Süddeutsche Zeitung

Sportpolitik:Ullrich leitet Sportausschuss

Die SPD nominiert den ehemaligen Biathlon-Bundestrainer, der früher trotz Erfolgen nicht unumstritten war. Sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion wird Stephan Mayer, was ebenfalls Verwunderung auslöst.

Der Biathlon-Olympiasieger und ehemalige Bundestrainer Frank Ullrich soll Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages werden. Das hat die SPD-Bundestagsfraktion am Mittwoch beschlossen. Ullrich, 63, der bei der Bundestagswahl seinen südthüringischen Wahlkreis mit 33,6 Prozent der Erststimmen gegen den Rechtspopulisten und ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen (CDU) gewonnen hatte, war am Dienstag einstimmig nominiert worden.

Ullrich hatte 1980 für die DDR in Lake Placid Olympia-Gold im Sprint gewonnen. Nach seiner aktiven Laufbahn führte er die deutschen Biathleten zwischen 1998 und 2010 als Bundestrainer zu zahlreichen Olympia- und WM-Medaillen, zwischen 2012 und 2015 trainierte er die deutschen Langläufer. Trotz seiner Erfolge war Ullrich nicht unumstritten, von Doping-Vorwürfen wurde er jedoch freigesprochen. Eine Untersuchungskommission des Deutschen Skiverbandes bescheinigte ihm einen "unbewusst gesteuerten Verdrängungsmechanismus".

Sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag und damit gewissermaßen der Oppositionsführer im Sportausschuss wird Stephan Mayer (CSU) sein. Der 48-Jährige, bis zur Bundestagswahl Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, hatte erst kürzlich seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zurückgezogen. Mayers Bewerbung hatte Kritik hervorgerufen, weil er ohne die für Regierungsmitglieder übliche Karenzzeit von 18 Monaten die Seiten gewechselt hätte. Gleichwohl ließ er sich - unter Vorbehalt - am 4. Dezember zum DOSB-Vizepräsidenten wählen. Umso größere Verwunderung löst im organisierten Spitzensport nun die Nachricht aus, dass Mayer auch im Sportausschuss des Bundestages aktiv sein will - und damit sowohl für den Spitzensport einerseits als auch für die ihn alimentierende Politik.

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SZ vom 16.12.2021 / SZ
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