Sport kompakt:Van Gaal verlängert

Der FC Bayern bindet seinen Trainer, Gewichtheber Matthias Steiner gewinnt überraschend zwei WM-Medaillen, Mesut Özil droht bei Real Madrid die Bank, der SC Freiburg hat einen neuen Präsidenten.

kompakt

Fußball-Rekordmeister Bayern München hat den Vertrag mit Trainer Louis van Gaal um ein Jahr verlängert. Der Coach unterschrieb den neuen Kontrakt am Montag in Basel, wo die Bayern am Dienstag in der Champions League auf den Schweizer Double-Sieger FC Basel treffen. Auch der komplette Trainerstab bleibt den Bayern erhalten. Die finalen Vetragsgespräche zwischen dem Vorstand und van Gaal hatten am Samstagabend nach der 1:2-Niederlage der Bayern gegen Mainz 05 stattgefunden. "Wir lieben es, Dinge zu tun, die nicht erwartet werden. Nach Siegen kann jeder verlängern. Aber es ist doch ein gutes Zeichen für die Öffentlichkeit, dem Trainer auch nach einer Niederlage diesen Stellenwert zukommen zu lassen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Louis van Gaal

"Nach einem Sieg kann jeder Verträge verlängern", sagt Karl-Heinz Rummenigge. Doch der FC Bayern verlängert den Vertrag seines Trainers nach einer bitteren Niederlage.

(Foto: AP)

Van Gaal begründete seine Zustimmung zur Ausdehnnug des Arbeitsverhältnisses wie folgt: "Es ist mir immer wichtig, etwas gewinnen zu können, und mit einem Spitzenklub wie dem FC Bayern kann man etwas gewinnen." Außerdem klappe "die Zusammenarbeit mit meinen Spielern hervorragend, das ist der wichtigste Punkt". Auch seine Frau Truus sei "in München verliebt und froh, dass wir bleiben". Van Gaal, der stets betont hatte, in naher Zukunft wieder ein Nationalteam übernehmen zu wollen, war im Sommer 2009 bei den Bayern angetreten und hatte sie nach anfänglichen Schwierigkeiten zum Double und ins Finale der Champions League (0:2 gegen Inter Mailand) geführt. Nach dem schwachen Saisonstart mit nur zwei Siegen in sechs Spielen war im Umfeld leise Kritik an ihm aufgekommen. Dieser trat Rummenigge nun entgegen. "Wir haben totales Vertrauen in Louis van Gaal. Der Trainer macht eine super Arbeit. Nicht er ist gefragt, sondern die Spieler sind jetzt gefragt", sagte er.

Nach 37 Jahren hat der SC Freiburg einen neuen Präsidenten. Der 53-jährige Fritz Keller wurde am Montagabend auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten mit großer Mehrheit zum Nachfolger des vor knapp einem Jahr gestorbenen Achim Stocker gewählt. Stocker stand insgesamt 37 Jahre an der Spitze des Vereins. "Die Zustimmung ist grandios. Das zeigt die große Geschlossenheit des SC Freiburg", sagte Keller. Er erhielt bei 13 Nein-Stimmen und 18 Enthaltungen insgesamt 323 Stimmen. Fritz Keller, Winzer, Weinhändler und Edelgastronom aus Oberbergen im Kaiserstuhl, war der einzige Kandidat auf das Präsidentenamt. Keller führte den SC bereits als kommissarischer Erster Vorsitzender. "Ich will mich prüfen und andere können mich prüfen", sagte er im November 2009. Zehn Monate später stellte Keller fest: "Ja, ich kann und will das." Und ab jetzt darf er es auch ganz offiziell.

Unerwarteter Erfolg für Gewichtheber Matthias Steiner: Der Olympiasieger gewann bei seiner ersten WM-Teilnahme für Deutschland mit 440 Kilogramm im Zweikampf die Silbermedaille. In seiner Paradedisziplin Stoßen wurde es mit 246 Kilogramm sogar Gold. "Tiefstapeln ist immer gut", sagte der überglückliche Steiner, der "eine Medaille" als Ziel ausgegeben hatte: "Ich habe die ganze Zeit bei 426 Kilogramm rumgeschissen. Das war ein weiterer Meilenstein. Ich brauche diese Wettkämpfe, bei denen es um etwas geht." In einem von Ausfällen geprägten Wettkampf wurde der 20-jährige Iraner Behdad Salimikordasiabi mit 453 Kilogramm im Zweikampf Weltmeister und stellte mit 208 kg einen Junioren-Weltrekord im Reißen auf. Bronze ging mit 440 Kilogramm an den Ukrainer Artem Budachin. "Er hat heute alle Lügen gestraft, die gesagt haben, Peking wäre eine Eintagsfliege gewesen. Matthias hat wie ein Champion gehoben und ist ein Champion geblieben", sagte Bundestrainer Frank Mantek über die Leistung seines Musterschülers. Matthias Steiner hatte nach seinem Olympia-Triumph von Peking eine längere Auszeit genommen. Nach zahlreichen Ehrungen, TV-Auftritten, einer Leistenoperation und der Geburt von Sohn Felix war der 28-Jährige bei der EM im April in Minsk nach über einem Jahr auf die internationale Bühne zurückgekehrt und hatte immerhin Bronze gewonnen. Die WM war erst der zweite bedeutende internationale Wettkampf nach einer Zeit, "in der viel drunter und drüber" gegangen war.

Hat Real Madrid unter José Mourinho das Toreschießen verlernt? Diese besorgte Frage stellen sich viele spanische Fußball-Fans vor dem Champions-League-Spiel des Rekordmeisters an diesem Dienstag bei AJ Auxerre. "Taktisch haben wir keine Probleme. Uns fehlen nur die Torerfolge", räumte selbst der portugiesische Coach nach dem 0:0 der "Königlichen" bei UD Levante ein. Ganze fünf Treffer brachten Mesut Özil und Co. in den ersten fünf Ligaspielen zustande, unter Mourinhos Vorgänger Manuel Pellegrini waren es vor einem Jahr noch 16 gewesen. Ein Opfer der Torkrise könnte nun Özil werden. Wie das Sportblatt Marca am Montag berichtete, erwägt Mourinho, nach der unbefriedigenden Trefferquote den Franzosen Karim Benzema neu in die Startelf zu holen und damit den Angriff zu stärken. Das hieße, dass entweder Özil oder Gonzalo Higuain weichen müsste. "Der Ball geht nicht ins gegnerische Tor, weil es uns ein wenig an Frische und Ruhe fehlt", kommentierte der brasilianische Abwehrspieler Marcelo die schwächste Torausbeute des Klubs seit sechs Jahren. Dabei schießen Cristiano Ronaldo und Co. häufiger aufs Tor als die Stürmer aller anderen spanischen Klubs: Bislang 105 Mal in dieser Saison. Reals Defensive hat sich indes stark verbessert. Nur ein Gegentreffer in fünf Spielen ist der beste Wert der Vereinsgeschichte.

Der spanische Fußball-Pokalsieger FC Sevilla hat drei Tage vor seinem Europa-League-Spiel bei Borussia Dortmund seinen Trainer Antonio Alvarez entlassen. Wie der Club am Montag auf seiner Internetseite mitteilte, verpflichteten die Andalusier als Nachfolger Gregorio Manzano, der in der vorigen Saison mit RCD Mallorca überraschend den fünften Platz in der Primera División erreicht hatte. Aufgrund finanzieller Probleme hatten die Mallorquiner den Vertrag mit Manzano nicht verlängert. Der FC Sevilla hatte in der vorigen Saison mit Alvarez die Qualifikation für die Champions League geschafft, war dann aber überraschend an Sporting Braga gescheitert. Der französische Torjäger David Trézéguet besiegelte am Sonntag mit seinen zwei Toren zum 2:0-Sieg des Aufsteigers Hércules Alicante über den FC Sevilla das Aus des angeschlagenen Trainers. Die Entlassung von Alvarez ist der erste Trainerhinauswurf der Saison in der spanischen Liga. Der Coach war nur sechs Monate im Amt gewesen.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat erneute Forderungen nach einer Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen vehement zurückgewiesen. "Die Bundesliga schätzt die Arbeit der Polizei außerordentlich und steht für jeden Dialog zur Verfügung. Wir halten diese Forderungen aber für abwegig, zumal es dafür keine rechtliche Grundlage gibt", sagte DFL-Kommunikationsdirektor Christian Pfennig am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) will Veranstalter von Fußballspielen möglichst bald in die Pflicht nehmen. Führende Bundesliga-Funktionäre sprachen in einer dpa-Umfrage von "Populismus".

Der italienische Fußball ist von einem brutalen Überfall auf den Drittliga-Torwart Eugenio Lamanna erschüttert worden. Ein Gruppe von rund zwölf gewalttätigen Alessandria-Fans schlugen den Keeper aus Gubbio nach dem Ligaspiel (2:0) in der Nähe des Stadions Moccagatta nieder. Die Angreifer verletzten den 21-Jährigen mit Messern und Flaschen im Gesicht. Lamanna wurde mit einem Nasenbeinbruch und Schnittverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei nahm drei mutmaßliche Täter fest. Die Männer griffen auch Lammanas Eltern tätlich an, die ihren Sohn begleiteten. Seine Mutter und sein Vater mussten ebenfalls in einer Klinik versorgt werden. "Sie haben uns ohne Grund angegriffen", sagte Lamanna nach dem Überfall. Alessandrias Team-Manager Marcello Marcellini besuchte den Torwart am Sonntag im Krankenhaus. "Was hier passiert ist, hat mit Fußball nicht viel zu tun", betonte Marcellini. Im Stadion hätten die Fans beider Mannschaften das Spiel friedlich verfolgt. Eine Gruppe von Gubbio-Anhängern habe sogar im Alessandria- Fanblock gestanden. Wie die Gazzetta dello Sport am Montag berichtete, prüfen Gubbio sowie der FC Genua, der den Keeper an den umbrischen Club ausgeliehen hat, rechtliche Schritte gegen die Angreifer.

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