Sport kompakt:Frankreich, zum Vierten

Franzosen gewinnen ein episches Finale der Handball-WM nach Verlängerung, Real Madrid verliert beim Tabellen-17., Skispringer Freund überrascht die Weltelite, Hertha bleibt Spitzenreiter in Liga zwei.

Die schier unbezwingbaren französischen Handballer sind zu ihrem nächsten Titel gestürmt und haben Dänemarks Traum vom ersten WM-Gold zerstört. Der Olympiasieger bezwang im schwedischen Malmö in einem spannenden und hochklassigen Endspiel den ehemaligen Europameister mit 37:35 (31:31, 15:12) nach Verlängerung und setzte sich nach 1995, 2001 und 2009 zum vierten Mal die WM-Krone auf. Zugleich war es für Europameister Frankreich der vierte große Titel in Folge seit den Sommerspielen 2008 in Peking.

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Unbesiegbar? Nikola Karabatic und die Franzosen sind wieder Handball-Weltmeister.

(Foto: AFP)

Vor 12.462 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena in Malmö war der Ex-Kieler Nikola Karabatic mit zehn Toren bester Werfer der mit drei Bundesliga-Legionären angetretenen Franzosen. Karabatic war schon vor dem Finale als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet worden. Bei den Dänen, die erstmals seit 44 Jahren in einem WM-Endspiel standen, erzielte der bärenstarke Torjäger Mikkel Hansen zehn Treffer. Zuvor hatte der Olympiadritte Spanien dem Gastgeber Schweden den Abschluss der WM verdorben und sich die Bronzemedaille gesichert. Der Weltmeister von 2005 besiegte den Rekord-Europameister im Spiel um Platz drei mit 24:23 (11:11). Schweden wartet damit seit zehn Jahren auf den Gewinn einer WM-Medaille.

Mit dem starken Kieler Schlussmann Thierry Omeyer, einer sicheren Abwehr und der individuellen Klasse im Angriff hatten die Franzosen das Finale zunächst sicher im Griff. Ruhig und abgeklärt spielte das Team von Trainer Claude Onesta. Bis zur 17. Minute hatten die Franzosen einen Drei-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Doch die mit sechs Bundesliga-Spielern angetretenen Dänen hielten mit ihrem Tempo-Handball dagegen. Angetrieben vom Rückraum-Ass Hansen glichen sie in der 20. Minute aus (9:9). Die Franzosen ließen sich davon aber nicht beeindrucken und behielten die Nerven. Beim 13:9 hatten sie in der 25. Minute ihren größten Vorsprung in der ersten Halbzeit.

Die Dänen, die im Turnierverlauf alle ihre neun Spiele gewonnen hatten, kämpften auch nach dem Wechsel verbissen und kamen in der 49. Minute erstmals zum Ausgleich (24:24). Angetrieben von Karabatic legte Frankreich aber noch eine Schippe drauf und erarbeitete sich in der 55. Minute wieder eine Zwei-Tore-Führung (29:27). Doch lautstark angefeuert von den eigenen Fans blieben die Dänen dran. Sekunden vor Schluss rettete Bo Spellerberg seine Mannschaft in die Verländerung. Der französische Coach Onesta hatte schon vor der Begegnung betont, dass der Erfolgshunger seiner Mannschaft immer noch nicht gestillt sei. "Wenn du eine Frau liebst, die sehr hübsch ist, willst du sie nicht nur einmal lieben, sondern immer wieder. Wenn du einen Titel gewonnen hast, willst du auch dieses Gefühl immer wieder haben", hatte Onesta erklärt.

Real Madrid hat im Kampf um die spanische Fußball- Meisterschaft einen empfindlichen Rückschlag kassiert. Das Team der deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira musste am Sonntag beim bisherigen Tabellen-17. CA Osasuna eine peinliche 0:1- Pleite hinnehmen. Damit hat Spitzenreiter FC Barcelona (58 Punkte) nun sieben Zähler Vorsprung auf Madrid. Javier Camunas erzielte in der 62. Minute den Siegtreffer für die Gastgeber. Özil und Khedira spielten 90 Minuten durch. Barça hatte tags zuvor mit dem 3:0 bei Hércules Alicante Reals "Jahrhundertrekord" von 15 Punktspielsiegen in Serie aus der Saison 1960/61 eingestellt. Pepe (43.) sowie Lionel Messi mit einem Doppelpack innerhalb von drei Minuten (87. und 89.) stellten den Sieg und damit die gelungene Revanche für die bislang letzte Saisoniederlage der Katalanen gegen Alicante am 2. Spieltag sicher. Für Weltfußballer Messi waren es die Saisontore 20 und 21. Der Argentinier liegt damit nur einen Treffer hinter Reals Superstar Cristiano Ronaldo.

Hertha BSC Berlin gab sich bei Arminia Bielefeld keine Blöße und baute die Führung in der 2. Liga durch ein 3:1 aus. Die Brasilianer Ronny und Raffael mit einem Doppelpack trafen für die Berliner. Dagegen erlitten die Pokal-Helden aus Cottbus und Duisburg am 20. Spieltag im Aufstiegskampf Rückschläge. Energie Cottbus verpasste durch eine 0:1-Pleite beim abstiegsbedrohten Karlsruher SC den Sprung auf den Relegationsplatz. Cottbus wurde in Karlsruhe durch das frühe Gegentor von Delron Buckley (8.) kalt erwischt. Kurz darauf wurde der vermeintliche Ausgleichs-Treffer von Uwe Hünemeier wegen einer Abseitsstellung des Cottbus-Verteidigers zurecht nicht anerkannt. Zwei Minuten vor dem Ende traf Markus Brzenska mit einem Kopfball nur die Latte. Auf Platz drei liegt zunächst weiter der MSV Duisburg, der sich am Samstag mit einem 1:1 bei 1860 München begnügen musste. Der Tabellenzweite FC Augsburg empfängt am Montag (20.15 Uhr) den wiedererstarkten VfL Bochum, der mit einem Sieg auf Platz drei vorziehen könnte. Der SC Paderborn verschaffte sich durch ein 2:0 bei Union Berlin etwas Luft zur Abstiegszone. Sören Brandy (24.) und Rolf-Christel Guie-Mien (57.) trafen für die Gäste. Am Samstag hatte die SpVgg Greuther Fürth bei Alemannia Aachen ein 2:2 erkämpft. Christopher Nöthe (7.) und Stephan Fürstner (40.) hatten die Gäste, die in der Tabelle unmittelbar hinter Duisburg liegen, zweimal in Führung gebracht. Für die Alemannia glichen Benjamin Auer (19.) und Manuel Junglas (51.) drei Tage nach dem 0:4 im Pokal gegen den deutschen Meister Bayern München jeweils aus.

Dank einer furiosen Aufholjagd ist Ivica Kostelic zu seinem siebten Saisonsieg im alpinen Ski-Weltcup gefahren. Der Kroate gewann die Super-Kombination im französischen Chamonix vor seinem Landsmann Natko Zrncic-Dim und Weltmeister Aksel Lund Svindal aus Norwegen. Andreas Sander aus Ennepetal kam nach Rang 20 in der Abfahrt und einem verpatzten Slalom nicht in die Punkteränge. Im Gesamtweltcup führt Kostelic die Wertung mit 1178 Punkten an und hat damit bereits 475 Zähler Vorsprung auf den Schweizer Silvan Zurbriggen.

Mark van Bommel fliegt vom Platz

Erneuter Paukenschlag durch Severin Freund: Der neue deutsche Skisprung-Star hat auch das Heimspiel in Willingen gewonnen und ist mit seinem zweiten Weltcupsieg endgültig in den Favoritenkreis für die WM in Oslo (23. Februar bis 6. März) geflogen. "Im Moment läuft es einfach", sagte der 22-Jährige aus Rastbüchl, der für den ersten deutschen Erfolg auf der Mühlenkopfschanze seit Sven Hannawald 2003 sorgte. Mit 289,1 Punkten setzte sich Freund, der erst vor zwei Wochen in Sapporo seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte, am zweiten Tag der Team-Tour vor dem Österreicher Martin Koch (286,9) durch. Dritter wurde der Schweizer Simon Ammann (284,5), Vierschanzentournee-Sieger Thomas Morgenstern (280,1) musste sich mit Platz vier begnügen. Von den weiteren fünf deutschen Springern konnte sich keiner unter den besten 15 platzieren. Martin Schmitt (Furtwangen/234,8) wurde 20. und muss weiter um ein WM-Ticket zittern. Gleiches gilt für Pascal Bodmer (Meßstetten/222,2) und Stephan Hocke (Schmiedefeld/216,7), die auf den Rängen 27 und 29 landeten. Michael Neumayer (Berchtesgaden) und Michael Uhrmann (Rastbüchl) verpassten als 32. und 33. das Finale.

Severin Freund

Auf dem Weg zu seinem zweiten Weltcup-Sieg: Severin Freund.

(Foto: AP)

Novak Djokovic ist neuer Australian-Open-Champion. Der Serbe bezwang in einem enttäuschenden Finale in Melbourne Andy Murray mit 6:4, 6:2, 6:3 und gewann damit seinen zweiten Grand-Slam-Titel nach 2008, als er ebenfalls in Melbourne triumphiert hatte. Der Schotte Murray scheiterte dagegen auch bei seiner dritten Teilnahme an einem Grand-Slam-Endspiel und konnte damit den britischen "Titelfluch" erneut nicht beenden. Seit fast 75 Jahren hat kein Brite mehr eines der vier Major-Turniere gewonnen. Die Partie zwischen dem Dritten und Fünften der Weltrangliste konnte den hohen Erwartungen fast nie entsprechen. Insbesondere Murray wirkte übernervös. Der 23-Jährige tat praktisch nichts für das Spiel, sondern agierte überwiegend passiv. Ihm unterliefen zudem zahlreiche Fehler, sodass Djokovic am Ende völlig verdient den fünften Sieg im achten Vergleich der beiden Freunde herausspielte. Nach 2:34 Stunden verwandelte der Serbe seinen ersten Matchball.

Vier Tage nach dem Einzug ins Pokal-Halbfinale hat Inter Mailand auch in der Liga wieder einen Sieg gefeiert. Der kommende Champions-League-Gegner des FC Bayern München setzte sich am Sonntag nach 0:2-Rückstand gegen Palermo knapp mit 3:2 durch. Giampolo Pazzini (57./73. Minute) und Samuel Eto'o (76./Foulelfmeter) drehten die Partie für Inter. Mit 38 Punkten hat der Titelverteidiger auf Platz vier nun neun Zähler Rückstand auf Spitzenreiter AC Mailand (47). Milan hatte tags zuvor trotz Unterzahl nach einer Gelb-Roten Karte gegen den früheren Bayern-Profi Mark van Bommel 2:0 gegen Calcio Catania gewonnen. Vor einer Woche hatte Inter nach vier Siegen in Serie unter dem neuen Coach Leonardo in der Serie A 1:3 bei Udinese Calcio verloren. Der Tabellenzweite SSC Neapel (43) gewann am Sonntag 4:0 gegen Sampdoria Genua. Auf Rang drei folgt das mit 2:0 gegen den AC Florenz (25) erfolgreiche Lazio Rom (40). Die Partie von Vize-Meister AS Rom (38) beim FC Bologna (25) wurde beim Stand von 0:0 nach nur 16 Minuten unterbrochen. Der Rasen war wegen Schneefalls unbespielbar. (Hier geht's zu den Ergebnissen und der Tabelle der Serie A.)

Die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) hat Schalke 04 einen unverantwortlichen Umgang mit dem Jungstar Julian Draxler vorgeworfen. "Es ist unverantwortlich, dass ein Klub von einem 17-Jährigen verlangt, das Abitur sausen zu lassen", sagte VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky dem Nachrichtenmagazin Focus. "Talente hat es viele gegeben, ein Tritt im Training, und die Karriere war vorbei." Nur jeder zehnte deutsche Profi habe nach der sportlichen Karriere finanziell ausgesorgt. "Schulische und berufliche Ausbildung haben Priorität und müssen von den Vereinen neben dem Fußball gewährleistet sein", sagte Baranowsky. Mit 30 die Ausbildung zu beginnen, sei zu spät. Schalke-Trainer Felix Magath hatte erklärt, Draxler brauche kein Abitur. Vor Baranowsky hatten unter anderem Günter Netzer und Matthias Sammer diese Entscheidung kritisiert.

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