Sport kompakt:Zweite Krönung für Kiel

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Deutscher Handball-Meister gewinnt überraschend die Champions-League, Frings beschwert sich über "Schwiegersöhne" im DFB-Team, Gruppengegner Serbien blamiert sich, Ghana nominiert Boateng.

Sport kompakt

Der THW Kiel hat zum zweiten Mal die Handball- Champions-League gewonnen. Der deutsche Rekordmeister setzte sich am Sonntagabend vor 19 374 Zuschauern in der Kölner Arena mit 35:34 (17:20) gegen den FC Barcelona durch. Die Schleswig-Holsteiner waren zum vierten Mal in Serie ins Finale der Königsklasse eingezogen. Nachdem sie 2007 erstmals die begehrte Trophäe geholt hatten, waren sie in den beiden Folgejahren jeweils an Ciudad Real aus Spanien gescheitert. In diesem Jahr wurde der Champions-League-Sieger erstmals bei einem Final Four ermittelt. Dabei hatten sich die Kieler am Samstag gegen Titelverteidiger Ciudad Real mit 29:27 (12:15) für das Finale qualifiziert. Am Sonntagnachmittag hatte Spaniens Handball-Meister daraufhin im "kleinen Finale" gegen Medwedi Tschechow den dritten Platz belegt. Bester Kieler Werfer war Filip Jicha, der wie im Vorjahr Champions-League-Torschützenkönig wurde.

EHF Final Four COLOGNE, GERMANY - MAY 30: Dominik Klein of Kiel celebrates a goal during the handball final match between THW Kiel and FC Barcelona Borges at the Lanxess Arena on May 30 in Cologne, Germany. (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images) (Foto: getty)

Bundestrainer Joachim Löw hat kurz vor dem Beginn der WM in Südafrika erneut Spekulationen über seinen Verbleib beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) genährt. "Wir im Trainerstab haben gesagt, wir lassen uns am Erfolg, an der Spielweise der Mannschaft messen. Und dann wird man sehen - es bleibt auch mir eine gewisse Freiheit", sagte der 50-Jährige in einem Interview des Nachrichtenmagazins Focus. Im Moment denke er ohnehin nur an die Mannschaft und seine Aufgabe. Die Dissonanzen mit DFB-Präsident Theo Zwanziger nach den Anfang des Jahres geplatzten Gesprächen über eine Vertragsverlängerung seien ausgeräumt, das gegenseitige Vertrauen wieder da. Trotzdem meinte Löw: "Nach der WM ist alles möglich."

Der gebürtige Berliner Kevin-Prince Boateng steht im endgültigen WM-Aufgebot von Deutschlands Gruppengegner Ghana. Zudem gehören die Bundesliga-Profis Hans Sarpei (Leverkusen), Isaac Vorsah und Prince Tagoe (beide Hoffenheim) dem 23-Mann-Kader an, den Fußball-Nationaltrainer Milovan Rajevac am Samstagabend präsentierte. Der frühere deutsche U-21-Nationalspieler Boateng, der mit seinem Foul im englischen Cup-Finale DFB-Kapitän Michael Ballack um die WM- Teilnahme gebracht hat, soll am Dienstag im Testspiel gegen die Niederlande in Rotterdam sein Debüt für die "Black Stars" geben.

In Torsten Frings nagt weiter der Frust über die Ausbootung aus der Fußball-Nationalmannschaft. "Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie Weltmeister werden. Mein Ziel war es, dabei zu helfen. Zur Not auch als Reservist. Nach der WM hätte ich meine Nationalelf-Laufbahn ohnehin beendet. Aber anständig! Nicht so im Vorübergehen. Nicht so, wie es nun passiert ist", sagte der 33-Jährige in einem Interview der Bild am Sonntag. Gerade in den Tagen kurz vor dem Turnier in Südafrika ist Frings besonders enttäuscht. "Aber nicht wegen der aktuellen Ereignisse, sondern aufgrund der Art und Weise, wie mit mir umgegangen wurde. Mich im Januar mal eben im Schnellverfahren abzusägen ­ ohne jede offizielle Verabschiedung ­ das tat und tut noch weh", sagte der 79- malige Nationalspieler. Eine Zukunft im DFB-Team sieht er nicht mehr - unabhängig vom deutschen WM-Abschneiden. Zum wiederholten Male brachte er seinen Unmut über Bundestrainer Joachim Löw zum Ausdruck. "Ich bin einfach enttäuscht. Das ist alles nicht aufrichtig, nicht ehrlich! Wir erfahrenen Spieler wurden nach und nach schön entsorgt." Löw hatte Frings nach dem schlechten Auftritt im Testspiel gegen Norwegen (0:1) im Februar 2009 nicht mehr berufen. Im Aufgebot stünden nun zu viele Akteure der "Fraktion Schwiegersohn". Gegen Topteams wie Argentinien oder Spanien seien aber auch "Wettkampfhärte und Turniererfahrung" gefragt, meint Frings.

Die deutschen Tischtennis-Männer um Timo Boll haben das Finale der Team-WM verloren. Der Europameister unterlag in Moskau in einer Neuauflage des Olympia-Endspiels China 1:3 und gewann damit die Silbermedaille, was zuletzt 2004 gelungen war. Den einzigen deutschen Punkt holte Boll in seinem 100. Länderspiel durch einen 3:2-Sieg gegen den Weltranglistenersten Ma Long. In der Breite hatte das mit Boll, Christian Süß (beide Düsseldorf) und Dimitrij Ovtcharov (Charleroi) angetretene Team des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gegen die Asse aus dem Reich der Mitte jedoch nicht genügend Qualität. Neben den Olympischen Spielen 2008 war China zuletzt auch bei den Team-Weltmeisterschaften 2004 und 2006 die Endstation für die DTTB-Männer. Das Finale der Frauen hatte zuvor völlig überraschend Singapur gewonnen. Das Team besiegte den Seriensieger China nach über dreistündiger Spielzeit mit 3:1. China hatte die vergangenen acht Weltmeisterschaften gewonnen, seit 1975 hieß der Team-Weltmeister der Frauen mit Ausnahme von 1991 immer China.

Der Italiener Ivan Basso hat zum zweiten Mal nach 2006 den Giro d'Italia gwonnen. Der 32-Jährige, der im Oktober 2008 nach einer zweijährigen Dopingsperre zurückgekehrt war, ließ sich mit einem 15. Platz im abschließenden Zeitfahren über 15 km in Verona den Sieg nicht mehr nehmen. In der Endabrechnung lag der Liquigas-Kapitän nach 3485,3 km von Rotterdam nach Verona 1:51 Minuten vor dem Spanier David Arroyo und 2:37 vor seinem Teamkollegen Vincenzo Nibali. Das abschließende Zeitfahren mit Ziel am historischen Amphitheater gewann der Schwede Gustav Erik Larsson mit einem Vorsprung von zwei Sekunden auf den Italiener Marco Pinotti. Dritter wurde 17 Sekunden zurück der Kasache Alexander Winokurow. Milram-Kapitän Linus Gerdemann landete eine Minute zurück auf Platz 25 und sicherte sich damit im Gesamtklassement eine Top-Ten-Platzierung. Basso feierte damit den größten Sieg seit seinem Comeback vor eineinhalb Jahren. Am 7. Mai 2007 hatte der 32-Jährige ein tränenreiches Doping-Geständnis abgelegt und seine Verbindung zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes zugegeben. Daraufhin war der frühere Tour-Zweite für zwei Jahre gesperrt worden.

Die Betriebserlaubnis für das WM-Quartier bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika liegt offenbar noch immer nicht vor, doch die deutsche Nationalmannschaft hat grünes Licht für ihren Einzug. "Wir haben sowohl von der FIFA als auch von der Agentur Match Schriftstücke bekommen, nach denen wir wie vorgesehen unser Hotel beziehen können", sagte Georg Behlau, Logistik-Chef der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem SID. "Wir sind mittlerweile nicht nur entspannt, sondern tiefentspannt", sagte Behlau weiter. Die Provinzregierung von Gauteng hatte am vergangenen Dienstag erklärt, dass das komplette Velmore-Hotel illegal errichtet worden sei. Nicht nur der neue Hoteltrakt, der extra für den DFB gebaut worden war, sondern auch das Haupthaus, das 2004 fertiggestellt wurde. Nach Angaben der Regierung habe es keine umweltrechtliche Prüfung gegeben, zudem sollen Schwarzarbeiter beschäftigt worden sein.

Bei WM-Favorit Spanien sorgt die Diskussion um die Nummer eins im Tor nach dem glanzlosen 3:2 gegen Saudi-Arabien für Unruhe. "Patzer. Iker Casillas wackelt", schrieb die Sporttageszeitung Marca nach dem Fehler des Schlussmannes von Real Madrid beim 1:1 von Osama Hawsa (59.). Viele Experten würden bei der WM lieber Victor Valdes vom FC Barcelona zwischen den Pfosten sehen. Nationaltrainer Vicente Del Bosque wollte sich zu dem Thema nicht äußern und ging vielmehr mit der Einstellung seiner Spieler ins Gericht. "Wir waren zu Beginn zu faul. Ich bin nicht glücklich über einige Dinge", sagte Del Bosque. Fernando Llorente von Athletic Bilbao bewahrte die Iberer in Innsbruck in der zweiten Minute der Nachspielzeit vor einer Blamage. Ein Lichtblick war das Comeback des lange verletzten Andres Iniesta, der das 1:0 mustergültig vorbereitete. Dagegen mussten die Spanier weiter ohne ihren Stürmerstar Fernando Torres vom FC Liverpool auskommen, der nach seiner Meniskus-Operation am 18. April noch nicht fit ist.

Gleich doppelte Probleme hatten die Serben. Die Mannschaft von Trainer Radomir Antic, die am 18. Juni in Port Elizabeth auf Deutschland trifft, blamierte sich beim 0:1 in Klagenfurt gegen Neuseeland. Erzürnte Anhänger warfen in der Schlussphase der Partie Gegenstände auf das Spielfeld. Abwehr-Star Nemanja Vidic von Manchester United ging während einer mehrminütigen Unterbrechung mit einem Mikrofon vor die Fan-Kurve und beruhigte die Gemüter. "Wir befinden uns mitten in der Vorbereitung. Entscheidend ist, dass wir im ersten WM-Spiel in Topform sind", sagte Antic. Auch das Deutschland-Quartett Neven Subotic (Dortmund), Zdravko Kuzmanovic (Stuttgart), Zoran Tosic (Köln) und Antonio Rukavina (1860 München) konnte die Pleite nicht verhindern. Das Siegtor für die "Kiwis" erzielte der in Göppingen geborene Stürmer Shane Smeltz (22.).

Die Slowakei und Kamerun haben sich 1:1 getrennt. Kamil Kopunek (6.) brachte die Slowaken in Führung, Ehoh Eyong (83.) glich für den viermaligen Afrikameister aus. Überschattet wurde die Partie für die Slowakei vom WM-Aus für Rekordnationalspieler Miroslav Karhan vom Bundesligisten FSV Mainz 05. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der 33-Jährige, der wegen einer Oberschenkelverletzung mindestens drei Wochen pausieren muss. Für Unruhe bei Kamerun sorgt Samuel Eto'o. "Ich muss überlegen, ob meine WM-Teilnahme wichtig ist. Für meine Karriere brauche ich das nicht", sagte der Angreifer von Champions-League-Sieger Inter Mailand und reagierte damit auf Kritik von Kameruns Fußball-Ikone Roger Milla.

Nur knapp mit 2:1 setzte sich die USA gegen die Türkei durch. Nach dem Rückstand durch Arda Turan (27.), drehten Jozy Altidore (58.) und Clint Dempsey (75.) das Spiel zugunsten der US-Boys.

Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg hat den österreichischen Jung-Nationalstürmer Rubin Rafael Okotie verpflichtet. Der 22-Jährige kommt ablösefrei von Austria Wien und erhält einen Dreijahresvertrag, teilten die Franken am Sonntag auf ihrer Homepage mit. Für den Angreifer stehen bislang vier Einsätze in der österreichischen Nationalmannschaft zu Buche. In der abgelaufenen Saison konnte Okotie bei Austria verletzungsbedingt aber nur sieben Spiele absolvieren. "Wir sind schon seit längerem mit Rubin in Kontakt und sind froh, dass er seine Verletzung vollständig auskuriert hat", betonte "Club"-Manager Martin Bader.

Die viermalige Titelträgerin Justine Henin hat bei den French Open das Achtelfinale erreicht. Im Duell der beiden Ex- Weltranglisten-Ersten bezwang die Belgierin am Sonntag die Russin Maria Scharapowa 6:2, 3:6, 6:3. Die Tennis-Partie war am Samstag nach den ersten zwei Sätzen wegen Dunkelheit unterbrochen worden. Henin feierte ihren 24. Match-Erfolg in Serie in Paris. Beim letzten Auftritt in Paris 2007 - vor ihrer Auszeit - hatte sie hier triumphiert. Bei dem mit 16, 8 Millionen Euro dotierten Sandplatz- Turnier trifft Henin nun auf Vorjahreshalbfinalistin Samantha Stosur aus Australien, die sie zuletzt im Finale von Stuttgart bezwang.

Die Beachvolleyball-Weltmeister Julius Brink/Jonas Reckermann (Köln/Leverkusen) sind beim Weltserienturnier im polnischen Myslowice als Dritte auf dem Podest gelandet. Im "kleinen Finale" triumphierten die Weltranglistendritten mit 2:0 (21:18, 21:14) gegen die Brasilianer Alison/Emanuel und kassierten 15.000 Dollar Preisgeld. Nach Platz zwei in Shanghai und Rang vier beim Grand-Slam-Turnier in Rom landeten Brink/Reckermann zum dritten Mal hintereinander unter den besten Vier der Welt. Im Halbfinale hatte das Duo knapp mit 1:2 (21:15, 11:21, 9:15) gegen die Olympiasieger Rogers/Dalhausser aus den USA verloren. "Hauptsache Treppchen, damit ist das Hauptziel erreicht. Irgendwann wollen wir aber wieder mal ganz oben stehen", sagte Reckermann. Die WM-Vierten David Klemperer und Eric Koreng belegten Platz sieben. Die Essener schieden nach einem 0:2 (22:24, 6:21) gegen die Lokalmatadoren Fijalek/Prudel im Viertelfinale aus. Die Ex-Europameisterinnen Sara Goller/Laura Ludwig (Berlin) belegten beim mit 190.000 Dollar dotierte Weltserienturnier in Seoul Platz fünf und warten weiter auf ihren ersten Triumph auf der Weltserie. Nach dem 0:2 (19:21, 19:21) gegen die an Position zwei gesetzten Amerikanerinnen Kessy/Ross blieben als Trost 9100 Dollar Preisgeld.

Mit Siegen über Weltklasseathleten schoben sich drei deutsche Leichtathletik-Hoffnungen zwei Monate vor der EM in Barcelona (27. Juli bis 1. August) in den Blickpunkt. Der erst 19 Jahre alte Kugelstoßer David Storl steigerte sich in Chemnitz auf 20,77 m beim Erfolg über den Neubrandenburger WM-Dritten Ralf Bartels (20,35). 800-m-Hoffnung Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach) gelang in 2:00,72 Minuten ein Triumph über Kenias Olympiasiegerin Pamela Jelimo (2:02,28). Ebenfalls die EM-Norm schaffte in Dessau beim Sieg über Russlands Olympiazweite Maria Abakumowa Speerwerferin Linda Stahl (62,65 m), die nach dem Rücktritt von Steffi Nerius (ebenfalls Leverkusen) in die Fußstapfen der Weltmeisterin treten will. Mit ausgezeichneten 12,91 Sekunden über 100 m Hürden startete Lokalmatadorin Carolin Nytra beim Meeting in Bremen in die Saison und schaffte trotz Gegenwind auf Anhieb die EM-Norm für Barcelona (27. Juli bis 1. August).

Die Los Angeles Lakers haben in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA die Finalserie erreicht und dürfen weiter von der erfolgreichen Titelverteidigung träumen. Durch ein 111:103 im Auswärtsspiel bei den Phoenix Suns holte sich das Team um Superstar Kobe Bryant den entscheidenden vierten Sieg in der Serie best of seven und trifft nun auf Rekordchampion Boston Celtics.

Die Chicago Blackhawks sind mit einem Sieg in die Finalserie der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gestartet. Gegen die Philadelphia Flyers gewann das Team von Cheftrainer Joel Quenneville eine nervenaufreibende Partie mit 6:5. In der Serie nach dem Modus best of seven liegen die Blackhawks nach dem Heimsieg mit 1:0 in Front.

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