wir haben ja nicht das Budget wie andere, bei uns geht es nur über mannschaftliche Geschlossenheit", sagt Ziereis. Jetzt stand er schon zehn Mal in der Startelf. Fünf seiner sechs Drittliga-Tore hat er in den vergangenen 17 Spielen geschossen. Und so gibt ein Angreifer, der sicherlich schon mehr als die Hälfte seiner Profikarriere hinter sich gebracht hat, das verbleibende Ziel aus: "Stammspieler in der dritten Liga zu werden."

Klar könne man auch mal einen Trainer beurlauben, sagt Ziereis mit Blick auf die hektische dritte Liga - also auch mit einem Seitenblick auf seinen früheren Verein 1860, "du weißt aber dann gar nicht, ob es besser wird". Ein Plädoyer für mehr Geduld also, das aus seiner Sicht nicht nur für den Umgang mit Trainern gilt. Sondern auch für den Umgang von Trainern mit Stürmern.

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