Springreiten:An der Zeit

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"Ich finde, dass ich endlich mal dran war", sagte Marcus Ehning über seinen Erfolg. Schon fünf Mal landete er in seiner Karriere auf dem zweiten Platz, nun gelang ihm endlich der Gesamtsieg. (Foto: Sven Simon/Imago)

Marcus Ehning, 42, sichert sich erstmals den Titel als Rider of the Year - den Höhepunkt der Munich Indoors gewinnt Maximilian Schmid aus Utting am Ammersee.

Von Philipp Jakob

Die letzten Pferde verließen gerade den Parcours in der Olympiahalle, wo sie sich in den Stunden zuvor ein packendes Duell um den Großen Preis der Deutschen Kreditbank geliefert hatten, die letzte und damit entscheidende Etappe der Riders Tour. Nun rasten drei Sportwagen durch den Innenraum. In einem davon saß Marcus Ehning. Der 42-Jährige erreichte im Großen Preis zwar nur den sechsten Rang, das reichte jedoch, um sich den Titel als Rider of the Year zu sichern - zum ersten Mal in seiner erfolgreichen Karriere. Im Auto machte Ehning freilich einen nicht so sicheren Eindruck wie zuvor im Sattel.

30 000 Besucher strömten an drei Tagen in die Olympiahalle

Nach einigen wilden Manövern kam es fast zum Zusammenstoß mit André Thieme. Der Zweitplazierte der Riders Tour, eines der bedeutendsten Spring-Wettbewerbe Deutschlands, saß in einem der anderen Autos und musste mit einer Notbremsung nur wenige Meter vor Ehning stoppen. "Der Maserati war ein bisschen schneller als ich gedacht hatte", erklärte Ehning mit einem Lachen. Bei dem ganzen Spektakel ging eine Sache fast unter: Ehning und seine Mitstreiter mussten sich beim Großen Preis einem Nachwuchsreiter aus Bayern geschlagen geben. Maximilian Schmid aus Utting am Ammersee ritt dank eines ebenso beherzten wie riskanten Auftritts in 39,86 Sekunden fehlerfrei durch den Parcours. "Das ist der größte Erfolg meiner noch jungen Reiterkarriere", sagte der 26-Jährige anschließend: "Und das auch noch in München vor heimischem Publikum. Wahnsinn!" Entsprechend glücklich war der junge Reiter auf der Pressekonferenz.

24 Stunden zuvor war das Bild nach dem Championat von München, das als Qualifikation zum Großen Preis am Sonntag diente, ähnlich gewesen. Neben Volker Wulff, dem Veranstaltungsleiter der Munich Indoors, saßen auf der Pressekonferenz drei junge Reiter. Das breiteste Grinsen hatte Johan-Sebastian Gulliksen. Gerade mal 20 Jahre alt ist der Sohn der norwegischen Reitsport-Legende Geir Gulliksen, dennoch war er fast eine Sekunde schneller als die Konkurrenz. "Ich kann zu zwei von denen sagen, dass ich schon dem Vater gratuliert habe", scherzte Wulff: "Das ist so etwas wie ein Generationswechsel."

Ähnliches lässt sich vielleicht auch über den Dressur-Wettbewerb sagen. Am Samstag sicherte sich Hendrik Lochthowe auf dem Rücken von Boston den Sieg in der Grand-Prix-Kür. Der in Wasserburg lebende Lochthowe ist Mitglied der Deutschen Bank Reitsport Akademie und gilt als vielversprechender Nachwuchsreiter. In der Vier-Sterne-Prüfung erreichte der 27-Jährige mit dem zehnjährigen Hengst 73,7 Prozent. Im Grand Prix Special am Sonntag gewann aber wieder eine erfahrene Reiterin. Anabel Balkenhol siegte mit Dablino FRH, mit dem sie schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London an den Start ging. Die 44-Jährige und ihr Pferd hatten mit der tollen, aber für Reitturniere ungewohnte Atmosphäre kein Problem. "Je mehr Halligalli desto schöner", sagte Balkenhol.

Auch Wulff freute sich über die Stimmung bei den Munich Indoors, besonders am gut besuchten dritten Tag: "Der Samstagabend in München ist für mich einer der schönsten Turniertage des Jahres." An den vier Tagen kamen rund 30 000 Besucher in die Olympiahalle. "Das Ziel, das wir uns gesteckt haben, haben wir erreicht", sagte Wulff. Er sei sehr zufrieden, denn er wisse: "Es ist keine einfache Aufgabe, die Halle zu füllen."

Die tolle Atmosphäre bekam natürlich auch Ehning zu spüren. Nach einem spannenden Finale gewann der 42-Jährige am Samstag den Gold Cup und damit auch die Baker Tilly Roelfs Trophy. Sein erster großer Titel an diesem Wochenende, doch noch nicht sein letzter. Der zweite und dritte folgten am letzten Tag. Zunächst gewann er den Animo Youngster Cup, eine Serie für sieben- und achtjährige Pferde, bevor am Abend der Triumph in der Riders Tour folgte. Schon fünfmal landete er in seiner Karriere auf dem zweiten Platz, nun gelang ihm endlich der Gesamtsieg. "Ich finde, dass ich endlich mal dran war", sagte er und lachte.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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