Sportpolitik:"Völlig konträr" zu Idealen des Sports

Los Angeles fürchtet wegen des neuen US-Präsidenten Donald Trump um seine Olympia-Bewerbung.

US-Präsident Donald Trump sorgt mit seinen Einreiseverboten für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten auch im Sport für Empörung und Aufregung. Los Angeles sieht im Kampf um die Sommerspiele 2024 schon die Felle davonschwimmen - zumal auch aus dem Kreis der IOC-Mitglieder erste, scharfe Kritik laut wird. Richard Peterkin, IOC-Mitglied aus dem Karibikstaat St. Lucia, nannte das Dekret bereits "sehr, sehr enttäuschend", die Entscheidung "ist völlig konträr zu den olympischen Idealen". David Wallechinsky, Präsident der Gesellschaft Olympischer Historiker (ISOH), wertete die Trump-Dekrete als "Schlag für die Los-Angeles-Bewerbung". Offiziell freilich hält sich der Ringeorden vornehm zurück. "Das IOC kommentiert die Politik souveräner Staaten nicht", teilte ein Sprecher auf Anfrage am Sonntagmorgen mit. Das Nationale Olympische Komitee der USA betonte, dass Trumps Regierung die Bewerbung von Los Angeles unterstütze und es eine "gute Arbeitsbeziehung" gebe.

Trump hatte verfügt, dass Bürger aus Iran, Sudan, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen und dem Irak in den nächsten 90 Tagen nicht mehr in die USA einreisen dürfen (siehe auch Seiten 1, 3 und 4). Zum Teil harsche Kritik und Ablehnung kam dazu von Vertretern des US-Profisports, etwa aus der Basketball-Profiliga NBA. "Die NBA ist eine globale Liga, und wir sind stolz darauf, die besten Spieler aus der ganzen Welt anzuziehen", sagte deren Sprecher Mike Bass. "Wir haben beim Außenministerium angefragt und sammeln Informationen, wie dieses Dekret auf unsere Spieler aus den betroffenen Ländern angewendet wird."

In der NBA stammen die Profis Thon Maker von den Milwaukee Bucks und Luol Deng von den Los Angeles Lakers gebürtig aus dem Sudan und besitzen eine doppelte Staatsbürgerschaft. Maker hatte nach Angaben seines Coaches Jason Kidd keine Probleme bei der Rück-Einreise aus Kanada vom Auswärtsspiel bei den Toronto Raptors am Freitag. "Ein sudanesischer Flüchtling, der vor Unterdrückung geflüchtet ist und ein unglaublicher junger Mann ist, wird heute das zweite Mal in der NBA starten", twitterte Bucks-Vizepräsident Alexander Lasry über den 19-Jährigen vor der Niederlage gegen die Boston Celtics am Samstag. "Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Er ist ein Symbol dafür, was Amerika großartig macht und was alle Einwanderer über Amerika glauben."

Zum Politikum könnte der Weltcup der Ringer in Iran am 8. Februar werden. Das US-Ringerteam plant eine Teilnahme - allerdings will die islamische Republik als Reaktion auf Trumps Erlass nun ihrerseits keine Amerikaner mehr ins Land lassen. "Ich denke nicht, dass unser aktueller Präsident irgendeine Ahnung hat, was das Außenministerium, Sportdiplomatie und kultureller Austausch für unser Land und für die Sicherheit von Menschen auf der Welt geschaffen haben", kritisierte Christina Kelley, die internationale Botschafterin des US-Ringerverbands, in der New York Times.

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