Sportpolitik:Präsident unter Druck

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"Der BLSV kann keinen Vorabzug eingeplant haben, da er dafür nicht zuständig ist." BLSV-Präsident Jörg Ammon. (Foto: Sebastian Gabriel)

Gegen den mächtigen BLSV-Chef Jörg Ammon läuft eine Strafanzeige. Der Sportbeirat seines eigenen Verbandes fordert ihn in einem offenen Brief dazu auf, seine Ämter ruhen zu lassen.

Der Sportbeirat des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) hat Präsident Jörg Ammon "mit großer Mehrheit" empfohlen, sein Präsidentenamt und alle damit im Zusammenhang stehenden Ämter bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Das geht aus einem offenen Brief des Vorstands des Sportbeirats hervor, in dem die Vorstandsmitglieder von einem "massiven Vertrauensverlust" in Ammon schreiben. Aus der Prüfung und Einsicht in Unterlagen hätten sich offene Fragen, etwa zur Verwendung von BLSV-Finanzmitteln, ergeben, heißt es in dem Brief. Es soll dabei um einen Millionenbetrag gehen.

Auslöser war, wie es in dem offenen Brief heißt, eine Anfrage in der BLSV-Betriebsversammlung des Betriebsrates, als dort um Aufklärung hinsichtlich der Ausgabe von zirka neun Millionen Euro im Zusammenhang mit Organisationsentwicklung und dem BLSV-internen Strategieprozess "Matterhorn" gebeten wurde. Dabei habe der Verband laut Spiegel mindestens neun Verträge mit der Firma SMB abgeschlossen, einem IT-Dienstleister, "mit einem Gesamthonorarvolumen von circa 4,5 Millionen Euro".

Da die gewünschte Aufklärung offenbar ausblieb und auch eine interne Prüfkommission vom Vorstand mehrheitlich abgelehnt wurde, stellten die drei BLSV-Präsidiumsmitglieder Alfons Hölzl, zugleich Präsident des Deutschen Turner-Bundes, Klaus Drauschke und Harald Stempfer am 8. November bei der Staatsanwaltschaft München Strafanzeige gegen Ammon. Rechtliche Schritte seien die einzige Möglichkeit gewesen, "um gegen die vielen Widerstände seitens des Präsidenten Licht ins Dunkel zu bringen", begründeten die Antragsteller die Anzeige. Eine Stellungnahme des BLSV blieb zunächst aus.

Der Franke Ammon steht seit 2018 an dessen Spitze. Als Sprecher aller deutschen Landessportbünde war er zudem Mitglied der Findungskommission für die Suche eines neuen DOSB-Chefs. Offenbar hatte sich Ammon nach anfänglicher Harmonie im BLSV schnell relativ schnell unbeliebt gemacht. Drauschke, Präsident des Bayerischen Volleyball-Verbandes, und einer der drei Initiatoren der Strafanzeige, mochte sich auf SZ-Nachfrage wegen des laufenden Verfahrens inhaltlich nicht weiter zur Anklage äußern, beschrieb Ammon aber als Menschen, der den BLSV "nach Gutsherren-Art" regiere, "obwohl er anfangs ganz anders war. Leider hat sich das in diese Richtung entwickelt". Auch die Sportfachverbände empfänden es so, dass Ammon sich "als alleiniger Herrscher über den Sport in Bayern sieht".

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