Sport kompakt:Ribéry für drei Spiele gesperrt

Frankreichs Fußballverband greift hart durch und sperrt die WM-Querulanten - einen sogar für 18 Spiele. Matthias Sammer ist sauer auf den Bundestrainer, Nick Heidfeld verlässt Mercedes.

Der französische Fußball-Verband hat die Auswüchse einiger Stars bei der katastrophalen WM-Endrunde in Südafrika mit drastischen Strafen belegt. Die Disziplinar-Kommission verhängte gegen Stürmer Nicolas Anelka vom FC Chelsea nach einer Anhörung am Dienstag in Paris eine Länderspiel-Sperre von 18 Spielen. Patrice Evra von Manchester United wurde für fünf Begegnungen der Equipe Tricolore gesperrt, Mittelfeldstar Franck Ribéry von Bayern München für drei und Jeremy Toulalan von Olympique Lyon für ein Spiel. Anelka war der Auslöser für beispiellose Vorfälle während der WM. Der Stürmerstar hatte sich im Gruppenspiel der Franzosen gegen Mexiko (0:2) in der Halbzeit einen lautstarken Disput mit Nationaltrainer Raymond Domenech geliefert und wurde dabei ausfallend. Anelka war daraufhin nach Hause geschickt worden. Vor dem letzten Spiel gegen Südafrika bestreikte die gesamte Mannschaft das Training. Franck Ribéry war vom Verband zu der Anhörung eingeladen worden. Die Bayern jedoch verboten dem Star, nach Paris zu reisen.

WM 2010 - Frankreichs Trainer Domenech und Anelka

Nicolas Anelka und Raymond Domenech. Anelka wurde nun für sein Verhalten während der WM bestraft, Domenechs Vertrag als französischer Nationaltrainer wurde nicht verlängert.

(Foto: dpa)

Der Dauerzwist zwischen Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, wer bei der U21-Nationalmannschaft das Sagen hat, ist noch lange nicht beendet. Sammer ist sauer auf Löw, weil sich dieser in einem Interview trotz der verpassten EM-Qualifikation schon jetzt für U21-Trainer Rainer Adrion ausgesprochen hatte. Sammer hat andere Ansprüche: "Wir können uns über den Trainer austauschen - alles andere entscheide ich." Unterstützung bekam Sammer von Franz Beckenbauer. "Man sollte Matthias die U21 komplett übergeben. Joachim Löw und Oliver Bierhoff haben doch gar keine Zeit dafür", sagte Beckenbauer - und ließ kein gutes Haar an der jetzigen Arbeit in der U21: "Es war ein Kunststück, sich in dieser Gruppe nicht zu qualifizieren. Man kann gegen Italien 1:4 verlieren - aber nicht gegen Island." Joachim Löw dagegen hatte zuvor in einem Interview mit dem Magazin Kicker die U21-Mannschaft und ihren Trainer in Schutz genommen: "Natürlich sind Erfolge in der U21 schön, aber im Fokus steht die Förderung der A-Mannschaft. Und da glaube ich schon, dass Rainer Adrion der richtige Mann ist." Sammer will zunächst das "klägliche Scheitern" der U21-Auswahl, die mit einer 1:4-Pleite in Island die letzte Chance auf die EM 2011 und Olympia 2012 verspielt hat, analysieren. In der vergangenen Woche war beim DFB vereinbart worden, dass ein Vierer-Gremium, bestehend aus Präsident Theo Zwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niersbach, Bundestrainer Löw und Sportdirektor Sammer, diese Analyse durchführen soll. Vor der Blamage in der Qualifikation war die Lage im deutschen Nachwuchs glänzend: U17, U19 und U21 waren gleichzeitig Europameister. "Das wird es in Europa nie wieder geben, da bin ich mir sicher", so Sammer: "Aber wir haben in diesem Erfolg Fehler gemacht. Wir müssen uns fragen, ob wir danach mit dem nötigen Ernst und dem nötigen Ehrgeiz weitergemacht haben."

Keine Rennen, keine Perspektive: Nach nur rund sechs Monaten verlässt Formel-1-Pilot Nick Heidfeld das Mercedes-Team und wechselt mit sofortiger Wirkung zum Reifenhersteller Pirelli. Bei den Italienern erhält Heidfeld einen Vertrag als Testfahrer. Laut dem Fachmagazin Autosport soll der Mönchengladbacher schon in dieser Woche auf der Rennstrecke im italienischen Mugello in einem Toyota-Rennwagen die ersten Runden in neuer Funktion drehen. Nach dem Rückzug von Bridgestone hatte Pirelli den Zuschlag als alleiniger Ausrüster ab der kommenden Formel-1-Saison erhalten. Heidfeld hatte erst im Februar als Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes-Benz unterschrieben. Aus diesem Vertrag wurde er nun freigestellt. Das teilte der Rennstall am Dienstag mit. Heidfeld war bei Mercedes neben den beiden Stammpiloten Michael Schumacher und Nico Rosberg nur dritte Wahl. Und an dieser Situation hätte sich auch 2011 nichts geändert. Heidfeld hatte immer wieder betont, dass er bald wieder Rennen fahren wolle. Über den Umweg Pirelli hofft der 32-Jährige, schnellstmöglich ein Cockpit zu ergattern. Heidfeld wird Pirelli bei der Entwicklung der verschiedenen Reifenmischungen unterstützen.

"Statistisch zeigt es sich: Wer zu lieb ist, der steigt ab", sagt Stephan Nopp, Leiter der Scouting-Abteilung der Deutschen Sporthochschule in Köln. Seine Zahlen zeigen: Hertha BSC Berlin ist auch deshalb nur noch zweitklassig, weil die Hauptstädter in der vergangenen Saison der Fußball-Bundesliga mit Abstand die wenigsten Fouls begangen haben. Nopps Teams aus gut 120 Studenten hat die kompletten 306 Spiele der abgelaufenen Saison einer aufwendigen Video-Analyse unterzogen. Das Ergebnis: Vizemeister Schalke 04 ist mit großem Abstand Spitzenreiter unter den bösen Buben der Liga. Bei den Königsblauen scheint das Foul Konzept zu sein. Denn dank Nationaltorhüter Manuel Neuer und einer starken Innenverteidigung kassierte die Mannschaft von Trainer Felix Magath durch die anschließenden Standardsituationen gegen sich die zweitwenigsten Gegentore. Mit den Zahlen aus Nopps Datenbank lassen sich klare Tendenzen im System der einzelnen Teams ablesen. Und deren Schwächen: So ist Bayern Münchens Verteidigung bei eigenen Ballverlusten und schnellen Pässen in die Tiefe sehr anfällig für Gegentore. Gnadenlos effektiv ist Bremens Nationalspieler Mesut Özil: Zu den 13 direkten Torvorlagen in der vergangenen Saison kamen noch neun Pässe, die zwei Aktionen später zu einem Bremer Treffer führten.

Pat McQuaid, der Präsident des Welt-Radsportverbands UCI, kritisiert die US-Ermittlungsbehörden im Fall Lance Armstrong: "Wenn man die Ermittlungen betrachtet, muss man sich fragen, ob echte Untersuchungen laufen oder Rachefeldzüge stattfinden", echauffierte sich McQuaid am Dienstag über das Vorgehen von Chefermittler Jeff Novitzky gegen Tour-Rekordgewinner Armstrong. Die US-Behörden gehen selbstständig gegen Armstrong vor. Weder die UCI noch die Welt-Anti-Doping-Behörde WADA sind bislang in dei Untersuchungen eingebunden. "Wir sind in vollem Umfang transparent und werden kooperieren, wenn gewünscht", sagte WADA-Chef David Howman.

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