Sportpolitik:Der bessere Sportverband

FILE PHOTO: Pyeongchang 2018 Winter Paralympics

IPC-Präsident Andrew Parsons bei der Schlusszeremonie der Paralympischen Spiele 2018.

(Foto: REUTERS)

Malaysia diskriminiert israelische Staatsbürger. Das Internationale Paralympische Komitee entzieht dem Land daraufhin die Schwimm-WM. Das ist konsequent - und in der Welt der Sportverbände leider nicht selbstverständlich.

Kommentar von Anna Dreher

Der iranische Freistil-Ringer Ali-Resa Karimi zum Beispiel. Er war 2017 bei den U23-Weltmeisterschaften in Polen einer der Titelfavoriten und verlor im Achtelfinale wegen der Anti-Israel-Politik seines Heimatlandes, weil er sonst danach gegen einen Israeli hätte antreten müssen. Die Anweisung kam von seinem Trainer. Oder Salim al-Haj Nicolas, Chef des libanesischen Olympiateams bei den Spielen in Rio 2016, der israelische Sportler nicht in den gleichen Bus zur Eröffnungsfeier ins Maracanã-Stadion einsteigen ließ. Oder eben auch Schwimmer, die bei internationalen Wettkämpfen nicht ins Becken wollen, wenn Israelis im gleichen Wasser antreten.

Boykotte gegenüber israelischen Athleten hat es schon viele gegeben. Auch bei der Paralympischen Schwimm-WM vom 29. Juli bis 4. August in Malaysia wären diskriminierende Szenarien dieser Art vorstellbar gewesen - hätte die Regierung des mehrheitlich muslimischen Ausrichterlandes seinen Gästen diese nicht schon vorweggenommen. Mitte Januar hat die malaysische Regierung ein Verbot für die Teilnahme israelischer Staatsbürger an öffentlichen Veranstaltungen verhängt. Auch Sportereignisse mit israelischen Startern sollten folglich nicht mehr ausgerichtet werden. Malaysia gehört zu den Unterstützern Palästinas, unterhält keine politischen Beziehungen zu Israel und hat schon in der Vergangenheit solche Verbote ausgesprochen.

Das IPC hat eine klare, konsequente Haltung mit Signalwirkung gezeigt

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat darauf nun so reagiert, wie es von allen Sportverbänden im Grunde zu erwarten sein sollte: Es hat eine klare, konsequente Haltung mit Signalwirkung gezeigt. Die Schwimm-WM mit 600 paralympischen Teilnehmern aus 60 Nationen wird in einem anderen Land stattfinden, nachdem das malayische Innenministerium laut IPC keine Garantie dafür abgegeben habe, dass israelische Schwimmer und ihre Betreuer "frei von Diskriminierung und sicher" an den Wettkämpfen teilnehmen können. "Wenn ein Gastgeberland Athleten eines bestimmten Landes aus politischen Gründen ausschließt, gibt es für uns keine andere Wahl - wir müssen uns nach einem neuen Ausrichter umsehen", sagte IPC-Präsident Andrew Parsons: "Politik und Sport sollten nie vermischt werden."

In zu vielen Fällen ist von durchaus mächtigeren Verbänden die gegenteilige Botschaft gesendet worden: Macht politisch und gesellschaftlich, was ihr wollt, wir bekommen das trotzdem schon irgendwie hin. Strafen gab es eher milde, wirkliche Konsequenzen selten. Genau so aber sollte es nicht laufen. Die Haltung des IPC sollte keine besondere, sondern eine selbstverständliche sein. Nachahmer willkommen.

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