Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Serbische Fans sorgen für Spielabbruch

Das EM-Qualifikationsspiel Italien gegen Serbien wird abgebrochen, ein Milliardär aus Singapur erhöht sein Angebot für den FC Liverpool, Holländer weigern sich, van Bommel nach München zu schicken. Sport kompakt

Serbische Hooligans haben in der Qualifikation zur Europameisterschafts-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine für einen Eklat gesorgt. Nachdem die Partie in Genua gegen Gastgeber Italien wegen des Werfens von Feuerwerkskörpern bereits mit einer 25-minütigen Verspätung angepfiffen worden war, musste das Spiel in der sechsten Minute endgültig abgebrochen worden. Erneut hatten serbische Anhänger Knallkörper auf den Rasen geworfen. Nach Beratungen mit dem UEFA-Beobachter beendete der schottische Schiedsrichter Craig Thomson die Begegnung. Den Serben drohen nach dem Fehlverhalten der Fans drastische Strafen. Die Partie wird wahrscheinlich für Ex-Weltmeister Italien gewertet. Über weitere Maßnahmen muss die UEFA beraten.

Schon vor dem Spiel hatten die serbischen Fans vor dem Hotel ihrer Spieler randaliert. Dabei attackierten sie Stammtorwart Vladimir Stojkovic verbal und wollten offenbar auch handgreiflich werden.

14 Personen sind bei den Krawallen laut italienischer Polizei verletzt worden. Die schwersten Verletzungen erlitt ein Polizist durch die Explosion eines Feuerwerkkörpers direkt vor seinem Gesicht. Auch ein serbischer Fan wurde bei den Ausschreitungen im Gesicht verletzt. Serbiens Verbandspräsident Tomislav Karadzic bezeichnete das Verhalten seiner Landsleute als "Schande" und "Angriff auf unseren Staat". Nach Auskunft der Polizei bekamen die Einsatzkräfte die Situation am frühen Mittwochmorgen unter Kontrolle, als sie die serbischen Anhänger auf einem eingezäunten Parkplatz in der Nähe des Stadion zusammentreiben konnten. Anschließend wurden die Randalierer in kleineren Gruppen mit Bussen abtransportiert.

Vor einem Londoner Gericht ist die Schlacht um den Verkauf des hoch verschuldeten englischen Traditionsvereines FC Liverpool am Dienstag in eine neue Runde gegangen. Der Richter soll klären, ob der Club für die gebotenen 300 Millionen Pfund (343 Millionen Euro) an den US-amerikanischen Investor New England Sport Ventures (NESV) verkauft werden muss. Die bisherigen Eigner Tom Hicks und George Gillett - beide ebenfalls aus den USA - wollen weiter pokern. Das Gericht will an diesem Mittwoch eine Entscheidung verkünden. Während sich beide Seiten im Gerichtssaal gegenseitig mit schweren Vorwürfen beharkten, stockte der milliardenschwere Geschäftsmann Peter Lim aus Singapur seinerseits sein Gegenangebot auf 320 Millionen Pfund (366 Millionen Euro) auf. Weitere 40 Millionen Pfund (45,7 Millionen Euro) stünden demnach für Spielerkäufe bereit. Der FC Liverpool steht derzeit auf Rang 18 in der Tabelle der Premier League und damit auf einen Abstiegsplatz. Der Club steht bei der Royal Bank of Scotland (RBS) mit 200 Millionen Pfund (229 Millionen Euro) in der Kreide. Die Bank drängt auf den zügigen Verkauf des Traditionsvereines von der Anfield Road.

Der "Fall Robben" landet womöglich vor Gericht - nun droht zwischen Bayern München und dem niederländischen Fußball- Verband KNVB neuer Zoff. Der Vorstand des deutschen Rekordmeisters hat am Dienstag den KNVB aufgefordert, den angeschlagenen Mark van Bommel zur Diagnose und Behandlung nach München zurück zu schicken. Doch der KNVB lehnte umgehend ab. "Van Bommel ist fit. Es gibt keine medizinischen Hindernisse, und deshalb bleibt er bei uns", hieß es in der Reaktion des Verbands. Die schlechten Erfahrungen mit Robben, der sich bei der WM-Vorbereitung eine Muskelverletzung zuzog und erst in der Bundesliga-Rückrunde wieder spielen kann, haben die Bayern misstrauisch gemacht. Der 33 Jahre alte Bayern-Spielführer hatte am Montag wieder trainiert und sich für das EM-Qualifikationsspiel am Dienstagabend gegen Schweden fit gemeldet. Bondscoach Bert van Marwijk kündigte an, dass van Bommel spielen werde. Van Bommel hatte nach dem 1:0 in Moldau zwei Tage mit dem Training ausgesetzt. "Ich habe die Blessur schon länger, schon seit ein paar Wochen. Es begann im Heimspiel gegen Werder Bremen, und seitdem hatte ich keine Zeit, das auszukurieren", sagte er am Wochenende. Ein Schlag aufs lädierte Knie im Moldau-Spiel verschärfte die Probleme: "Das Knie ist dick, und es tut weh, aber die Blessur ist nicht so schlimm."

Ein hässlicher Gewalt-Aufruf der Frankfurter Ultra-Szene sorgt vor dem brisanten Bundesliga-Derby beim 1. FC Kaiserslautern bundesweit für Fassungslosigkeit. "Ich frage mich immer, was das für Leute sind, die solche Dinge ins Internet stellen?", sagte Volker Goll von der Koordinationstelle Fanprojekte dem Sport-Informations-Dienst (SID). Krawallmacher der in Teilen gewaltbereiten Frankfurter Ultras hatten ein zweiminütiges Video auf dem Internetportal YouTube platziert und damit bei den Hessen, Pfälzern und der Polizei für helle Aufregung gesorgt. Unter dem brachialen Motto "Pfalzüberfall 2010 - Schlachtfest in Kaiserslautern" rufen die Chaoten vor dem Duell am Sonntag auf dem Betzenberg offen zur Gewalt auf. Die Ultras sprechen vom "Spiel gegen die Inzucht" und "Zivilisation gegen primitive Bauern". Auf der Website heißt es weiter: "Wir werden als großer Frankfurter Mob per Zug in der Pfalz einfallen - macht mobil - sagt allen Bescheid!" Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen sagte: "Ich weiß um die große Problematik. Wir sind im Fokus und hochgradig gefährdet." Der Leiter des Frankfurter Fanprojekts, Stephan von Ploetz, bezeichnete das Derby ebenfalls als absolutes Risikospiel, dass vom Gewaltpotenzial "zu den ersten drei" in Deutschland gehöre.

In der Affäre um die Doping-Vorwürfe gegen Dimitrij Ovtcharov wächst im Lager des deutschen Tischtennis-Nationalspielers nach der Anhörung beim Verbandspräsidium Hoffnung auf ein beinahe sporthistorisches Happy End. "Ich plädiere auf Freispruch. Jeder weiß spätestens jetzt, dass Dimitrij nicht vorsätzlich gedopt hat. Es muss aus meiner Sicht zum ersten Mal dazu kommen, dass trotz positiver Ergebnisse in A- und B-Proben kein Verfahren gegen den betroffenen Athleten eingeleitet wird", sagte Ovtcharovs Anwalt Manfred Lehner einen Tag nach der Sitzung in der Frankfurter Zentrale des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) dem SID. Die Faktenlage deutet allerdings zunächst mehr auf die Eröffnung eines Verfahrens als auf eine präzedenzfallähnliche Entwicklung hin. Laut Artikel 12.1.1 im Code der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) ist eine solche Vorgehensweise vorgeschrieben, "wenn nach Abschluss des Ergebnismanagements ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen nicht auszuschließen ist". Selbst der kleinste Zweifel an Ovtcharovs Darstellung von der Einnahme des nachgewiesenen Kälbermastmittels Clenbuterol durch kontaminiertes Fleisch bei einem China-Aufenthalt im vergangenen August müsste also nach den Buchstaben der Bestimmungen zu einem Verfahren führen. Ovtcharov fühlt sich gut gerüstet. "Das Ergebnis meiner freiwilligen Haarprobe ist negativ. Der ohnehin geringe Clenbuterol-Wert in meinen Dopingkontrollen stützte schon meine Darstellung, aber dadurch, dass nun über die Haarprobe für den Zeitraum von mehreren Monaten nichts festzustellen war, ist Doping ausgeschlossen. Das ist ein sehr wichtiger Beweis für meine Unschuld", sagte Ovtcharov dem SID.

Noch vor der Entscheidung über eine Dopingsperre kokettiert Toursieger Alberto Contador erneut mit seinem Karriereende. "Ich bin dermaßen entmutigt, dass ich darüber nachdenke, unabhängig von der Entscheidung der UCI aufzuhören", soll Contador nach einem Bericht der spanischen Zeitung El Mundo dem Präsidenten des spanischen Radsportverbandes, Carlos Castano, gesagt haben. Der 27-Jährige war während der Tour de France in A- und B-Probe positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden, führte dies aber auf den Verzehr von verunreinigtem Fleisch zurück. Der Weltverband UCI wollte den Fall Contador zunächst geräuschlos zu Ende bringen. Man hatte dem Spanier eine dreimonatige Sperre angeboten, die ihn im Winter ohnehin nicht getroffen hätte. Contador lehnte allerdings mit dem Hinweis ab, dass er unschuldig sei.

Der bayerische Sport- und Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat die UEFA wegen der Diskriminierung eines Dachauer Fanclubs scharf kritisiert. Spaenle sei der Meinung, dass Bewohner einer Stadt nicht wegen einer Vergangenheit benachteiligt werden könnten, an der sie keine Schuld hätten, sagte ein Ministeriumssprecher. Beim EM-Qualifikationsspiel in San Marino nahm den Mitgliedern des FC-Bayern-Fanclubs "Dachau City '95" ein Ordner die Fahne ab, angeblich wegen deren nationalsozialistischen Hintergrunds. Zuletzt wurde beim Champions-League-Finale in Madrid im Mai ein Transparent des Fanclubs zensiert worden: Nur das "D" vom Ortsnamen "Dachau" durfte stehen bleiben. "Ich erwarte, dass die aktive Aufarbeitung der Schreckenszeit des Dritten Reichs, die gerade in der Stadt Dachau intensiv betrieben wird, auch von der UEFA anerkannt wird", sagte Spaenle dem Münchner Merkur. Sport-Fans aus Dachau hätten das gleiche Recht wie die aus München, Madrid oder Manchester, sich mit ihrem Sportverein und ihrer Stadt zu identifizieren. Dazu gehörten auch Fahnen und Transparente, die Schriftzug und Wappen der Heimatstadt trügen. Der Fanclub "Dachau City '95" unterstützt den FC Bayern seit 15 Jahren. Die Mitglieder pilgern zu jedem Spiel.

Fußball-Trainer Markus Babbel hat sich in die Diskussion um seinen Nachfolger Christian Gross beim Bundesliga- Schlusslicht VfB Stuttgart eingeschaltet. "Beim VfB muss sich jeder Spieler mal selbst hinterfragen, ob er alles für seinen Job tut. Es kann doch nicht sein, dass dort jedes Jahr der Trainer ausgewechselt wird", sagte der ehemalige Teamchef des schwäbischen Fußball- Bundesligisten dem Berliner Kurier. "Erst Veh, dann ich, jetzt hat es Gross schwer", stellte der heutige Trainer des Zweitliga-Tabellenführers Hertha BSC fest. Der VfB Stuttgart ist mit nur einem Sieg (7:0 gegen Mönchengladbach) und sechs Niederlagen ans Tabellenende abgestürzt. Am Samstag kommt es zum Keller-Duell beim Vorletzten FC Schalke 04. Diese Partie könnte über die Zukunft des Schweizer Trainers beim Europa-League-Teilnehmer entscheiden. Gross hatte Babbel am 6. Dezember 2009 abgelöst, nachdem der VfB unter dem ehemaligen Nationalspieler auf den Relegationsplatz gerutscht war. Ein Jahr zuvor hatte Babbel die Stuttgarter von Armin Veh in einer ähnlich kritischen Situation übernommen und den Verein noch auf Rang drei und in die Champions League geführt. 2007 war der VfB Meister unter Veh.

Fußball-"Kaiser" Franz Beckenbauer wird beim 29. Deutschen Sportpresseball am 6. November in Frankfurt/Main zur "Legende des Sports" ernannt. Dies teilten die Veranstalter am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. In der Alten Oper wird auch der "Sportler mit Herz" geehrt. Nominiert sind die zwölffache Paralympics-Siegerin Verena Bentele, Ski-Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch, die Ex-Biathletin Kati Wilhelm, der derzeit verletzte Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, Bayern Münchens Kapitän Mark van Bommel, Boxprofi Wladimir Klitschko, Bob-Star André Lange, Ex-Boxer Henry Maske und Fußballtrainer Felix Magath. Der Ball in der Alten Oper steht im Jahr der Olympischen Winterspiele von Vancouver und der Fußball-Weltmeisterschaft von Südafrika unter dem Motto "Ballzauber - vom Slalom zum Doppelpass". Eingestimmt werden sollen die etwa 2500 Gäste - darunter viele Prominente aus dem Sport - auf die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Musikalischer Stargast des Abends ist Howard Carpendale ("Hello again"), Moderator Michael Steinbrecher.

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