Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Randale wegen Schweinegrippe

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Französische Fans rasten nach der Absage des Spitzenspiels aus, Ticketverkauf für Frauen-WM startet am Donnerstag, verletzter Franck Ribéry macht Fortschritte.

Sport kompakt

Nach der kurzfristigen Absage des französischen Fußball-Spitzenspiels zwischen Olympique Marseille und Paris St. Germain wegen der Schweinegrippe ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. 19 Reisebusse mit PSG-Anhängern waren auf der Autobahn noch gestoppt und in die Hauptstadt zurückgeschickt worden, aber 800 Fans waren mit Zug oder Auto angereist. Die Polizei hatte sich auf Sicherheitsvorkehrungen rund ums Stadion konzentriert und war überfordert, die Feindseligkeiten in der Innenstadt und in Bahnhofsnähe zu unterbinden. Zwölf Personen wurden nach einer ersten Bilanz verletzt, Dutzende festgenommen. Es kam zu erheblichen Sachbeschädigungen: eingeschlagene Fensterscheiben, brennende Autos. Die Polizei setzte Tränengas ein. Anwohner höher gelegenen Etagen attackierten PSG-Fans, die von der Polizei eingekesselt waren. Das Spiel war erst am Sonntag wenige Stunden vor dem geplanten Anpfiff abgesagt worden, weil sich die Schweinegrippe bei PSG weiter augebreitet hatte. Nach Ludovic Giuly und Mamadou Sakho soll auch bei Jeremy Clement das H1N1-Virus diagnostiziert worden sein. Zudem besteht bei zwei weiteren Akteuren der Verdacht auf Schweinegrippe. Die kurzfristige Absage stieß auf heftige Kritik.

Mittelfeldspieler Franck Ribéry macht auf dem Weg zu seinem Comeback beim FC Bayern München "gute Fortschritte". Das sagte Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Montag in mehreren Medien. "Wir werden ihn jetzt einen Monat behandeln. Dann werden wir sehen. Aber wir sind auf einem guten Weg", sagte der Mediziner. Der französische Nationalspieler pausiert wegen neuerlicher Probleme an der Patellasehne im Knie. Ein Zeitlimit hat sich der Club nicht gesetzt, aber möglich ist eine Rückkehr noch in der Hinrunde. Sein bislang letztes Spiel war die Bundesliga-Partie am 3. Oktober gegen den 1. FC Köln (0:0). In der vergangenen Woche hatte der Club bekanntgegeben, dass der Offensivmann nicht operiert werden soll. "Ganz ausschließen kann man das nicht, aber im Moment spricht die Behandlung an, deshalb muss er zunächst nicht operiert werden", sagte Müller-Wohlfahrt.

Exakt 604 Tage vor dem Anpfiff der Frauenfußball-WM am 26. Juni 2011 in Berlin startet der Verkauf der Eintrittskarten. In der Pause des Länderspiels zwischen den deutschen Europameisterinnen und den USA am Donnerstag in Augsburg wird Steffi Jones, die Präsidentin des Organisationskomitees (OK), das Internet-Ticketportal www.fifa.com/deutschland2011 offiziell freischalten. Damit beginnt die erste Verkaufsphase, die bis zum 31. Januar 2010 laufen wird. Angeboten werden in diesem Zeitraum die so genannten Städte-Serien, die zum Besuch aller Partien in den jeweiligen Spielorten berechtigen. Für die WM stehen insgesamt eine Million Tickets für die 32 Begegnungen in den neun Spielorten Augsburg, Berlin, Bochum, Dresden, Frankfurt, Leverkusen, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg zur Verfügung. Davon gehen 700.000 Eintrittskarten in den freien Verkauf. Die Hälfte dieser Tickets sind mit Rabatten belegt und richten sich an Familien, Vereine, Schulen sowie die Bewohner der Spielorte. Das OK kalkuliert mit einer Stadionauslastung von 80 Prozent, was einem Zuschauerschnitt von 25.000 Besuchern pro Spiel entsprechen würde. Die Tickets, die im Gegensatz zur Männer-WM 2006 aufgrund der weniger strengen Sicherheitsstandards nicht personenbezogen sind, werden zwischen 7,50 Euro und 200 Euro kosten.

Er ist immer noch am Grübeln. Lothar Matthäus knüpft die Übernahme des Trainerpostens bei Racing Club de Avellaneda in Argentinien an Bedingungen. "Bei einem solchen Wechsel ist viel zu berücksichtigen. Für mich ist es entscheidend zu wissen, welche Perspektiven bei diesem Verein vorhanden sind - und zwar nicht nur kurzfristig. Dafür brauche ich Zeit", sagte der 48 Jahre alte ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler. Zugleich bestätigte er in dem Interview das Interesse des abstiegsbedrohten Clubs aus Buenos Aires, ihn zu verpflichten. Er stellte aber auch klar: "Es hat schon Gespräche zwischen mir und Verantwortlichen des Clubs gegeben. Fix ist aber noch gar nichts." Er müsse sich noch genauer informieren und das gehe am besten vor Ort, betonte Matthäus, der seit Sommer ohne Verein ist. Zuletzt trainierte er den israelischen Erstligisten Maccabi Netanja.

Der amerikanische Basketball-Spieler Kevin Widemond ist bei einem Turnier in Pousos in Portugal gestorben. Der 23-jährige Profi des Erstligisten Ovarense brach am Sonntag in der Kabine zusammen. Laut den behandelnden Ärzten erlag der Amerikaner einem Herzstillstand. Die Wiederbelebungsversuche zunächst in der Halle und später in einem Krankenhaus seien erfolglos geblieben. "Er saß auf einer Bank in der Kabine, hörte den Anweisungen des Trainers zu und fiel plötzlich seitlich um", erzählte ein Betreuer von Ovarense. Der Verein beklagte, dass es in der Halle in Pousos, wo das Saisonvorbereitungs-Turnier stattfand, keinen Defibrillator gegeben habe. Das Gerät kann bei einem Herzstillstand lebensrettend sein. Der 1,85 Meter große Spielmacher hatte sich nach Angaben von Ovarense erst vor wenigen Wochen mehreren ärztlichen Untersuchungen unterzogen, bei denen keine Besonderheiten festgestellt worden seien. Im Laufe des Montags sollte eine Autopsie durchgeführt werden.

Etwa 1000 russische Familien verlieren wegen der Olympischen Winterspiele 2014 um den Schwarzmeerkurort Sotschi ihr Zuhause. Etwa 50 Prozent der Betroffenen lebt in Mehrfamilienhäusern, teilte der russische Vizeregierungschef Dmitri Kosak am Montag mit. Die genaue Zahl der Menschen, die bis Ende 2010 enteignet und "umgesiedelt" werden sollen, nannte Kosak nicht. Es geht um mehrere tausend. Weil fast alle Sportstätten samt Infrastruktur wie Bahnschienen und Straßen neu gebaut werden müssen, sind besonders viele Menschen von der Zwangsenteignung betroffen. Experten rechnen mit Gesamtkosten in Höhe von 24 Milliarden Euro, damit Sotschi und die Umgebung olympiareif werden. Das Internationale Olympische Komitee hatte zuletzt ein schlechtes Zwischenzeugnis ausgestellt. Experten hatten beklagt, dass die Organisatoren mit dem Bau vieler Sportstätten im Verzug sind.

Chinas neue Sprint-Königin Wang Jing steht bei den Nationalspielen in Jinan im Mittelpunkt eines weiteren Dopingskandals der Veranstaltung. Die Urinprobe der 100-m-Siegerin vom vergangenen Donnerstag (11,50 Sekunden) wies Spuren von Epitestosteron und Epitestosteron-Metaboliten auf. Die Organisatoren erkannten Wang, die im Vorjahr bei den Olympischen Spielen in Peking zur 4x100m-Staffel der Gastgeber gehörte, aufgrund des positiven Testergebnisses ihren Titelgewinn ab und schlossen die 21-Jährige vom 200-m-Finale aus. Wang droht nun eine zweijährige Sperre. Der Eklat in der spektakulären Sprint-Disziplin ist der dritte Dopingfall bei den laufenden Nationalspielen. Vor Wang waren bereits eine Ruderin und eine Luftpistolenschützin als Dopingsünder entlarvt worden.

Neue Gerüchte beim VfL Bochum: Heiko Herrlich wird offenbar neuer Trainer des Fußball-Bundesligisten. Schon am Dienstag oder Mittwoch soll der 37 Jahre alte ehemalige Bundesligaprofi offiziell vorgestellt. Laut Medienberichten sind nur noch letzte Details zu klären. Damit hätte Bochum endlich einen Nachfolger für den Schweizer Marcel Koller, der am 20. September entlassen wurde. In den letzten Wochen waren auch Interimstrainer Frank Heinemann Chancen auf das Amt den Cheftrainers eingeräumt worden. "Wir geben zu der Sache bis zum Vollzug keinen Kommentar mehr ab", sagte VfL-Sportdirektor Thomas Ernst einen Tag nach der 1:4-Heimniederlage gegen DFB-Pokalsieger Werder Bremen. Der frühere Stürmer von Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund machte 2005 seine Trainer-Lizenz und arbeitete zunächst als A-Jugendtrainer beim BVB, ehe er 2007 zum DFB wechselte. Erfahrung als Klubtrainer im Profibereich hat er nicht. Ein Engagement deim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern war ihm im Sommer seitens des DFB noch untersagt worden.

DFB-Juniorentrainer Horst Hrubesch ist der erste Träger des vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) neu ins Leben gerufenen Trainerpreises des deutschen Fußballs. Hrubesch wird die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 14. Movember in Köln verliehen. "Horst Hrubesch ist ein echter Typ und eine unverwechselbare Persönlichkeit. Mit seinem Charakter, seiner Ehrlichkeit und seiner akribischen Arbeitsweise hat er großen Anteil an den Erfolgen des deutschen Nachwuchsfußballs in den vergangenen Monaten", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Er ist ein echtes Vorbild und ein würdiger Träger des ersten Trainerpreises." Der 58 Jahre alte Hrubesch, der seit 1999 dem DFB-Trainerstab angehört, führte die U19 im Juli 2008 und die U21 im Juni 2009 zum EM-Titel. Mit der U20 erreichte der Europameister von 1980, der in seiner aktiven Laufbahn 21 Länderspiele bestritt, im Oktober bei der WM in Ägypten trotz der viel diskutierten Abstellungsprobleme das Viertelfinale. Der Trainerpreis, der zukünftig jährlich von einer DFB-Jury unter Vorsitz von Zwanziger verliehen wird, würdigt die herausragende Leistung eines Trainers oder einer Trainerin im Spielbetrieb, in der Nachwuchsarbeit oder für ein besonderes gesellschaftspolitisches Engagement in der Trainertätigkeit.

Der englische Nationaltrainer Fabio Capello hat die Ausschreitungen der als "Ultras" bekannten Fangruppierungen für den von ihm prophezeiten Niedergang des italienischen Klub-Fußballs verantwortlich gemacht. "In Italien regieren die Ultras. Sie tun alles, was sie wollen. Ich bedauere, was in Italien geschieht. Der Niedergang ist offenkundig", sagte der frühere Trainer des AC Mailand: "Dabei würde es genügen, sich an die Gesetze zu halten. Die Behörden und die Klubs müssen sich anstrengen, damit die Leute wieder die Stadien besuchen." Nach Ansicht von Capello gibt es die Probleme mit den "Ultras" in dieser Form nur in Italien. "In Spanien herrscht großer Respekt. Die Familien gehen mit den Kindern ins Stadion. Ein Zuschauer, der mich in Spanien mit einer Papierkugel beworfen hatte, wurde sofort aus dem Stadion geworfen. In Großbritannien sind die Stadien voll, sie sind sicher und die Kontrollen sind perfekt", erklärte der Coach.

Das muntere Bäumchen-wechsle-Dich-Spiel an der Spitze der Tennis-Weltrangliste der Frauen geht weiter. Die Russin Dinara Safina verdrängte ihre zuletzt pausierende Vorgängerin und Nachfolgerin Serena Williams nach nur zwei Wochen wieder von Platz eins und geht damit in ihre 26. Woche als Spitzenreiterin. Safina hat 155 Punkte Vorsprung auf die Amerikanerin, nachdem ihr Rückstand auf Williams in der Vorwoche fünf Zähler betragen hatte. Die insgesamt zehnte Wachablösung auf dem Tennis-Thron der Frauen seit dem Rücktritt der damaligen Weltranglistenersten Justine Henin im Mai 2008 machte die Streichung der Punkte für die Spielerin aus dem Tour-Finale des Vorjahres in Doha fällig. Während Williams 369 Zähler einbüßte, verlor Safina lediglich 209 Punkte. Die ließ erstmal Dampf ab: "Ich kümmere mich nicht mehr darum, dass manche Leute sagen, dass ich Platz eins nicht verdient hätte, weil ich noch kein Grand-Slam-Turnier gewonnen habe. Voriges Jahr habe ich fast jedes Turnier gewonnen, und da haben mich alle gefragt, warum ich nicht die Nummer eins bin."

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