Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Aus für das Milram-Team

Der deutsche Radrennstall findet keinen neuen Geldgeber und zieht seinen Lizenzantrag für 2011 zurück, zwei Bundesligatrainer zahlen Geldstrafen, großes Chaos beim VfL Bochum. Sport kompakt

Im deutschen Profi-Radsport gehen langsam aber sicher die Lichter aus: Der Milram-Rennstall hat keinen neuen Geldgeber gefunden und seinen Antrag auf die ProTour-Lizenz für 2011 zurückgezogen. Dies bestätigte Teamchef Gerry van Gerwen: "Wir haben keinen neuen Hauptsponsor gefunden", sagte van Gerwen: "Deshalb konnte ich der UCI nicht die geforderten Sponsoren-, Fahrer- und Personalverträge anbieten." Damit ist das Ende des Team Milram besiegelt. Laut van Gerwen laufen alle Verträge der Angestellten noch bis zum 31. Dezember 2010. Das Team Milram, das seit 2006 an der vom Radsport-Weltverband UCI organisierten ProTour teilnimmt, wird ab dem 16. Oktober im Rahmen der Lombardei-Rundfahrt in Italien sein letztes Rennen bestreiten.

Die Rennfahrer sind auf der Suche nach neuen Rennställen teilweise schon fündig geworden. Linus Gerdemann wird mit dem neuen luxemburgischen Rennstall um den Tour-Zweiten Andy Schleck in Verbindung gebracht, ähnlich wie sein Münsteraner Kollege Fabian Wegmann. Gerald Ciolek wird im nächsten Jahr für das belgische Quick-Step-Team an den Start gehen. Cioleks Sprinter-Kollege Robert Förster (Markkleeberg) wechselt zur US-Mannschaft United Healthcare.

Werner Altegoer ist von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des VfL Bochum zurückgetreten. Auf einer turbulenten Mitgliederversammlung wurde dem Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten am späten Montagabend im zweiten Anlauf die Entlastung verweigert. "Damit ist meine Arbeit für den VfL Bochum beendet", kommentierte der langjährige Vereinschef das Votum der Mitglieder. Altegoer hatte zuvor den Unmut der Mitglieder über die negative sportliche Entwicklung des Bundesliga-Absteigers, der nach einem schwachen Saisonstart bereits sieben Punkte vom avisierten Aufstiegsplatz entfernt ist, zu spüren bekommen. Neben Altegoer erklärten auch die weiteren Mitglieder des Gremiums ihren Rücktritt. Der Kabarettist und Buch-Autor Frank Gossen, der an diesem Abend in den Aufsichtsrat gewählt wurde, reagierte "schockiert. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wir müssen aufpassen, sonst fliegt uns der gesamte Verein um die Ohren".

Für ihren Auftritt bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika hat Bundespräsident Christian Wulff die Spieler der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Bundestrainer Joachim Löw erhielt im Schloss Bellevue in Berlin den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war zu der Feierstunde gekommen, um gemeinsam mit Wulff die Mannschaft zu ehren. "Deutschland ist ein Einwanderungsland", sagte Wulff und verwies darauf, dass es auch in der Mannschaft viele Spieler mit Migrationshintergrund gebe. "Diese so bunte Mannschaft in Südafrika hat uns alle begeistert", sagte das Staatsoberhaupt und fügte hinzu: "An der Begeisterung für diese Mannschaft zeigte sich, für die ganze Welt sichtbar, ein neuer, leichter und friedlicher Patriotismus, der, von niemandem verordnet oder gar befohlen, nahezu alle ansteckte." Den Bundestrainer würdigte Wulff als einen vorbildlichen Trainer und eine herausragende Führungspersönlichkeit. Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste sportliche Auszeichnung, die in Deutschland verliehen wird.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat einen Tag vor Beginn des ersten Prozesses im Wettskandal in Bochum mehr Zusammenarbeit von den Gerichten gefordert. "Wir beobachten den Prozess mit der großen Hoffnung, dass da absolute Klarheit geschaffen wird", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niesbach: "Denn wir als Sportverband haben darunter zu leiden, dass man uns nicht mal komplette Akteneinsicht gewährt. Da muss sich grundsätzlich etwas ändern. Die Gerichte sollten mit uns zusammenarbeiten." Vor dem Bochumer Landgericht müssen sich von Mittwoch an vier mutmaßliche Wettbetrüger verantworten.

Die Trainer Dieter Hecking vom Bundesligisten 1. FC Nürnberg und Mirko Slomka vom Ligarivalen Hannover 96 sind vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu Geldstrafen in Höhe von jeweils 3000 Euro verurteilt worden. Beide waren während Punktspielen am 11. September vom jeweiligen Schiedsrichter auf die Tribüne verwiesen worden. Hecking war bei der Partie des FCN beim Hamburger SV (1:1) mit Referee Markus Wingenbach aneinandergeraten. Bei Slomka hatte es während des Spieles gegen Bayer Leverkusen (2:2) Unstimmigkeiten mit dem Unparteiischen Guido Winkmann gegeben. Während Slomka die Geldstrafe nach anfänglichem Zögern akzeptierte, hatte der Club gegen die ursprünglich verhängte Summe in Höhe von 4000 Einspruch erhoben. Daraufhin reduzierte der DFB diese um 1000 Euro. Hecking wird den Betrag einer guten Sache zukommen lassen.

Der Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Vancouver war ein tragischer Unglücksfall nach einer Verkettung unglücklicher Umstände. Zu diesem Ergebnis ist der staatliche Untersuchungsausschuss der kanadischen Provinz British Columbia gekommen, der acht Monate nach dem Zwischenfall seinen Abschlussbericht vorlegte. Als Hauptursache für den Unfall nannte der Bericht die mangelnde Bahnerfahrung des Georgiers. Der Internationale Rodel-Verband (FIL) wird in dem Zusammenhang aufgefordert, vor künftigen Großereignissen darauf zu achten, dass den Rennrodlern genügend Zeit zur Vorbereitung auf der jeweiligen Bahn eingeräumt wird. Der 21-jährige Kumaritaschwili war am 12. Februar wenige Stunden vor der Olympia-Eröffnungsfeier beim Abschlusstraining auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler ums Leben gekommen. Zuvor hatte er bei einem Tempo von 145 Stundenkilometern die Kontrolle über seinen Schlitten verloren und war mit dem Hinterkopf gegen einen ungeschützten Stahlträger geprallt.

Die Suspendierung von Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov durch den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) wegen einer positiven Dopingprobe ist weltweit gültig. Das bestätigte der Weltverband ITTF auf SID-Anfrage. "Bei Turnieren, die unter Aufsicht unseres Verbandes stehen oder von uns veranstaltet werden, können Aktive nur durch eine Meldung ihres nationalen Verbandes antreten. Da der DTTB Dimitrij Ovtcharov suspendiert hat, wird er ihn nicht für ein Turnier im Ausland melden können", erklärte die stellvertretende ITTF-Generaldirektorin Alison Burchell. Eine Doping-Kontrolle von Ovtcharov aus dem August weist in A- und B-Probe Spuren der verbotenen Substanz Clenbuterol auf. Der gebürtige Ukrainer beteuert seine Unschuld und führt die Analyse-Ergebnisse auf den Verzehr kontaminierten Fleisches im Spieler-Hotel der China Open unmittelbar vor der Kontrolle zurück. Der DTTB entscheidet nach einer noch nicht terminierten Anhörung des Olympia- und WM-Zweiten mit der Mannschaft über die Eröffnung eines Verfahrens vor dem DTTB-Disziplinarorgan Anti-Doping.

Joakim Noah spielt in der NBA weitere fünf Jahre für die Chicago Bulls. Der 25-Jährige unterschrieb einen mit 60 Millionen Dollar (ca. 44 Mio. Euro) dotierten Vertrag, der im Sommer 2011 wirksam wird. "Es ist sehr aufregend, dass der Klub ein so großes Vertrauen in mich hat", wird Noah auf der Homepage der Bulls zitiert. Joakim Noah, als Power Forward und Center gleichermaßen effektiv, ist der Sohn des früheren französischen Tennisprofis Yannick Noah und seiner ersten Ehefrau Cecilia, einer ehemaligen "Miss Schweden". 2007 wurde Joakim Noah als einer der besten Collegespieler der USA an neunter Position von den Chicago Bulls gedraftet.

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