Sportpolitik:DFB entzieht Schröder die Ehrenmitgliedschaft

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Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder pflegt gute Beziehungen nach Russland und Präsident Wladimir Putin. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der frühere Bundeskanzler steht weiter stark unter Druck. Wegen vieler Coronafälle kann das Bundesliga-Spiel Augsburg gegen Mainz nicht stattfinden.

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DFB: Der Deutsche Fußball-Bund hat dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Die Entscheidung traf der DFB-Bundestag am Freitag in Bonn ohne Gegenstimme. Schröder steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stark unter Druck - der 77 Jahre alte Altkanzler hat das Vorgehen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin bislang nicht verurteilt und hält weiterhin an seinen Posten in russischen Staatsunternehmen fest.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Schröder für Gespräche mit Putin über den Krieg nach Moskau gereist ist. Schröder ist seit langem mit Putin befreundet. Er ist für die Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 als Lobbyist tätig sowie Aufsichtsratschef beim russischen Ölkonzern Rosneft. Die SPD-Spitze hat Schröder bereits ultimativ aufgefordert, seine Mandate niederzulegen. Man erwarte eine "zeitnahe" Antwort, hatte Parteichef Lars Klingbeil vor einer Woche gesagt. Bisher ist eine solche Antwort Schröders aber nicht bekannt. Ein SPD-Ortsverein hat bereits den Parteiausschluss Schröders beantragt.

Neu zum Ehrenmitglied ernannt worden, ist Hannelore Ratzeburg. Die 70-Jährige saß zuletzt als Vizepräsidentin für Gleichstellung sowie Frauen- und Mädchenfußball im Präsidium und schied am Freitag aus Altersgründen aus ihrem Amt aus. Ratzeburg bekam auf dem Podium des Konferenzsaales eine Urkunde und einen Blumenstrauß überreicht. "Es ist eine sehr lange Zeit - 45 Jahre DFB. Es war zu Anfang nicht immer ganz einfach, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Ich danke Ihnen für die Unterstützung", sagte sie in Richtung der Delegierten. "Ich gehe glücklich und zufrieden, und freue mich über das, was wir erreicht haben."

Bundesliga, Corona: Das für Samstag geplante Bundesligaspiel zwischen dem FC Augsburg und dem FSV Mainz 05 wird wegen des Corona-Ausbruchs bei den Rheinhessen verlegt. Das teilte die Deutsche Fußball Liga am Donnerstagabend mit. Die Begegnung werde verschoben, "da dem 1. FSV Mainz 05 infolge positiver Corona-Befunde weiterhin nicht die nach der DFL-Spielordnung notwendige Mindestanzahl an Spielern zur Verfügung" stehen würden, hieß es. Ein neuer Spieltermin solle schnellstmöglich bekanntgegeben werden. In der Vorwoche war das Mainzer Spiel gegen den BVB abgesagt und auf kommenden Mittwoch verschoben worden.

2. Bundesliga, Corona: Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat nach einem Corona-Ausbruch in der Mannschaft einen Antrag auf Verlegung des für Samstag vorgesehenen Heimspiels gegen den FC Erzgebirge Aue bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) gestellt. "Wir wären in der aktuellen Lage leider nicht spielfähig und haben die für heute angesetzten Trainingseinheiten abgesetzt", sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt am Donnerstag auf der Club-Homepage. Am Vormittag war das Training abgesagt worden, da mehrere Spieler und Personen aus dem Umfeld des Teams über Unwohlsein geklagt hatten. Die Corona-Verdachtsfälle haben sich nach aktuellen Testungen bestätigt. "Ein Großteil des Kaders und des Staffs hat sich mit dem Coronavirus angesteckt", teilte der Club mit, ohne aber die genaue Anzahl der Erkrankten zu nennen. Über eine Absetzung der Partie muss nun die DFL kurzfristig entscheiden.

Auch Fortuna Düsseldorf hat bei der DFL denselben Antrag auf Verlegung des Spiels am Samstag beim SC Paderborn gestellt. Das teilte die Fortuna am Donnerstag mit. Hintergrund sind derzeit 14 bestätigte Corona-Fälle bei Fortuna-Profis. Zudem ist nahezu der komplette Trainer-Stab um Chefcoach Daniel Thioune betroffen. Dies lasse ein Spiel am Samstag (13.30 Uhr) nicht zu, hieß es. "Aufgrund der hohen Zahl an corona-bedingten Ausfällen befinden wir uns in einem ständigen Austausch mit der DFL. Wir haben nun beantragt, das Spiel zu verlegen", sagte Sportvorstand Klaus Allofs. Co-Trainer Jan Hoepner leitete am Donnerstag das Training mit den verbliebenen nicht infizierten Profis. Dafür wurde die Trainingsgruppe mit sieben Spielern aus dem Nachwuchsbereich verstärkt. Paderborns Trainer Lukas Kwasniok hatte zuvor am Donnerstag noch betont, dass er sich auf eine Austragung des Spiels vorbereite.

Tennis, Frauen: Die Ukrainerin Marta Kostjuk hat die Sanktionen der Tennis-Verbände gegen russische und belarussische Aktive als unzureichend kritisiert. Die 19-Jährige forderte beim Turnier im kalifornischen Indian Wells einen Ausschluss von Spielerinnen und Spielern beider Länder von allen Wettbewerben auch in ihrer Sportart. Für die Teenagerin sind die Tennis-Vereinigungen WTA (Frauen) und ATP (Männer) sowie der Weltverband ITF nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu weit hinter den Reaktionen etwa der Fußball-Verbände Fifa und Uefa zurückgeblieben: "Schaut auf den großen Sport, was da gemacht wurde - so ist es richtig gewesen."

Im Tennis sind Russland und Belarus nur vom Davis Cup (Männer) und dem Billie-Jean-King-Cup (Frauen) ausgeschlossen. Profis aus beiden Ländern dürfen hingegen mit dem Segen der ATP und der WTA weiter bei Turnieren einschließlich der vier Grand Slams antreten. Verboten ist nur die Nennung ihres Heimatlandes und die Präsentation ihrer Nationalflagge.

Kostjuk sagte nach ihrem Zweitrunden-Sieg gegen die aus der Ukraine stammende Belgierin Maryna Zanevska, "Russen bei einem Turnier zu sehen, verletzt mich". Zudem redeten diese nur noch darüber, "wie sie noch Geld überweisen können. Das ist für mich nicht akzeptabel." Kostjuk beklagte angesichts des Kriegsgeschehens auch einen Mangel an Distanzierung russischer Spieler von der Regierung ihres Landes: "In dieser Angelegenheit kann man nicht neutral sein. Diese 'Kein Krieg'-Forderungen tun mir auch weh, weil sie keine wirkliche Substanz haben."

Tennis, Männer: Novak Djokovic spielt nicht bei den ATP-Turnieren in Indian Wells und Miami. Die ehemalige Nummer eins der Tennis-Weltrangliste begründete diese Entscheidung am Mittwoch damit, dass die US-Gesundheitsbehörde CDC ihre Regeln für die Einreise nicht ändere und er damit nicht bei den beiden Veranstaltungen antreten könne. Der Serbe hatte Mitte Februar in einem BBC-Interview erklärt, nach wie vor nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein.

Er war im Tableau der topbesetzten Veranstaltung von Indian Wells an Nummer zwei gesetzt. Durch den Rückzug rückt nun der Bulgare Grigor Dimitrow in die Setzliste. Tags zuvor hatten die Veranstalter des Masters-1000-Turniers, bei dem Tommy Haas Turnierdirektor ist, noch mitgeteilt, dass man im Austausch mit Djokovics Team stehe und unklar sei, ob der Serbe in die USA einreisen könne. Er wünsche den Teilnehmern der Turniere in Indian Wells und Miami viel Glück, ließ der 34-Jährige wissen.

Djokovic war Anfang des Jahres kurz vor Beginn der Australian Open des Landes verwiesen worden und hatte daher seinen Titel in Melbourne nicht verteidigen können. Die langjährige Nummer eins der Welt war in der Annahme nach Australien gereist, über eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise zu verfügen. Ein Bundesgericht hatte aber anders entschieden. Sein einziges Turnier in diesem Jahr hat Djokovic bislang in Dubai gespielt. Dort war für eine Teilnahme nur ein negativer PCR-Test nötig, aber keine Impfung gegen das Coronavirus.

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