Mag ja sein, dass nun das Phantom passenderweise in der Opernstadt angekommen ist, der Spitzname wird trotzdem nicht zu halten sein. Das belegen schon die ersten Stunden nach der Bekanntgabe dieser Verpflichtung, eigentlich sogar schon die Stunden davor. Denn als am vergangenen Montag endgültig durchsickerte, dass kein Geringerer als Marek Mintal der neue Trainer der SpVgg Bayreuth wird, brach ein für die beschauliche Stadt doch recht mächtiger Medienhype los. Es gab bei den Lokalmedien sogar ein kleines Heckmeck wegen eines Exklusivinterviews, das vor der offiziellen Bekanntgabe geführt wurde, diese Bekanntgabe wiederum trug den spannenden Vermerk: "Beachten Sie bitte die Sperrfrist 18 Uhr!"
Kurz: Mintal, der als listiger Offensivspieler des 1. FC Nürnberg einst den Spitznamen "Phantom" verpasst bekam, wird 60 Kilometer nordöstlich im Rampenlicht stehen, die ganze Aufmerksamkeit wird auf ihm liegen. Und das ist volle Absicht. "Es ist uns gelungen, einen absoluten Fachmann und ein Sinnbild für Neuanfang und Aufbruch zu holen", sagte SpVgg-Geschäftsführer Jörg Schmalfuß tags darauf bei der Vorstellung des neuen Trainers. Der wird übrigens noch nicht beim letzten Drittligaspiel am Samstag (13.30 Uhr) gegen Erzgebirge Aue auf der Bank sitzen, sondern erst ab Mitte Juli, in der nächsten Regionalliga-Spielzeit.
"Ahoj, Leute", sagte Mintal zur Begrüßung, slowakisch für Hallo. Und merkte sogleich an, dass er schon "letztes Jahr erste Gespräche" mit Bayreuth geführt habe. Nun, ein Jahr später, habe es die zweite Möglichkeit gegeben, "und die habe ich einfach genutzt". So folgt also nach dem Ex-Clubberer und Ex-Kleeblatt Timo Rost und dem Ex-Kleeblatt Thomas Kleine der Ex-Clubberer Mintal. Die Tatsache, dass sogar ein Marek Mintal ein Jahr auf die Bayreuther Verpflichtung wartete und sich nun als überglücklich preist, dürfte den ohnehin großen Stolz in der Stadt weiter anwachsen lassen.
Es dürfte kaum einen besseren verfügbaren Trainer geben als Mintal, um ganz Bayern zu signalisieren: Wir lassen uns nicht hängen, wir wollen nach dem Abstieg baldmöglichst wieder nach oben. Bezeichnenderweise war die erste Frage, die dem 45-jährigen einstigen slowakischen Nationalspieler, Torschützenkönig der Zweitligasaison 2003/04, Torschützenkönig der Bundesliga-Saison 2004/05 sowie DFB-Pokalsieger 2007 gestellt wurde, ob er denn auch ein paar Spieler aus Nürnberg mitbringe.
"Wenn die ganze Mannschaft bleibt: geil. Wenn die Hälfte bleibt, wunderbar. Aber wir wissen, das passiert wahrscheinlich nicht."
Das ließ Mintal, der in seiner neuen, noch jungen Karriere ja auch schon Trainer der U21 beim Club war, zwar offen. Er verneinte es aber auch nicht. In jedem Fall soll sein Name dazu beitragen, in den kommenden Wochen einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Auch mit Spielern aus dem aktuellen Kader, die Drittliga-Potenzial haben. Allerding musste sogar Mintal einräumen: "Wenn die ganze Mannschaft bleibt: geil. Wenn die Hälfte bleibt, wunderbar. Aber wir wissen, das passiert wahrscheinlich nicht."
Die kommende Regionalliga-Spielzeit ist zwar noch weniger planbar als sowieso schon. Mannschaften wie die Würzburger Kickers, der FC Bayern II oder auch Türkgücü München streben Spitzenplätze an, womöglich steigt die SpVgg Unterhaching in den bevorstehenden Aufstiegsspielen gegen Energie Cottbus ja auch nicht auf. Der Fokus in Bayreuth scheint auch deshalb auf der übernächsten Saison zu liegen, wenn der bayerische Meister turnusmäßig wieder direkt, ohne Entscheidungsspiele, in die dritte Liga aufrückt. Gesellschafter Wolfgang Gruber hatte bereits angekündigt, den Etat des Aufstiegsjahres 2021/22 anzupeilen.
Mintal hat nicht nur als Spieler, sondern auch schon als Co-Trainer Profi-Erfahrung gesammelt, auch wenn er zuletzt als slowakischer U19-Coach tätig war. Noch dazu wohnt er nicht weit von Bayreuth entfernt und bringt Eigenschaften mit, die bei der "Oldschdod" geschätzt werden, denn er gilt als unprätentiös und zugleich sehr ehrgeizig. Auf die Frage, ob neue Spieler hier nicht ihre Ansprüche runterschrauben müssten mit Blick auf die Infrastruktur, sagt Mintal: "Alle träumen von Jacuzzi und von einer tollen Kaffeemaschine, aber das ist hier uninteressant." Profispieler, die das ähnlich sehen, können ab sofort ihre Initiativbewerbung nach Bayreuth schicken.