Neue Entwicklungen in der Affäre um vermeintlich vertuschte positive Dopingtests bei 23 chinesischen Schwimmern vor den Olympischen Spielen von Tokio: Drei von ihnen sollen schon Jahre vorher bei Proben aufgefallen sein. Das berichtete unlängst die New York Times. Die namentlich nicht genannten Athleten, darunter angeblich zwei Goldmedaillengewinner von 2021 und ein Weltrekordhalter, wurden demnach 2016 und 2017 positiv auf Clenbuterol getestet. Es seien auch damals keine Disziplinarmaßnahmen ergriffen worden. Chinesische Behörden argumentieren nach Informationen der Times, dass die Schwimmer die Substanz versehentlich durch kontaminiertes Fleisch aufgenommen hätten. Travis Tygart, Vorstandsvorsitzender der amerikanischen Anti-Doping-Agentur, kritisierte am Dienstag, die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) habe es China erneut erlaubt, „positive Tests unter den Teppich zu kehren“. Die Vorgänge seien mehr als „unglaublich“.
Die Wada widerspricht umgehend
Die in der Kritik stehende Wada hatte schon zuvor in einer Erklärung widersprochen. Bei den betroffenen Athleten seien Werte festgestellt worden, die „sechs bis 50 Mal niedriger“ seien als der von der Agentur verwendete zulässige Höchstwert. „Das Problem der Verunreinigung ist real und in der Anti-Doping-Gemeinschaft wohlbekannt“, sagte Wada-Generaldirektor Olivier Niggli: „Im Laufe der Jahre gab es Tausende bestätigte Fälle von Verunreinigung in verschiedenen Formen, darunter mehr als 1000 Fälle von Fleischverunreinigung in Mexiko, China, Guatemala, Kolumbien, Peru, Ecuador und anderen Ländern.“
Eine Recherche der ARD-Dopingredaktion und der Times hatte zuletzt die Glaubwürdigkeit von Chinas Anti-Doping-System und der Wada infrage gestellt. Demnach wurden die 23 Spitzenschwimmer vor den Sommerspielen 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet, allerdings nicht sanktioniert. Die Wada glaubt den chinesischen Behörden, deren Untersuchung eine Kontaminierung in einer Hotelküche ergeben haben soll.