Sport kompakt:Hertha an der Spitze

Zweitligist Berlin ist nach einem 4:0 über Karlsruhe zumindest für 24 Stunden Tabellenführer, Lothar Matthäus soll Nationaltrainer werden, ein Fußballklub verlost die Namensrechte seines Stadions, sechs Festnahmen nach Dopingrazzia in Italien. Sport kompakt

Topfavorit Hertha BSC Berlin und Energie Cottbus haben in der 2. Fußball-Bundesliga ihre Erfolgsserien fortgesetzt. Absteiger Hertha gewann gegen den Karlsruher SC mit 4:0 (2:0) und eroberte damit die Tabellenführung, Cottbus fügte der bis dahin punktgleichen SpVgg Greuther Fürth beim 2:0 (1:0) im Spitzenspiel die erste Saisonniederlage zu. Mit 13 Punkten liegt Energie nur aufgrund der um einen Treffer schlechteren Tordifferenz hinter der Hertha auf Rang zwei. Derweil feierte Alemannia Aachen (5 Punkte) durch das 3:1 (0:0) bei Lieblingsgegner FSV Frankfurt (6) im fünften Anlauf den ersten Sieg unter Trainer Peter Hyballa. Rot-Weiß Oberhausen (10) kam nach zuletzt drei Siegen in Folge trotz am Ende doppelter Überzahl nicht über ein 0:0 gegen den SC Paderborn (4) hinaus.

Hertha BSC Berlin v Karlsruher SC - 2. Bundesliga

Der Berliner Nikita Rukavytsya (rechts) zeigt beim 4:0 gegen Karlsruhe, wo es für die Hertha hingehen soll.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus wird offenbar neuer Nationaltrainer Bulgariens. "Matthäus wird in einigen Tagen offiziell vorgestellt", sagte Borislaw Mihajlow, Präsident des bulgarischen Verbandes, der Nachrichtenagentur Reuters. Nach Angaben Mihajlows hat der 49-Jährige einem Einjahresvertrag mit einer Option auf zwei weitere Jahre akzeptiert. Matthäus war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Beim WM-Vierten von 1994 war Stanimir Stoilow Anfang September von seinem Posten als Trainer zurückgetreten, nachdem Bulgarien mit zwei Niederlagen und 0:5 Toren in die Qualifikation zur EM 2012 gestartet war. Matthäus würde damit nach rund 16 Monaten auf die Trainerbank zurückkehren. Zuletzt trainierte er bis Ende der Saison 2008/09 den israelischen Klub Maccabi Netanya. Zuvor war er bei Rapid Wien, Partizan Belgrad, Atletico Paranaense in Brasilien, Red Bull Salzburg sowie als Nationaltrainer Ungarns tätig. Im Sommer hatte sich ein Engagement als Nationaltrainer Kameruns kurzfristig zerschlagen.

Fußball-Traditionsklub Westfalia Herne will durch eine ungewöhnliche Aktion seine Vereinskasse füllen. Unter dem Motto "Der Weg zum Schlossherrn" verlost der Klub aus der fünftklassigen NRW-Liga die Namensrechte für das Stadion am Schloss Strünkede in Herne. "Der Gewinner unserer Tombola darf entscheiden, wie das Stadion für den Rest dieser Saison heißt", sagt Vereinschef Horst Haneke. Die Lose zum Stückpreis von 20 Euro sind bis zum 23. Oktober beim Verein erhältlich. Das historische Stadion am Schloss Strünkede wurde 1932 erbaut und hat eine Kapazität von 32.000 Zuschauern. Die Herner, die bis 1979 in der 2. Bundesliga spielten, erhoffen sich einen Erlös von über 30.000 Euro. Nur wenn mindestens 1500 Lose verkauft werden, wird die Tombola durchgeführt. Wird die Mindestmenge nicht erreicht, soll das bereits eingezahlte Geld erstattet werden. Der Gewinner soll am 24. Oktober beim Heimspiel gegen den FC Wegberg-Beeck unter notarieller Aufsicht gezogen werden. Nicht zugelassen sind beleidigende, rassistische und diskriminierende Bezeichnungen oder ein anderer Vereinsname.

Bei einer landesweiten Dopingrazzia hat die Polizei in Italien am Dienstag den Radprofi Enrico Rossi und fünf weitere Personen festgenommen. Dabei handelt es sich nach italienischen Medienangaben um zwei Rad-Amateure, einen Sportjournalisten, einen Apotheker und eine Krankenhauspflegerin. Ihnen wird Handel mit Dopingmitteln vorgeworfen. "Sie haben die Gesundheit von Athleten ernsthaft und wiederholt geschädigt", sagte Marco Vetulli von der Gesundheitspolizei (NAS) in Perugia. Koordiniert wurde die Dopingrazzia in insgesamt 40 Objekten von Perugias Staatsanwalt Sergio Sottani. Im Rahmen seiner Untersuchung wird gegen insgesamt 36 Personen ermittelt, darunter sechs Radprofis, 15 Amateure sowie Sportärzte, Betreuer, Apotheker und Kunden von Fitness-Studios. Der Gazzetta dello Sport zufolge trage die Aktion den Decknamen "Cobra Red". Dies sei der Spitzname des Radprofis Enrico Rossi. Rossi ist der Bruder von Vania Rossi, der Lebensgefährtin von Riccardo Riccò. Dieser war zuletzt wegen Dopings bei der Tour de France 2008 gesperrt worden und erst vor wenigen Monaten wieder in den Radsportzirkus zurückgekehrt. Bei Rossi wurde nach ersten Angaben ein nach italienischem Recht nicht zugelassenes Zelt zur Simulation von Höhentraining gefunden. Rossis Team Ceramiche Flamionia habe nichts mit den Ermittlungen zu tun. Der Präsident des italienischen Radsportverbands, Renato Di Rocco, reagierte besorgt auf die Dopingrazzia. "Die Nachricht von den Verhaftungen schadet unserem Image", räumte Di Rocco ein. Und dies schade wiederum der italienischen Kandidatur für die WM 2013. Gleichzeitig betonte er aber, dass Italiens Radsportverband der Polizei für ihre Ermittlungen dankbar sei und die Behörden nach Kräften unterstützten. "Wir laden sie dazu ein, noch mehr zu tun", unterstrich Di Rocco.

Jürgen Klinsmann hat nach Differenzen über Vertragsinhalte den Job als Fußball-Nationaltrainer der USA abgelehnt. Er habe "drei oder vier Wochen" mit dem US-Verband verhandelt, ehe er sich für eine Absage entschied, verriet der frühere Bundestrainer in einem Interview am Sonntag in Kansas City. "Wir haben es nicht zu einem positiven Ende führen können, weil unsere mündlichen Vereinbarungen nicht schriftlich festgehalten werden sollten", erklärte Klinsmann. Nach dem Abbruch der Gespräche verlängerte der US-Verband den Vertrag mit Coach Bob Bradley für weitere vier Jahre. "Es geht doch immer um die Kompetenzen", sagte Klinsmann. "Darum, wer das letzte Wort in welchen Fragen hat. Da haben wir uns nicht auf die schriftlichen Klauseln einigen können", fügte der 46-Jährige hinzu. Klinsmann war nach dem dritten Platz bei der WM 2006 als Bundestrainer zurückgetreten und hatte danach schon einmal mit den Amerikanern verhandelt. Im April 2009 war der Schwabe nach nur wenigen Monaten als Trainer des FC Bayern München entlassen worden und seither bei mehreren Teams als Coach im Gespräch.

Mit demonstrativer Gelassenheit hat Karl-Heinz Rummenigge auf den Holperstart von Rekordmeister FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga reagiert. "Ich werde mir die Tabelle frühestens am 12. Spieltag anschauen", sagt der Vorstandschef der Bayern der Bild-Zeitung. Rummenigge zeigte sich überzeugt, dass "wir in nicht allzu ferner Zukunft bei 100 Prozent sein werden. Und dann werden wir eine Serie starten. Es kann sich jeder drauf einstellen, dass wir dann auch irgendwann wieder Tabellenführer sein werden." Die gegenwärtige Situation sei nur vorübergehend: "Im Moment haben wir eine kuriose Liga", betonte Rummenigge - und ergänzte mit Blick auf die Belastungen der WM-Akteure: "Vereine stehen oben, wie Hoffenheim oder Mainz, die größtenteils keine Nationalspieler abzustellen hatten."

Paul Metzger ist als Präsident des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC zurückgetreten. Das gab er am späten Montagabend bei der Jahreshauptversammlung des KSC bekannt. Nach nicht einmal einem Jahr im Amt kam der 66-Jährige mit großer Wahrscheinlichkeit seiner Abwahl zuvor. Einzelne Mitglieder hatten zu der Versammlung einen entsprechenden Antrag gestellt. Ein Geldgeber des KSC wollte das mit einem Gegenantrag verhindern. Als mit 935 Ja-, 579 Nein-Stimmen und 35 Enthaltungen ein Abwahlverfahren für Metzger beschlossen wurde, zog der ehemalige Oberbürgermeister von Bretten die Konsequenzen. Auch sein Stellvertreter Arno Glesius trat zurück.

In der türkischen Süper Lig ist ein Spiel des Meisters Bursaspor bei Gaziantepspor nach einer Fan-Attacke gegen einen Linienrichter abgebrochen worden. Ein wütender Fußball-Anhänger habe seine Uhr geworfen und den Mann am Kopf verletzt, berichteten türkische Medien am Dienstag. Über die Strafe für Gaziantepspor werde der türkische Fußballverband entscheiden. Kurz vor dem Zwischenfall am Montagabend war Bursaspor 1:0 in Führung gegangen. Ein Spieler der Gastgeber protestierte erfolglos gegen den Treffer. Die Fans warfen zahlreiche Gegenstände auf das Spielfeld. Wegen der Ausschreitungen brach der Schiedsrichter die Partie nach 62 Minuten ab. Wegen ähnlicher Krawalle war im März im Südosten der Türkei bereits das Süperlig-Spiel zwischen Diyarbakirspor und Bursaspor abgebrochen worden. Fans von Diyarbakirspor hatten einen Schiedsrichterassistenten und einen Journalisten mit Wurfgeschossen verletzt.

Wegen ausstehender Gehalts- und Prämienzahlungen haben die Eishockey-Profis vom Meister Hannover Scorpions das Training boykottiert. Nach Medienberichten vom Dienstag sollen die Spieler bereits in der vergangenen Woche kurzzeitig die Arbeit verweigert haben. Manager Marco Stichnoth bestätigte dies. "Der Trainer rief mich an und sprach von Chaos", sagte Stichnoth der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Die Verzögerung liege an einer Umstellung in der Buchhaltung und Nachfragen von Mäzen Günther Papenburg. Inzwischen seien die Prämien von 60.000 Euro nachgezahlt. Im kommenden Monat würden alle Gelder rechtzeitig überwiesen.

Die amerikanische Football-Liga steht unter Schock: Der erst 23 Jahre alte NFL-Profi Kenny McKinley hat allem Anschein nach Selbstmord begangen. Die Leiche des Wide Receivers der Denver Broncos wurde am Montag in seiner Wohnung gefunden. "Es handelt sich um eine laufende Ermittlung, aber unsere ersten Untersuchungen deuten darauf hin, dass er an einer selbst zugefügten Schussverletzung gestorben ist", sagte der zuständige Sheriff J. Grayson Robinson. Kenny McKinley wurde von einer Freundin in seinem Schlafzimmer gefunden, als diese mit McKinleys Sohn von einem Botengang in das Haus des Profis in Centennial im US-Bundesstaat Colorado zurückkehrte. "Jeder hier ist geschockt und traurig. Er war Teil der Broncos-Familie, wir werden ihn sehr vermissen", heißt es in einer Erklärung von Teambesitzer Pat Bowlen. "Kenny hatte eine vielversprechende Football-Zukunft, aber viel wichtiger ist, dass er ein großartiger Teamkollege war, dessen Lächeln und Persönlichkeit ein Zimmer erhellen konnten", teilte Headcoach Josh McDaniels mit: "Sein Tod ist ein tragischer Verlust für unsere Mannschaft. Unsere Gedanken und Gebete gelten seiner Familie." Der Tod McKinleys ist der jüngste Schicksalsschlag für die Broncos in einer Reihe von tragischen Todesfällen in den vergangenen Jahren. Am Neujahrstag 2007 war Cornerback Darrent Williams bei einer Schießerei getötet worden. Drei Monate später kollabierte Running Back Damien Nash nach einem Wohltätigkeits-Basketballspiel in St. Louis und starb.

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