Sport kompakt:Terry fährt Ordner an

Neuer Ärger für Chelsea-Kapitän, sein Klub will 100 Millionen Pfund investieren. Bayern fürchtet Barcelona und Manchester, weitere Biathletinnen hören auf. Sport kompakt

Kapitän John Terry vom englischen Fußball-Pokalsieger FC Chelsea droht nach den Schlagzeilen über seinen Seitensprung weiterer Ärger: Wie ein Vereinssprecher bestätigte, hat der 29-Jährige nach dem Ausscheiden in der Champions League gegen Inter Mailand (0:1) am Dienstagabend beim Verlassen des Klubgeländes einen Sicherheitsmann angefahren, nach dem Unfall aber nicht angehalten. Der Chelsea-Angestellte soll nach Polizeiangaben einen Beinbruch erlitten haben. "Als er in Schrittgeschwindigkeit aus dem Stadion gefahren ist, war sein Auto von Fans und Fotografen umlagert. In dem Gedränge hat John wahrgenommen, dass Leute das Auto berührt haben, aber nicht, dass dabei jemand verletzt wurde", sagte der Chelsea-Sprecher: "Nachdem er von der Verletzung hörte, hat er Kontakt mit der Polizei aufgenommen und sich bei dem Sicherheitsmann nach dessen Zustand erkundigt." Die Polizei erklärte, dass sie den Vorfall untersuche, da Terry nach dem Unfall nicht angehalten habe. "Wir haben einen Alkoholtest angeordnet, über das Resultat geben wir aber nichts bekannt", sagte ein Polizeisprecher. Englands Nationaltrainer Fabio Capello hatte Terry nach dessen pikanter Affäre mit dem Unterwäschemodel Vanessa Perroncel Anfang Februar die Kapitänsbinde entzogen. Perroncel war während der Liason mit Terrys Teamkollegen Wayne Bridge zusammen und hat mit ihm einen Sohn. Bridge, der 2009 zu Manchester City wechselte, hatte nach Bekanntwerden des Verhältnisses, seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt.

Nach der dreimaligen Olympiasiegerin Kati Wilhelm haben auch Simone Hauswald und Martina Beck das Ende ihrer sportlichen Laufbahn zum Saisonende bekanntgegeben. "Ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt", sagte Hauswald am Donnerstag in der ARD, nachdem sie in Oslo im Sprint über 7,5 Kilometer den fünften Weltcupsieg ihrer Karriere gefeiert hatte. Zusammen mit Wilhelm und Andrea Henkel hatten Hauswald und Beck bei den Winterspielen in Kanada noch einmal Bronze gewonnen. "Natürlich fällt die Entscheidung nicht leicht, doch ich denke, es ist die richtige", sagte Beck, "der Leistungssport hat uns soviel gegeben, doch irgendwann muss einfach Schluss sein."

Das juristische Tauziehen im Schiedsrichterskandal geht weiter. Nach DFB-Präsident Theo Zwanziger hat nun auch das ehemalige Schiedsrichter-Ausschuss-Mitglied Manfred Amerell per Einstweiliger Verfügung praktisch einen Maulkorb erhalten. Wie Christian Schertz, Rechtsanwalt des in die Affäre verwickelten Schiedsrichters Michael Kempter mitteilte, hat das Landgericht Köln einer Einstweiligen Verfügung Kempters gegen Amerell entsprochen und dem 63-Jährigen damit verboten, private E-Mails oder SMS von Kempter an ihn "zu veröffentlichen und/oder zu verbreiten". Sollte Amerell, der in der Vergangenheit in regelmäßigen Abständen aus Mails und SMS zitiert hatte, um damit ein Abhängigkeitsverhältnis Kempters zu ihm zu widerlegen, gegen die Einstweilige Verfügung verstoßen, wird ein Ordnungsgeld in Höhe von jeweils 250.000 Euro fällig. Darüber hinaus darf Amerell ebenfalls nicht mehr behaupten, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) habe dem ehemaligen Referee Franz Xaver Wack "ganze Akten" zur Verfügung gestellt mit Aussagen der Schiedsrichter, die Amerell ebenfalls belasten. Am Mittwoch hatte Amerell seinerseits beim Landgericht Augsburg eine Einstweilige Verfügung gegen DFB-Präsident Theo Zwanziger erstritten. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) darf demnach die Affäre um den ehemaligen Schiedsrichtersprecher und Bundesliga-Referee Kempter nicht mehr mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche vergleichen. Zwanziger droht bei Zuwiderhandlung ein noch nicht festgesetztes Ordnungsgeld, das maximal 250 000 Euro betragen könnte.

Bayern München fürchtet vor der Auslosung der Viertelfinal-Paarungen in der Fußball-Champions-League an diesem Freitag allein ein erneutes Duell mit Titelverteidiger FC Barcelona. "Am liebsten nicht gegen Barcelona", sagte Kapitän Mark van Bommel. Im Vorjahr war der deutsche Rekordmeister gegen Barca sang- und klanglos ausgeschieden. Mit Losglück hält Mario Gomez sogar den Titelgewinn für möglich: "Wir wollen das Unmögliche möglich machen", schrieb der Nationalspieler im "kicker". Neben Barcelona sind Manchester United, der FC Arsenal, Inter Mailand, Girondins Bordeaux, Olympique Lyon und ZSKA Moskau weitere mögliche Bayern-Gegner.

Fussball-Bundesligist Werder Bremen kann im Europa-League-Rückspiel gegen den FC Valencia am Donnerstag auf die zuletzt angeschlagenen Torsten Frings und Mesut Özil zurückgreifen. Außerdem steht Trainer Thomas Schaaf auch Marko Marin nach überstandener Erkältung wieder zur Verfügung.

Der von Rekordmeister Bayern München umworbene Fußball-Nationaltorhüter Manuel Neuer bleibt Schalke 04 auch in der kommenden Saison treu. "Ich spiele auch nächste Saison auf jeden Fall für Schalke", sagte Neuer Sport Bild online. Der U21-Europameister besitzt bei Schalke noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Zu einem möglichen Wechsel im Juni 2011 äußerte sich Neuer nicht. Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger hatte zuletzt erklärt, dass es kein Geheimnis sei, dass man Neuers Entwicklung weiter im Auge behalte. Der Bundesliga-Tabellenführer hatte den Vertrag mit Torhüter Jörg Butt zuletzt um ein Jahr bis zum Juni 2011 verlängert.

Der deutsche Fußball-Meister VfL Wolfsburg steht personell vor einer ungewissen Zukunft. Zwar eilt der VfL wieder von Sieg zu Sieg, doch innerhalb weniger Wochen könnte das Meisterteam der vergangen Saison zerfallen. Christian Gentners Rückkehr zum VfB Stuttgart ist bereits fix, hinter Torjäger Edin Dzeko ist halb Europa her und Regisseur Zvjezdan Misimovic forciert seinen Abgang. Vor allem Dzekos Verbleib dürfte schwierig werden. "Ehrlich gesagt, glaube ich es eher nicht. Große Clubs sind hinter ihm her", sagte Sturmpartner Grafite bereits. Auch VfL-Manager Dieter Hoeneß bleibt realistisch: "Es liegt nicht in unserer Macht." Für eine festgeschriebene Ablösesumme von 40 Millionen Euro kann der bosnische Torgarant im Sommer wechseln. "Wenn ein Verein, zu dem Edin wechseln möchte, bereit ist, diese Summe zu bezahlen und dieses mit einer Bankbürgschaft hinterlegt, wird er kommende Saison nicht mehr in Wolfsburg spielen", stellte Hoeneß klar. Dzekos Wunschverein AC Mailand ist stark interessiert, hat aber offenbar Probleme, die Summe aufzutreiben. Andere Clubs wie Manchester United, der FC Chelsea oder Juventus Turin sollen auch Interesse haben, haben sich offiziell aber noch nicht geäußert.

Für 100 Millionen Pfund (111 Millionen Euro) will Michael Ballacks Arbeitgeber FC Chelsea sein Starensemble weiter aufstocken. Nach englischen Medienberichten soll Club-Eigentümer Roman Abramowitsch nach dem schmerzhaften Achtelfinal-Aus gegen Inter Mailand Trainer Carlo Ancelotti den Rücken gestärkt und neues Personal in Aussicht gestellt haben. Dabei soll auch Bayerns Nationalspieler Bastian Schweinsteiger auf der Wunschliste stehen, berichtete die Boulevardzeitung The Sun. Zudem seien die "Blues" am spanischen Stürmer-Star Fernando Torres und dem brasilianischen Rechtsverteidiger Maicon interessiert. Abramowitsch, seit Juli 2003 Club-Besitzer, hat in den vergangenen sieben Jahren bereits 750 Millionen Euro in den Verein gepumpt. Auf den ersehnten Gewinn der europäischen Königsklasse wartet der Russe aber weiterhin.

Joachim Löw und sein Assistent Andreas Köpke lehnen einen Kurswechsel in der Torwart-Frage vehement ab - und wollen damit der öffentlichen Debatte um den schwächelnden René Adler ein Stück Brisanz nehmen. "Er soll einfach die Ruhe bewahren und sich nicht von außen durch Panikmache verrückt machen lassen", übermittelte die sportliche Leitung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstag dem Leverkusener Keeper. Bundestrainer Löw weiß genau um die Gefahren für seine WM-Mission im Sommer in Südafrika, die Zweifel an der Qualität seiner Nummer 1 mit sich führen können. Bundestorwart-Coach Köpke, der als WM-Keeper von 1998 den besonderen Druck des weltweit wichtigsten Turniers aus eigener Erfahrung kennt, verkündete auch deshalb im Fachblatt kicker, es gebe "im Moment" gar keinen Grund, "irgendetwas zu revidieren". Allerdings haben Löw und Köpke die Patzer des 25 Jahre alten Leverkuseners und die starken Leistungen der Konkurrenten Neuer (Schalke) und Wiese (Werder) registriert. "Es stimmt: Manuel Neuer und Tim Wiese machen von hinten Druck, und das empfinden wir als positiv. Aber wir haben weiterhin Vertrauen in René Adler", erklärte Köpke.

Alba Berlin hat seine Tabellenführung in der Basketball-Bundesliga ausgebaut. Der Ex-Meister gewann am Mittwoch 82:68 (46:38) gegen Abstiegskandidat TBB Trier. Während der Spitzenreiter zum 21. Sieg im 27. Saisonspiel kam, bezog Trier bereits die neunte Niederlage in Folge. Bester Alba-Werfer war Immanuel McElroy mit 17 Punkten. Für die gut mithaltenden Gäste war Chris Copeland mit 18 Punkten am erfolgreichsten. Mit einem 8:0-Zwischenspurt zum 15:8 setzte sich Alba im ersten Viertel erstmals leicht ab und ließ sich diese Führung trotz erheblicher Gegenwehr nicht mehr abnehmen. Dank ihrer besseren Verteidigung und mehr Ballgewinnen lagen die Berliner auch ohne die verletzten Jurica Golemac und Rashad Wright beim 31:21 erstmals zweistellig vorn. Trier blieb bis zur Pause allerdings in Reichweite. Vor 8704 Zuschauern zogen die "Albatrosse" direkt nach dem Wechsel mit elf Punkten in Serie auf 57:38 davon. Trier steckte aber nicht auf und kam zum Beginn des letzten Viertels auf 63:59 heran. McElroy sorgte mit einem Dreier zum 71:61 für den entscheidenden Vorsprung des Favoriten, der in der Offensive zeitweise einige Probleme hatte.

Zuletzt vermisst, jetzt wieder da: Mit Moral, Leidenschaft und Spielwitz haben die deutschen Handballer ihr zweites Test-Länderspiel binnen zwei Tagen gegen die Schweiz gewonnen. 24 Stunden nach dem enttäuschenden 26:26 in Aarau setzte sich das Team von Bundestrainer Heiner Brand am Mittwochabend in Stuttgart gegen die Eidgenossen mit 34:26 (17:13) durch. Beste Werfer für die diesmal wesentlich engagierter auftretenden Gastgeber waren vor den 4500 Zuschauern in der Porsche-Arena Dominik Klein, Dragos Oprea, Michael Müller, Lars Kaufmann und Sebastian Preiß. Sie trafen jeweils viermal. Jacob Heinl sah nach drei Zeitstrafen die Rote Karte. Bei den Schweizern war Marko Vukelic (6) der treffsicherste Akteur. Brand nutzte die ersten Länderspiele seit Januar, um mit Blick auf die wichtigen Play-Off-Spiele zur Weltmeisterschaft gegen Griechenland am 12. und 19. Juni weitere Spieler zu testen. Deshalb verzichtete er auf einige EM-Akteure, andere gesetzte Nationalspieler fielen verletzungsbedingt aus.

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