Sprüche zum Frauenfußball:"Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?"

Machos oder Zeitgeist? Johannes Rau sucht nach kreativen Stadionnamen, Berti Vogts ist gegen "Fußball für die Dame" und Lothar Matthäus findet inzwischen "auch das Optische" gut. Historische Sprüche zum Frauenfußball.

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Machos oder Zeitgeist? Johannes Rau sucht nach kreativen Stadionnamen, Berti Vogts ist gegen "Fußball für die Dame" und Lothar Matthäus findet inzwischen "auch das Optische" gut. Historische Sprüche zum Frauenfußball. Mächtig stolz ist der Deutsche Fußballbund (DFB), dass er im Jahr 2011 die erste Frauen-WM auf deutschem Boden ausrichten darf. In den vergangenen Jahrzehnten muss so etwas wie ein Sinneswandel eingesetzt haben - schließlich verbreitete der DFB noch 1955 in offiziellen Schriften: "Den Vereinen wird untersagt, Frauen aufzunehmen oder ihnen Sportplätze zur Verfügung zu stellen. Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand."

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Dr. Peco Bauwens (rechts im Bild), DFB-Präsident von 1950-1962, wird gar folgendes Zitat zugeschrieben: "Fußball ist kein Frauensport. Wir werden uns mit dieser Angelegenheit nie ernsthaft beschäftigen."

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Max Morlock, Endspieltorschütze und Weltmeister von 1954, formulierte wenig galant: "Wir empfehlen Schwimmen, Leichtathletik, Turnen oder Skilaufen. Das sind eher frauliche Betätigungen."

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Auch Ex-Bundespräsident Johannes Rau hatte seine Meinung zum Frauenfußball. Auf die Frage, ob Fußballstadien nicht auch einmal nach Frauen benannt werden sollten, bemerkte er findig: "Und wie soll dann bitte so ein Stadion heißen? Vielleicht Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?"

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Voll des Lobes hingegen ist Luciano Gaucci, Ex-Präsident des AC Perugia, der 2005 Birgit Prinz (im Bild) in die italienische Männer-Liga holen wollte: "Birgit Prinz sieht gut aus, hat einen tollen Körper und als Fußballerin ist sie sehr tüchtig."

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Bärbel Wohlleben, die 1974 das erste "Tor des Monats" einer Frau schoss, schreibt sich im Nachhinein eine historische Rolle zu: "Viele haben erst durch mein Tor erkannt, dass selbst Frauen in der Lage sind, einen Ball weiter als fünf Meter zu schießen."

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Silvia Neid, heute Bundestrainerin, hatte am ersten Länderspiel der Frauen-Nationalmannschaft im Jahr 1982 vor immerhin 5500 Zuschauern etwas zu mäkeln: "Viele Männer waren nur gekommen, um den Trikottausch nach dem Spiel zu sehen. So ein Schwachsinn!"

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Lustig auch die Erinnerungen von Nationalspielerin Alexandra Popp über ihre Anfänge in einer Mädchenmannschaft: "Die konnten überhaupt nicht Fußball spielen. Ich hab Libero gespielt und konnte einfach bis vors gegnerische Tor durchlaufen. Das war keine Herausforderung für mich."

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Und noch einmal zurück ins frauenfußballerische Mittelalter. Sepp Herberger (in der Bildmitte), Männer-Bundestrainer von 1936 bis 1964, hatte erwartungsgemäß eine wenig fortschrittliche Meinung zum Frauenfußball: "Fußball ist keine Sportart, die für Frauen geeignet ist, eben schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist."

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So auch Berti Vogts, Weltmeister von 1974 und früherer Bundestrainer, heute Fußball-Entwicklungshelfer in Aserbaidschan: "An sich bin ich gegen Damenfußball. Es gibt so viele schöne Sportarten. Warum ausgerechnet Fußball für die Dame?"

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Noch schärfer artikuliert sich Gerd Müller, ebenfalls Weltmeister von 1974: "Ich glaube nicht, dass dieser Sport genauso populär wird wie unser traditioneller Fußball. Warum sollen auch Frauen hinter dem Ball herlaufen? Sie gehören doch hinter den Kochtopf. Meiner Frau würde ich nicht erlauben, Fußball zu spielen."

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Hier noch ein Zitat von Uwe Witt, früherer Profi von Hertha BSC Berlin. Der verkündete via Bild-Zeitung: "Wenn meine Frau spielt: Scheidung!"

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Gar nicht so lange her ist dieses Zitat von Lothar Matthäus. Will er sich etwa für die Zeit nach Silvia Neid als neuer Frauen-Bundestrainer ins Gespräch bringen? Matthäus lobt überschwänglich: "Das ist eine tolle Mannschaft. Nicht nur, was das Fußballerische betrifft - auch das Optische. Und was das Schöne am Frauenfußball ist: Es sieht nicht mehr so nach Frauenfußball aus wie vor 20, 30 Jahren, als man - in Anführungszeichen - noch über den Ball gefallen ist." Quellen: dfb.de, pnp.de, sid, dapd, bild.de, wikipedia.de.

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