Sportpolitik:Immunität aberkannt

FILE PHOTO: Swiss Attorney General Michael Lauber arrives before an interview by the Judicial Committee of the Swiss Parliamen, in Bern

Michael Lauber.

(Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)

Das Verfahren gegen den umstrittenen Schweizer Chefankläger Michael Lauber kann beginnen. Damit wird es auch für Gianni Infantino eng.

Das Strafverfahren um die Geheimtreffen zwischen dem Präsidenten des Fußball-Weltverbandes Gianni Infantino, 50, und dem scheidenden Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber, 54, kann nun richtig beginnen. Am Montag hob eine Parlamentskommission die Immunität Laubers vollständig auf. Damit kann das bereits Ende Juli angekündigte Verfahren gegen Lauber formal eröffnet werden; gegen Infantino sowie den Waliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold, der den Fifa-Chef bei der Anbahnung der Treffen unterstützt hatte, läuft es bereits. Damit dürfte es für Infantino jetzt richtig eng werden.

In dem Strafverfahren geht es um mindestens drei Geheimtreffen zwischen Lauber und Infantino, die zwischen März 2016 und Juni 2017 stattfanden. Keine dieser Zusammenkünfte wurde protokolliert, das dritte Treffen wollen sogar alle Beteiligten vergessen haben. Der Zweck dieser Treffen ist gemäß des eingesetzten Sonderstaatsanwaltes Stefan Keller unklar. Unter Laubers Verantwortung ermittelte die Bundesanwaltschaft zu zahlreichen fragwürdigen Vorgängen im Weltfußball. Darunter war auch einer, der Infantino persönlich tangierte - es ging um einen TV-Vertrag, den er selbst unterschrieben hatte. Laut Mailverkehr wollte Infantino bei einem der Treffen Lauber seine persönliche Sicht auf dieses Verfahren darlegen.

Sonderstaatsanwalt Keller sieht im Zusammenhang mit den Treffen "Anzeichen für ein strafbares Verhalten". Es geht um Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses und Begünstigung sowie, bei Infantino, die Anstiftung dazu. Lauber wie Infantino wiesen die Vorwürfe zurück; die Treffen seien völlig legitim gewesen. Lauber musste im Zuge der Affäre bereits sein Amt aufgeben. Obwohl das Verfahren erst Ende Juli eröffnet wurde und erst mit der Aufhebung von Laubers Immunität richtig beginnen kann, kam Fifa-Ethikchefin Claudia Rojas bereits zum Schluss, Infantino sei nicht zu sanktionieren.

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