Sport kompakt:Phelps gewinnt, Magath tobt, Klinsmann krempelt

Michael Phelps siegt erneut bei der Schwimm-WM und holt damit seinen 25. WM-Titel, Felix Magath kündigt nach der Pokal-Pleite in Leipzig Konsequenzen an, Sabine Lisicki siegt erneut. Jürgen Klinsmann will den US-Fußballverband umkrempeln.

Als US-Superstar Michael Phelps in Shanghai die 25 voll machte, gingen die deutschen Schwimmer reihenweise baden. Die Sprinter Dorothea Brandt und Helge Meeuw verpassten ihre Finals, Langstreckler Christian Kubusch verabschiedete sich mit "absolutem Bullshit", und am Ende eines enttäuschenden WM-Tages leistete sich die Lagenstaffel ohne die abgereiste Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen auch noch einen Wechselfehler.

Shanghai 2011 FINA Swimming World Championships

Michael Phelps gewinnt bei der Schwimm-WM in Shanghai über 100 Meter Schmetterling.

(Foto: dpa)

"Es ist ärgerlich, dass wir disqualifiziert wurden und am Ende keine Platzierung da steht", sagte Sina Sutter, die als Dritte eigentlich schon außer Konkurrenz schwamm. Denn Brustschwimmerin Sarah Poewe war um elf Hundertstelsekunden zu früh vom Block gesprungen, Jenny Mensing hatte noch nicht angeschlagen. "Mit der Zeit können wir sehr zufrieden sein", meinte Schlussschwimmerin Daniela Schreiber über die 4:00,78 Minuten, die zunächst angezeigt worden waren.

"Damit haben wir uns noch mal gegenüber dem Vorlauf verbessert", sagte die Hallenserin und nahm die Disqualifikation gelassen auf: "Wir hatten das Go für mutige Wechsel. Es ging darum, noch ein, zwei Plätze gutzumachen." Am Ende schlug Schreiber als Siebte deutlich hinter dem neuen Weltmeister USA, dem entthronten Titelverteidiger China und dem Dritten Australien an.

Doch das Ergebnis für die Staffel des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), die vor zwei Jahren mit Steffen noch WM-Bronze gewonnen hatte, wurde wenig später annulliert.

Rekord-Olympiasieger Phelps nahm indes WM-Gold Nummer 25 in Empfang, nachdem er über 100 m Schmetterling zum dritten Mal in Shanghai als Sieger aus dem Becken geklettert war. "Ich wollte eigentlich ein bisschen schneller sein. Es war eine harte Woche", sagte der 26-Jährige, der nach 50,71 Sekunden vor dem Polen Konrad Czerniak und seinem US-Landsmann Tyler McGill angeschlagen hatte. Schon über die doppelte Distanz und mit der 4x200-m-Freistilstaffel hatte er Gold gewonnen.

Brandt fehlte über 50 Meter Freistil nur eine Hundertstelsekunde zum Finaleinzug. "Ich habe mich blamiert", sagte die Berlinerin, die in 25,06 Sekunden auf dem neunten Platz landete, "ich würde gerne fluchen und muss ein paar Tränen wegdrücken."

Rückenschwimmer Meeuw verpasste über 50 Meter Rücken in 25,20 Sekunden als Zehnter das Finale. "Leider habe ich den Anschlag versaut", sagte der Magdeburger, der sich nach einjähriger Uni- und Babypause zurückgemeldet hatte, "heute morgen bin ich Bestzeit geschwommen, leider geht das nicht immer."

Frustriert war der deutsche Meister Kubusch. "Das war absoluter Bullshit", sagte der Magdeburger, der über 1500 Meter in indiskutablen 15:27,68 Minuten nur auf Platz 21 geschwommen war. "Es ist peinlich, so was kann ich eigentlich nicht bringen." Der 23-Jährige blieb 18 Sekunden über seiner Bestzeit von der Deutschen Meisterschaft.

Seinen zweiten WM-Sieg in Shanghai genoss der umstrittene Olympiasieger Cesar Cielo besonders. Am Tag zuvor hatte der internationale Sportgerichtshof CAS seinen Freispruch damit begründet, dass tatsächlich Koffeinkapseln mit dem Diuretikum Furosemid verunreinigt waren. Das Verschleierungsmittel war bei dem Brasilianer festgestellt worden. "Ich bin sehr glücklich, die WM war gut für mich", sagte Cielo nach seinem Triumph über 50 m Freistil: "Ich glaube, es war eine sehr gute Woche, die werde ich nie vergessen."

Weitere Sport-Meldungen

Sabine Lisickis Siegesserie geht weiter: Die Deutsche ist ins Halbfinale des Tennisturniers von Stanford eingezogen und trifft dort auf Serena Williams. Im Viertelfinale in der Nacht von Freitag auf Samstag (deutscher Zeit) setzte sich Lisicki gegen die an Nummer fünf gesetzte Agnieszka Radwanska aus Polen 7:6 (7:4), 2;6, 6:2 durch. Williams besiegte im Duell der ehemaligen Weltranglistenersten die Russin Maria Sharapova glatt in zwei Sätzen 6:1, 6:3. "Ich freue mich auf das Match, ich messe mich gerne in den großen Spielen. Ich habe nichts zu verlieren", sagte Lisicki, die im Halbfinale von Wimbledon gegen Sharapova verloren hatte. "Die Umstellung von Gras auf Hartplatz ist immer eine Herausforderung", sagte Lisicki. "Es kommt auf die Tagesform an."

Bank of the West Classic - Day 5

Setzt ihre Siegesserie fort: Sabine Lisicki steht in Stanford im Halbfinale.

(Foto: AFP)

Golfprofi Bernhard Langer ist bei der US Senior Open in Toledo im US-Bundesstaat Ohio nach der zweiten Runde noch weit von der Titelverteidigung entfernt. Der 53-Jährige aus Anhausen belegt nach der zweiten Runde am Donnerstag (Ortszeit) mit 139 Schlägen (70+69) auf dem Par-71-Kurs im Inverness Golf-Club den 16. Platz. Die Führung behauptete der US-Amerikaner Olin Browne (133/64+69) vor seinem Landsmann Mark O'Meara (134/66+68). Das US Senior Masters ist mit 2,6 Millionen Dollar dotiert.

Jürgen Klinsmann soll dem maladen US-Fußball endlich zu globalem Glanz verhelfen. Einer seiner größten Fans ist fest von seinem Erfolg als Nationalcoach überzeugt. "Mein Kumpel Klinsi trainiert das US-Team - wie findet ihr das", twitterte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki. "Ich denke, es passt für beide Seiten." Der frühere Bundestrainer ist die große Hoffnung des amerikanischen Soccer. Fans, Verantwortliche und Fußball-Fachleute sehen in Klinsmann, der am Samstag seinen 47. Geburtstag feierte, den Heilsbringer. "Sein größter Vorteil ist, dass er die Amerikaner besser versteht, als jeder andere ausländische Coach es jemals könnte. Er ist der perfekte Griff", meinte auch der ehemalige Nationalspieler und frühere Bundesliga-Profi Eric Wynalda. Der Wahl-Kalifornier Klinsmann wurde am Freitag vom US-Verband als Nachfolger des Tags zuvor entlassenen Bob Bradley ernannt. Und obwohl der frühere Weltklassestürmer erst am Montag in New York offiziell vorgestellt wird, stand er bereits im medialen Mittelpunkt. "Jürgen Klinsmann kann US-Fußball nach vorn bringen, wenn er freie Hand bekommt", titelte die "Los Angeles Times". "Klinsmann bekommt die Schlüssel für den US-Fußball ausgehändigt", schrieb die "Sports Illustrated". Denn der Weltmeister von 1990 ließ sich die Macht zusichern, die ihm Verbandspräsident Sunil Gulati bei den Verhandlungen 2006 und 2010 verweigert hatte.

Steven Gerrard wird dem englischen Fußball-Erstligisten FC Liverpool zum Auftakt der neuen Saison nicht zur Verfügung stehen. Eine hartnäckige Infektion im Leistenbereich setzt den 31 Jahre alten Nationalspieler voraussichtlich bis Anfang September außer Gefecht. Gerrard wird wegen der Infektion mit Antibiotika behandelt und muss laut einer Meldung auf der Klub-Homepage noch einige Tage im Krankenhaus bleiben. Danach soll er ein Reha-Programm beginnen. Für Liverpool beginnt die neue Saison in der Premier League am 13. August mit einem Heimspiel gegen den FC Sunderland. Gerrard wird voraussichtlich auch noch bei den Partien beim FC Arsenal in London (20. August) und gegen die Bolton Wanderers (27. August) fehlen.

Der deutsche Rennfahrer Nico Hülkenberg will unter keinen Umständen eine weitere Saison als Test- und Ersatzfahrer durchleiden. "Falls ich nirgendwo unterkomme, um Rennen zu fahren, würde ich mir Alternativen in anderen Rennserien suchen", sagte der 23-Jährige, ohne dabei konkrete Serien zu nennen. "Alles das, was noch am meisten professionell ist und Motorsport ist" käme in Frage, "aber ehrlich gesagt verschwende ich daran im Moment nicht so viele Gedanken, weil ich guter Dinge bin, dass ich hier irgendwo verbleiben kann." An den Rennwochenenenden "möchte ich nicht rumsitzen. Dafür liebe ich das Rennfahren zu sehr", sagt Hülkenberg, der "schon Bedenken" hat: "Natürlich weiß ich, in welcher Situation ich mich befinde. Klar, es ist nicht ideal gelaufen, und klar ist auch, dass noch so ein Jahr nicht in Frage kommen würde."

Nach dem peinlichen Pokal-K.o. des Fußball-Bundesligisten beim viertklassigen RasenBallsport Leipzig hat Trainer Felix Magath Konsequenzen angekündigt, die Rufe nach einer Rückkehr von Diego hat er jedoch im Keim erstickt. "Wenn man so schlecht gegen einen Viertligisten spielt, stimmt etwas nicht. Tatsache ist, dass das wahrscheinlich Konsequenzen hat", kündigte er nach der 2:3 (2:3)-Erstrunden-Blamage am Freitagabend in Leipzig an. "Wir haben unser erstes Saisonziel ziemlich früh nicht erreicht", konstatierte Magath ernüchtert, "wir wollten ins Endspiel." Vor 31 212 Besuchern in der Leipziger Red Bull Arena präsentierten sich die Wolfsburger uninspiriert und ohne Leidenschaft. Davon war selbst Magath, der seine Akteure vor dem zweitligareifen Regionalligisten eindringlich gewarnt hatte, überrascht. "Ich muss meine Ansicht überdenken. Ich habe natürlich geglaubt, dass wir jetzt wieder eine Einheit wären, mannschaftlich geschlossen auftreten würden", gab er zu.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: