Springreiten:Deutsche Reiter bleiben ohen Einzelmedaille

Nachdem sein Traum vom sechsten Olympia-Gold geplatzt war, drückte Ludger Beerbaum seinem "Schüler" Marco Kutscher vergeblich die Daumen. Kutscher landete im Einzel-Springen etwas unglücklich auf Rang vier.

Drei Tage nach dem Gewinn von Mannschafts-Gold verpasste der 29 Jahre alte Springreiter aus Riesenbeck am Freitagabend in der Einzel-Konkurrenz mit Montender um 7/100 Sekunden den Einzug ins Stechen um die Silbermedaille. "So ein Mist. Vierter ist auch was, aber ich ärgere mich trotzdem wahnsinnig", schimpfte Kutscher.

Springreiten: Marco Kutscher auf Montender - die beiden waren am nächsten am Treppchen dran.

Marco Kutscher auf Montender - die beiden waren am nächsten am Treppchen dran.

(Foto: Foto: AP)

Dabei hatte ihn Beerbaum noch vor der drohenden Zeitüberschreitung zu warnen versucht. "Ich habe noch das Pfeifen von Ludger vor dem letzten Hindernis gehört, aber da war es schon zu spät", ärgerte sich Kutscher, der als Ersatzreiter ins Team gerutscht war.

Außenseiter O'Connor siegt

Olympiasieger in Athen wurde mit dem Iren Cian O'Connor ein krasser Außenseiter. Der 57. der Weltrangliste leistete sich mit Waterford Crystal auf dem schweren Parcours insgesamt nur vier Fehlerpunkte. Silber gewann nach Stechen der Brasilianer Rodrigo Pessoa auf Baloubet de Rouet vor Chris Kappler aus den USA mit Royal Kaliber. Beide hatten in zwei Umläufen je acht Punkte auf ihr Konto gebracht.

Ludger Beerbaum hatte den Glauben an den Olympiasieg im Einzel eigentlich schon vor der letzten Runde auf dem 470 Meter langen und mit 13 schweren Hindernissen gespickten Parcours aufgegeben. "Ich war viel zu weit weg, um enttäuscht zu sein. Wenn iich jetzt Trübsal blasen würde, würde ich übers Ziel hinaus schießen. Es waren tolle Spiele für mich", sagte der Riesenbecker, der seinen Angestellten Kutscher bedauerte: "Es ist schade für ihn, dass er das Stechen so knapp verpasst hat."

Die nach acht Strafpunkten im ersten Durchgang ohnehin nur noch geringen Chancen von Beerbaum waren endgültig dahin, als Goldfever in der zweifachen Kombination zwei Stangen riss. Mit insgesamt 20 Punkten fiel der Mannschafts-Olympiasieger Riesenbeck auf den 16.Rang zurück.

Damit bleibt Hans-Günter Winkler mit fünf Mal Gold sowie je einmal Silber und Bronze der erfolgreichste deutsche Reiter bei Olympischen Spielen. "Ich nehme beide Fehler auf meine Kappe", hatte Beerbaum schon nach dem ersten Durchgang gesagt. "Ich hatte das Gefühl, dass die Pferde, die am Dienstag im Nationenpreis voll gehen mussten, müder waren." Der fünfmalige Olympiasieger griff im zweiten Umlauf noch einmal an, war jedoch ohne Chance auf einen vorderen Platz.

Schwerer Parcours

"Vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben", sagte Kutscher nach seinem fast fehlerfreien ersten Ritt und schwankte zwischen Freude und Ärger. "Mit dem Ritt bin ich insgesamt zufrieden, denn es war ein schwerer Parcours", meinte er. Eindeutig war das Gefühlsleben von Otto Becker (Sendenhorst), der mit Cento im ersten Umlauf zwei Abwürfe hatte und im zweiten Durchgang sogar 13 Fehlerpunkte erritt. Dem Routinier stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Den Fehler am Wasser habe ich gar nicht gemerkt", berichtete der 46-jährige Weltcup-Sieger von 2002.

Der deutsche Parcoursbauer Olaf Petersen hatte die 12 Hindernisse mit 15 Sprüngen so hoch gebaut und elegant verteilt, dass ein fehlerfreier Ritt lange unmöglich erschien. Von 46 Paaren in der ersten Runde gelang erst Jessica Kürten mit Maike als Nummer 29 eine von zwei Nullrunden. Zweiter Null-Fehler-Reiter war Skelton, der als Einzelreiter der Briten nominiert worden war. Ohne Springfehler blieb der im westfälischen Gronau angesiedelte Neuseeländer Daniel Meech mit Diagonal, erhielt aber einen Strafpunkt wegen Zeitüberschreitung.

Alle drei konnten jedoch nicht in die Entscheidung um Gold, Silber und Bronze eingreifen. Wie schwer der Parcours war, zeigte sich bei vielen Topreitern, etwa beim Schweizer Markus Fuchs. Der Routinier, vor wenigen Wochen noch Gewinner des Großen Preises von Aachen, scheiterte mit seinem Spitzenpferd Tinkas Boy. Mit zwölf Strafpunkten gab der Weltcup- Sieger von 2001 nach dem achten Hindernis auf.

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